Buchempfehlung: Thilo Bodes „Resist! Aufruf zum Widerstand“

3. 10. 2025 | Mit Thilo Bode hat einer der einflussreichsten Umwelt- und Verbraucherschutzaktivisten eine selbstkritische Bilanz seiner Arbeit und der seiner Branche vorgelegt. „Resist!“ ist ein Aufruf an seine Nachfolger, es besser zu machen als er selbst und die NGOs seiner Zeit: weniger Kompromisse einzugehen und mehr Distanz zur Macht zu halten.

Thilo Bode: „Resist! Aufruf zum Widerstand. Erinnerungen eines politischen Aktivisten.“ DVA. Hardcover. 304 S. 26 Euro.

Thilo Bode hat in drei Wirkungsfeldern versucht, die Welt besser zu machen. Er war erst in der Entwicklungshilfe, dann als Chef von Greenpeace tätig, bevor er die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch gründete und lange Jahre leitete. Er und die Organisationen, denen er vorstand und mit denen er kooperierte, haben viel bewirkt, zum Beispiel haben sie das EU-Freihandelsabkommen TTIP mit den USA verhindert.

Trotzdem fällt Bodes Rückblick auf seine jahrzentelange Arbeit und die der sogenannten Nichtregierungsorganisationen (NGO) kritisch aus. Vielen in diesen Organisationen werden die Empfehlungen nicht gefallen, die er in in diesem Buch gibt, damit sie mehr Positives oder manchmal überhaupt etwas Positives bewirken. Bode schreibt:

„Ich war Teil der beschriebenen NGO-Aktivitäten. Erst beim Schreiben meiner Erinnerungen wurde mir klar, was ich hätte anders machen können, es zumindest hätte versuchen müssen – und was ich heute der Zivilgesellschaft empfehlen kann. Diese Empfehlungen habe ich im vorliegenden Buch festgehalten.“

Die unbequemeren seiner Kritikpunkte und Empfehlungen für die Bereiche Entwicklungshilfe, Umwelt- und Klimapolitik sowie Ernährungs- und Verbraucherschutzpolitik lauten in seiner eigenen Zusammenstellung:

„Entwicklungshilfe: Transparenz und öffentliche Kontrolle

Entwicklungshilfe findet ohne öffentliche Kontrolle statt, deshalb lässt sich nicht beurteilen, ob sie hilft oder sogar schadet. Es fehlt eine unabhängige Evaluierung der Projekte. Mehr Hilfe ist nicht immer gut, weniger nicht immer schlecht. Der Erfolg von Entwicklungshilfe wird am Erfolg einzelner Projekte gemessen. Dies sagt wenig darüber aus, ob die Hilfe langfristig zur positiven Entwicklung eines Landes beigetragen hat.

Die Entwicklungshilfe hat kaum Hebel, die ländliche Armut zu beseitigen, da diese oftmals die Änderung der Landbesitzverhältnisse erfordert. Deshalb eignet sie sich nicht als Instrument der Armutsbekämpfung und damit zur Steuerung der Migration aus Entwicklungsländern.

Die NGOs in der Entwicklungshilfe stellen keine kritische Stimme dar. Zu einem großen Teil finanziert das Entwicklungshilfe-Ministerium die Budgets von Entwicklungshilfe-NGOs. Diese finanzielle Abhängigkeit der NGOs verhindert sachlich notwenige Kritik an der Praxis der Entwicklungshilfe.

Negative Effekte, z.B. durch protektionistische Handelspolitik oder durch Außenpolitik können den Nutzen von Entwicklungshilfe mindern. Die von Deutschland finanzierte Ausbildung der tunesischen Polizei unter dem Diktator Ben Ali hat zum massiven Anstieg des militanten Islam in Tunesien beigetragen und damit auch unsere eigene Sicherheit in Deutschland gefährdet.

Umwelt- und Klimapolitik: Konfrontation statt Kooperation und Kampagnen für eine soziale Klimapolitik!

Trotz großer Erfolge der Umwelt- und Klimabewegung: Die Meta-Ziele – Verringerung der Kohlendioxid-Emissionen, Erhalt der Artenvielfalt, saubere Meere, Schutz der Wälder – sind nicht nur nicht erreicht, sie stehen wieder zur Disposition.

Es fehlt eine kritische Selbstreflexion, was die Umweltverbände in der Vergangenheit besser hätten machen können. Statt Konfrontation mit den Verursachern der Schäden hat Kooperation zur Selbstentmachtung der NGOs geführt. Nur permanente Konfrontation erhöht den Druck und führt zu Veränderungen. Kontraproduktiv ist es, dass NGOs in Brüssel sich von der EU-Kommission finanzieren und vorschreiben lassen, was sie in ihren Kampagnen tun dürfen und was nicht.

Klimapolitik muss auch Sozialpolitik sein. Die Umstellung des fossilen Energiesystems auf regenerative Energien führt zu einer stetigen Verteuerung aller Preise für Güter- und Dienstleistungen. Effektive Klimapolitik muss einkommensschwache Schichten davor schützen, sonst erhält sie keine Unterstützung. Deshalb war es ein katastrophaler Fehler, das Klimageld nicht auszuzahlen.

Agrar-, Lebensmittel- und Verbraucherpolitik: Ein Europa für Bürger, nicht nur für Profite!

Der Lebensmittelmarkt ist nicht transparent und schützt Verbraucher nicht vor Täuschung und Gefährdung ihrer Gesundheit. Verbraucher können die Qualität der Lebensmittel nicht beurteilen. Wahlfreiheit existiert nicht.

Staatsversagen: Weil Verbraucher selbst nicht nachprüfen können, ob Lebensmittel ihnen schaden, kann der Staat sich der Verpflichtung, seine Bürger vor gesundheitlichen Schäden und Täuschung zu schützen, entziehen.

Wichtige NGOs und Bio-Verbände kooperieren mit den Verursachern der gewaltigen Umweltschäden der Landwirtschaft – z.B. in der „Zukunftskommission Landwirtschaft“ und in der „Borchert-Kommission („Tierwohl-Label“). Sie unterstützen den uneffektiven Subventionswahnsinn in der Landwirtschaft.

Die Binnenmarkt-Regel „Grundfreiheit“ des freien Warenaustauschs verhindert effektiven Verbraucherschutz. NGO’s üben keine Kritik am Binnenmarkt und an den Demokratie-Defiziten der Union, auch aus Angst vor Beifall von der falschen (rechten) Seite. Der Traum von einem geeinten und souveränen Europa für Bürger bleibt ein Traum, wenn NGOs vor deutlicher struktureller Kritik zurückschrecken.“

Das Buch erscheint am 15. Oktober und ist vorbestellbar.

Mehr

Gabriel hängt sein TTIP-Fähnchen in den drehenden Wind
Foodwatch-Chef Thilo Bode hat mit seinem Buch „Die Freihandelslüge“ eine konzertierte Desinformationskampagne von EU-Kommission, Wirtschaftsverbänden und Lobby-Organisationen, sowie des Wirtschaftsministeriums enttarnt und die Übeltäter genötigt, ihre falschen Darstellungen der angeblichen Wachstumswirkungen des EU-USA-Freihandelsabkommens TTIP zu streichen oder zu korrigieren.