Mit meiner Methode, die Überwachung durch das Smartphone drastisch zu reduzieren, scheine ich im Trend zu liegen. Ich telefoniere mit einem einfachen Mobiltelefon. Seit geraumer Zeit habe ich auch ein Smartphone mit eigener Nummer und einem billigen Tarif. Das ist die meiste Zeit ausgeschaltet. Ich nutze es nur, um Apps, auf die ich nicht mehr verzichten kann oder will, benutzen zu können. Wann immer ich lediglich telefonisch erreichbar sein will, bzw. die Möglichkeit haben will, zu telefonieren, ist nur das einfache Mobiltelefon angeschaltet.
Die sehr digitalaffine Journalistin und Expertin für digitale Überwachung, Kashmir Hill, hat vor kurzem einen Artikel in der New York Times darüber geschrieben, dass sie erschreckt festgestellt hat, dass sie sich ein Viertel ihrer Lebenszeit mit dem iPhone beschäftigt. Deshalb ging sie für einen Monat auf Entzug und telefonierte stattdessen mit einem Flip-Phone (Falttelefon) ganz ähnlich meinem. Auch der bekannte US-Fernsehmoderator Joe Scarborough ist ein Flip-Phone-Nutzer.
Ich kann berichten, dass man so sehr gut und ohne nennenswerte Einschränkungen leben kann.
Etwas schwieriger ist es, sich von der Seuche Whatsapp zu befreien und aufzuhören, all seine Freunde und sonstigen Kontakte an eine der übelsten Datenkraken der Welt nach Google zu verkaufen. Es gibt gut funktionierende, weit weniger problematische alternative Messenger-Dienste, insbesondere Signal und Telegram. Das Problem dabei ist, dass man jeweils eine ganze Gruppe, die vielleicht schon Whatsapp gewöhnt ist, dazu bringen muss, auf einen anderen Messenger zu wechseln. Einige haben vielleicht keine Lust noch einen weiteren Messenger zu nutzen. Versuchen sollte man es.
Wenn es darum geht, für eine neue Gruppe – seien es Eltern einer Schulklasse, ein Sportteam oder eine Hobbygruppe – einen Kommunikationskanal zu eröffnen, oder wenn man bei der Umstellung einer Gruppe auf einen anderen Messenger keine Einigung erzielen kann, gibt es noch eine weitere Alternative.
Oft lassen sich mit einer Terminplanungs- und Chat-App die Kommunikationsbedürfnisse einer solchen Gruppe gut befriedigen. Die Administratoren können regelmäßige und einzelne neue Termine einstellen. Alle Mitglieder können Nachrichten einstellen und auf diese reagieren. Jeder kann auswählen, ob er über neue Termine und Nachrichten per Mail benachrichtigt werden möchte, oder lieber gelegentlich aktiv nachschaut, was es Neues gibt.
Ein Beispiel ist das deutsche, DSGV-konforme Angebot Klubraum, das es kostenlos für Android, iOS, MacOS und als Web-App gibt.
Jede Gruppe, die sich anders als über Whatsapp organisiert, erleichtert es Menschen, auf die dauernde Nutzung eines Smartphones und vor allem von Whatsapp zu verzichten, ohne sozial abgehängt zu werden.
Nachtrag: Gute Hinweise auf Möglichkeiten zum Schutz gegen Überwachung findet man auf dem Kuketz-Blog,oft auch für IT-Laien geeignet.