Brief aus Athen: Kai Diekmann erklärt den „Pleite-Griechen“ die BILD und blamiert die deutschen Leitmedien

Markus Barth, Athen. Am 23. März kam  Alexis Tsipras zum ersten Mal auf Staatsbesuch nach Berlin. Die griechischen Medien hatten schon am Vortag mit Erstaunen berichtet, dass die Bildzeitung dafür ein Titelblatt auf griechisch vorbereitet habe. Wie das? Nun tatsächlich hatte die vergangene Woche auch eine „Troika“ von BILD-Vetretern der griechischen Hauptstadt einen Besuch abgestattet. Chefredakteur Kai Diekmann, der Chefredakteur

von Bild.de Julian Reichert und der Drachmenverteiler an Pleitegriechen vom Syntagmaplatz des Jahres 2010(!) Paul Ronzheimer kamen nach Athen , um zu sehen „wie es tickt“.

 Gepraechspartner war dabei u.a. der Herausgeber der griechischen Zeitung „Kontra News“ , derjenigen griechischen Zeitung, die dem „Niveau“ der BILD sicherlich am naechsten kommt. Mit Giorgios Kouris, der schon mal häufiger in Untersuchungshaft war,  weil er dem Finanzamt einige Millionen schuldet, hat BILD eine laengere Beziehung. Wir erfahren von den BILD-Journalisten unter anderem, dass für den „Medienmogul“ Kouris inzwischen der Ex-Verteidigungsminister der CDU-Partnerpartei Nea Dimokratia Panos Panajiotopoulos als Journalist arbeitet und dass der Ex-Gesundheitsminister, Ex-Fraktionssprecher und jetzige Parlamentsabgeordnete der ND Adonis Giorgiadis seine Telemarketing-Spots  im Studio von Kontra news fabriziert.
 
Auch mit dem international anerkannten Chefredakteur der seriösen konservativen Tageszeitung Kathimerini Alexis Papahelas reden die BILD-Leute. Ein Foto berichtet vom „intensiven Austausch beim Essen“ ohne aber im Geringsten auf den Inhalt des Gespraechs einzugehen. Diesen erfahren wir aber aus der Kathimerini selbst. Und der hat es in sich! In der Reihe „Ein Essen mit der Kathimerini“ ueber die ich im „Brief aus Athen“ schon anlaesslich des Spiegel-Interviews mit Tsipras  berichtet hatte , erklaert die Journalistin Xenia Kounalaki was Diekmann so über die BILD zu erzaehlen hat. 
 
Wir sind eine „politisch nicht korrekte“ Zeitung habe Diekmann stolz gesagt, „wir sind die ausserparlamentarische Opposition Deutschlands “. Auf den Vorwurf die BILD sei doch in hohem Grade schuld am gegenwärtig schlechten Niveau der Beziehungen zwischen Deutschland und Griechenland habe Diekmann geantwortet, er fühle sich keineswegs verantwortlich. Um das zu belegen habe er Giannis Varoufakis zitiert. Was der in der ARD-Dokumentation über die Troika gesagt habe, naemlich dass es unmoeglich sei, dass Griechenland seine Schulden je zurückzahlen könne, sei doch das, was auch die BILD immer gesagt habe und das habe doch auch der damalige Präsident der EU-Kommission Romano Prondi vom Beginn der Krise an gesagt.
 
Er glaube keineswegs , dass die BILD am „unerklärten deutschgriechischen Krieg“ mitschuldig sei. Sie schreibe schlicht dasselbe was auch die seriösen Zeitungen schrieben nur mit etwas groberem Stil und fetteren Buchstaben. So habe z.B. die seriöse FAZ am Vortag die Syriza-Regierung eine „Gangster-Regierung“ genannt. Wir haetten uns das nicht getraut, habe Dieckmann betont.
 
Auf die Frage zum Verhaeltnis mit Varoufakis habe Diekmann lachend gesagt es sei „als ob der für uns arbeite“ , jeden Tag liefere der etwas was für die Titelseite tauge. Allerdings habe dieser in „recht heftiger Weise“ ein Interview in diesem Flaggschiff der gelben Presse abgelehnt. Auf die Aussage der griechischen Journalistin dass sie eine gewisse BILD-aehnliche Zeitung in Griechenland nicht lese sei Diekmann in Gelächter ausgebrochen. Diese Zeitung sei ja auch nicht wirklich BILD, da sie ja Kommentare mit immerhin 400 Worten habe.
 
Danach geht es in der Diskussion um die Bild-Aktion mit den selfies „Kein Milliarden für die gierigen Griechen“. Nach Meinung Diekmanns gaebe es in Berlin ein Klima von politischer Heuchelei und Doppelzüngigkeit. Viele Abgeordnete der Regierungsparteien haetten Schwierigkeiten ihren Waehlern die Unterstützung für Griechenland zu erklären. Auf den Hinweis, dass auch der deutsche Journalistenverband sich gegen diese Kampangne ausgesprochen habe, habe Diekmann ironisch gekichert. Das sind halt Gewerkschaftler habe er gesagt.
 
Es folgt eine Diskussion um Heinrich Boell, Katharina Blum, Sexismus , Bader Meinhoff und vieles andere … zum Abschied zeigt Diekmann seine neuesten Tatoos.
 
Die Kathimerini fügt einen Lebenslauf Diekmanns an und vergisst nicht zu erwähnen, dass er sein Studium an der Universitaet Muenster abgebrochen hat , dass er die Tochter des Gross-Verlegers Jahr geheiratet hat , dass er die TAZ angezeigt hat weil diese behauptete er habe eine Penisverlaengerungsoperation gemacht und daa Helmut Kohl sein Trauzeuge bei der zweiten Heirat gewesen ist.
 
Der Informationsaustausch zwischen Deutschland und Griechenland scheint auf einem guten Weg.
 

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