Der nicht ganz zur Recht, aber um so mehr gehypte Weltgeschichtserklärer Yuval Harari hat in einem aktuellen Interview ganz Ähnliches gesagt wie jüngst Peter Schwartz, der Futurologe und Mitverfasser des Lock-Step-Szenarios (Gleichschritt) der Rockefeller Stiftung.
Schwartz hatte im August gesagt, wir würden uns an die totale Überwachung gewöhnen und sie begrüßen, weil sie uns mehr Bequemlichkeit bringe, und das sei auch gut so.
Der Macher des Gleichschritt-Szenarios der Rockefeller Stiftung wirbt nun offen für Totalüberwachung
Was Harari von sich gab, war inhaltlich ganz ähnlich, nur im Tenor etwas anders, weil es mit Wörtern wie Gefahr garniert war. Eine echte Bedeutung hatte diese Garnitur aber nicht, wie wir gleich noch sehen werden. Letztlich bewirkt das, unabsichtlich oder absichtlich, einen Gewöhnungseffekt, ganz im Sinne der Stiftung. Totalüberwachung für vermeintlich gute Zwecke wird hoffähig gemacht.
Die Rockefeller Stiftung hatte ihr Lock-Step-Szenario 2010 ausdrücklich als Leitfaden für mächtige Stiftungen präsentiert.
„Selbst nachdem die Pandemie abgeklungen war, blieb die autoritärere Kontrolle und Beaufsichtigung der Bürger und ihrer Aktivitäten bestehen und wurde sogar noch intensiviert. … Die Bürger gaben bereitwillig einen Teil ihrer Souveränität – und ihrer Privatsphäre – an paternalistischere Staaten ab, im Austausch für mehr Sicherheit und Stabilität. Die Bürger waren duldsamer und sogar begierig auf Führung und Aufsicht von oben, und die nationalen Führer hatten mehr Spielraum, um die Ordnung so durchzusetzen, wie sie es für richtig hielten.
Ausführlicher hier:
Gleichschritt – Das unheimlich weitsichtige Pandemie-Szenario der Rockefeller Stiftung
Schwartz sagte in einem Interview mit dem San Francisco Chronicle am 16. August:
„Wir werden nach und nach sehr viel mehr Überwachung akzeptieren. Und am Ende wird es uns nicht stören, weil es – für die meisten Menschen in den meisten Situationen – mehr nützt als schadet. Meine Vermutung ist, dass wir eine Welt mit sehr viel mehr elektronischer Interaktion haben werden, und unser digitaler Fußabdruck wird überall sein. Wir leben nun in einem globalen Dorf, in dem alles über jeden in Erfahrung zu bringen ist. … Wir bewegen uns auf die Welt des globalen Dorfes zu und wir müssen annehmen, dass jeder alles weiß. Ich gehe davon aus, das ist die Realität, die am Entstehen ist.
Schwartz tut so, als ob diese Realität entstünde, und zwar unausweichlich, und lädt uns ein, sie dann doch lieber gut zu finden, als sie abzulehnen und uns zu grämen. Damit leugnet er implizit, dass er und seine Partner seit zehn Jahren an der Verwirklichung und Propagierung dieses Szenarios arbeiten.
Vergleichen wir das mit dem, was Harari am 23.10. im Interview mit t-online sagte:
„Im schlimmsten Fall werden sich die Menschen in 50 Jahren daran erinnern, dass im Jahr 2020 mithilfe der Digitalisierung die allgegenwärtige Überwachung durch den Staat begann. Demokratische, pluralistische Gesellschaften widersetzen sich dieser Art der Kontrolle der Bevölkerung [wie in China] – noch. Aber angesichts der Corona-Epidemie könnten auch die liberalen Demokratien ihre Abneigung gegen die Überwachung ihrer Bürger ablegen. Eine 24-Stunden-Kontrolle ist in unserer zunehmend digitalen Welt überhaupt kein Problem mehr. Ich bin mir nicht sicher, ob dieses Szenario eintreten wird. Aber ich habe die Befürchtung, dass die totale Kontrolle eine Folge der Corona-Krise werden könnte. Viele Dinge, die im Westen noch vor einem Jahr undenkbar waren, sind durch die Pandemie nun auch dort plötzlich akzeptabel geworden. Die meisten Leute akzeptieren das gegenwärtig. Überwachung per se ist ja auch nichts Schlechtes. Überwachung ist die beste Verteidigung gegen Epidemien.
