Vor wenigen Wochen hat der kalifornische Gesetzgeber beschlossen, dass der Mindestlohn bis 2022 von derzeit zehn auf 15 Dollar steigen wird. Eine Reihe von Städten, darunter San Francisco haben den heftig umstrittenen Mindestlohn von 15 Dollar schon vorher beschlossen. Entsprechend viel Aufmerksamkeit bekommt deshalb derzeit in US-Medien eine Studie aus der Elite-Uni Harvard, derzufolge höhere Mindestlöhne zu deutlich vermehrten Restaurantschließungen führen. Die populäre Finanz-Website Zero Hedge spricht von einer Schock-Studie aus Harvard. Die Trump-nahe Nachrichten-Website Breitbart fand ihren ganz eigenen Zugang. „Mindestlohnerhöhungen drängen Nicht-Eliten-Restaurants aus dem Geschäft“ titelte man dort.
Armen Leuten würden ihre günstigen Restaurants weggenommen, schreibt Breitbart, denn die Studie habe gezeigt, dass vor allem weniger gute Restaurants mit nur einem Stern wegen des Mindestlohns dicht machen müssen. Die Elite, die in nicht betroffene Vier- oder Fünfsternerestaurants geht, würde dagegen nichts merken, weil ihre Restaurants nicht betroffen sind. Diese Interpretation beruht darauf, dass der libertäre Breitbart-Autor die Studie nicht wirklich gelesen hat. Denn das Harvard-Ökonomenehepaar Dara Lee Luca und Michael Luca hat zwar tatsächlich herausgefunden, dass die Schließungswahrscheinlichkeit aufgrund von Mindestlohnerhöhungen bei schlechten Restaurants besonders stark steigt, bei mittlerer Qualität etwas, bei höherer gar nicht. Aber schlecht heißt dabei nicht billig, sondern von Nutzern schlecht bewertet. Die beiden haben nämlich mit Daten der Bewertungsplattform Yelp gearbeitet. Ein dort mit nur einem Stern schlecht bewertetes Restaurant kann sehr teuer sein, umgekehrt kann ein Fünfsternerestaurant durchaus ein Diner oder ein Fast-Food-Restaurant sein, nur eben ein Beliebtes.
Dennoch sind die Autoren tatsächlich angetreten, mit ihren Ergebnissen den mindestlohnfreundlichen Konsens in der US-Ökonomenszene etwas aufzubrechen. Das versuchen sie mit allen möglichen Tricks…
Mehr dazu in meinem Beitrag auf Handelsblatt Online.
zu den fiesen Tricks der empirischen Wirtschaftsforscher siehe: Signifikanz – Die Lebenslüge der empirischen Wirtschaftsforschung
[20.4.17]