Okay, er ist sich nicht sicher, ob es so kommt, aber die Gefahr ist da, sie geht vom Staat aus, nicht etwa von den IT-Konzernen und den großen Stiftungen, und die Menschen akzeptieren die Totalüberwachung. Klingt fast genau wie bei Schwartz. Was soll da noch schiefgehen.
Jedenfalls sei die totalitäre Versuchung groß, insbesondere weil China mit seiner entsprechenden Strategie so großen Erfolg bei der Corona-Bekämpfung hat. Es sei also damit zu rechnen, dass sich eine Regierungsform mit autoritärer Totalüberwachung ausbreitet, was aus gesundheitspolitischer Sicht auch gar nicht schlecht sei. So könne man auch die Grippe besser bekämpfen.
Wenn jemand allen Ernstes die Nachteile totaler Überwachung mit deren Vorteilen bei der Grippebekämpfung abwägt, dann arbeitet er ziemlich deutlich an der Bagatellisierung der Totalüberwachung und wenn er noch so oft vorher von „Gefahr“ geredet hat.
Nach diesen Vorteilen kommt das scheinbar große Aber. Denn das könne auch für die weltweite lückenlose Kontrolle der Menschen genutzt werden:
„Wir sind heute in der Lage, die perfekte Diktatur zu errichten. Es wäre ein autoritäres Regime, wie es dieser Planet noch nicht gesehen hat. Eine Diktatur, die schlimmer wäre als Nazideutschland oder die Sowjetunion unter Josef Stalin, ist heute denkbar.
Okay, also wir haben bessere Grippe- und Pandemiebekämpfung auf der einen, die Gefahr einer perfekten Diktatur, schlimmer als Hitler und Stalin auf der anderen Seite. Wie entscheiden wir uns, was tun wir dagegen?
Wenn nur die Angst vor der Pandemie groß genug ist (oder gehalten wird), und die Regierenden Bewegungsfreiheiten von Überwachung abhängig machen, dann wählen wir „sehr wahrscheinlich“ die Überwachung, meint Harari, und zwar „in Westeuropa ebenso wie in China“.
Und was tun wir dagegen, dass eine schlimme Diktatur entsteht, die diese Möglichkeiten der Totalüberwachung missbraucht und dann praktisch nicht mehr zu stürzen ist?
„Wir dürfen nicht immer nur auf das Negative in der Welt schauen, sondern wir müssen erkennen: Wenn jedes Individuum sich besser verhält, wird auch die Welt besser. Es ist kein Naturgesetz, dass wir uns bekriegen müssen. Wenn es zu Konflikten kommt, dann liegt das einzig und allein an unserem Verhalten – und an der Art und Weise, wie wir Technologie einsetzen.
Aha. Dagegen, dass die Mächtigen eine Diktatur errichten hilft Wohlverhalten der Bürger. Und was noch?
„Wenn die Regierung die Überwachung der Bürger verstärkt, dann müssen folglich die Bürger die Kontrolle der Regierung verschärfen. Alle erhobenen Gesundheitsdaten dürfen also nur jenen Behörden zur Verfügung stehen, die sich der Bekämpfung von Epidemien widmen. Alle anderen dürfen sie weder sehen noch verwenden – sonst ist die Versuchung zu groß, sie auch für andere Zwecke zu nutzen. Die Geschichte der Menschheit hat gezeigt, dass wir Menschen dazu neigen, alles zu tun, was wir tun können.
Ist das nicht possierlich? Wir sollen nicht verhindern, dass die Regierenden diese Macht bekommen. Nein. Wir sollen darauf achten, dass sie die umfassenden Daten über uns fein säuberlich in getrennten Silos aufbewahren. Als ob das je geklappt hätte. Harari liefert selber das Gegenargument mit dem letzten Satz im obigen Zitat. Die Regierungen – und bei weitem nicht nur diese – haben bisher noch immer Wege gefunden, Informationen, die sie über uns haben, für Überwachung zu nutzen.
Das weiß ganz sicher auch Harari. Spätestens an dieser Stelle fängt man an, ihn nicht für naiv, sondern für einen Propagandisten zu halten. Dafür bekommt man noch mehr Anlass.
Absurde Verschwörungstheorien
Gefragt nach Verschwörungstheorien vergisst Harari scheinbar alles, was er bis dahin gesagt hat:
„Verschwörungstheorien suggerieren, dass die ganze Welt von einer kleinen Elite kontrollierbar sei, dabei ist das vollkommen unrealistisch. Schaut man sich die Menschheitsgeschichte an, sieht man deutlich: Selbst die mächtigsten Regierungen sind oft ahnungslos, was geschieht. Sie machen Pläne – aber das genaue Gegenteil tritt ein.
Aha. Oben redet er von ganz neuen Möglichkeiten, die ganze Weltbevölkerung umfassend und automatisiert zu überwachen, Möglichkeiten, die es noch nie gab und die eine ganz neue Qualität darstellen. Und jetzt ist plötzlich allein die Vorstellung, die Möglichkeiten könnten genutzt werden, eine absurde Verschwörungstheorie. Die Geschichte zeige das. Die Geschichte kann nichts zeigen, wenn etwas noch nie dagewesen ist.
Noch nachdrücklicher als Schwartz versucht der Bestsellerautor uns zu überzeugen, dass es auf keinen Fall mächtige Kräfte gibt, die daran arbeiten, die neuen Möglichkeiten, die er beschreibt, zur Wahrung und Vermehrung ihrer Macht zu nutzen. Wenn es passiert, dann von selbst. Alles andere: unrealistisch.
Nur Mensch-Maschinen überleben
Seine weltgeschichtlichen Erkenntnisse zur darwinistischen Auslese und gegenseitigen Ausrottung, auch was Menschenrassen angeht, wendet Harari auf die Frage an, ob Biotechnologie und künstliche Intelligenz eine Kaste von „Supermenschen“ hervorbringen könnten, während der Rest der Menschheit zu einer „nutzlosen“ Kaste deklassiert wird – und was man davon halten soll.
„Im schlimmsten Fall werden Teile der Menschheit verschwinden. Heute gibt es eine neue Art von Entität auf der Welt: die Künstliche Intelligenz. Diese KI könnte uns das antun, was wir den Neandertalern angetan haben.
Und was tun wir dagegen? Wir machen mit und schauen, dass wir zu den überlebenden Gewinnern gehören, oder in den Worten Hararis:
„Ob eine neue Technologie gut oder schlecht ist, liegt also im Auge des Betrachters: Gehört man zu den überlebenden Gewinnern oder zu den Ausgerotteten?
Wettlauf mit China
Mit seinem darwinistischen Blick auf künstliche Intelligenz stützt Harari voll die Linie der Rockefeller Foundation und die des Natioanal Security Council on Artificial Intelligence (NSCAI) der USA unter Leitung des ehemaligen Google CEOs Eric Schmidt.
Der NSCAI hat in seinen Reports vor allem Datenschutz und sonstige hemmende Regulierungen bei der Anwendung künstlicher Intelligenz dafür verantwortlich gemacht, dass die USA zuerst ihre Führerschaft bei der Informationstechnologie und dann ihre militärisch-politische Vorherrschaft an China zu verlieren drohen, mit der deutlichen impliziten Folgerung: Alles muss erlaubt sein, was die Technologieführerschaft der USA bewahren hilft.
Wie Covid-19 den USA in der Konkurrenz mit China um die globale Vorherrschaft hilft
In einem Interview am 15.10. forderte Schmidt kürzlich ausdrücklich, was auch immer nötig sei, müsse auch möglich sein (whatever it takes“) und fügte hinzu: „Wir wollen dass die USA dieses Zeug erfinden, oder mindestens der Westen.“
In der Konkurrenz um die Bewahrung der Weltherrschaft kann man nicht lange nachdenken, welche Arten von künstlicher Intelligenz man haben und wie man sie einsetzen will – oder eben nicht.
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