7. 05. 2024 | Weil mir sehr viele Leser einen Heise-Online-Artikel vom 5. Mai zuschicken, in dem es um die angebliche Wiederentdeckung der Vorzüge des Bargelds durch die Schwedische Reichsbank in deren aktuellem Jahresbericht geht (vielen Dank), will ich mich doch noch zu dem Thema äußern und für Aufklärung sorgen. Der Kurswechsel der Zentralbank begann schon 2016. Bei der Regierung dauerte es länger.
Im Vorspann des insgesamt sehr informativen Artikels von Heise-Online heißt es etwas irreführend:
„Die schwedische Riksbank betont plötzlich die unverzichtbare Rolle von Bargeld für sichere, allgemein verfügbare Zahlungssysteme. Das ist ein Strategiewechsel.“
Das mit dem Strategiewechsel stimmt zwar. Dieser begann aber schon vor acht Jahren, nachdem die Notenbank gemeinsam mit den Geschäftsbanken bis dahin ihr Möglichstes getan hatte, das Bargeld schnell zurückzudrängen. Hier meine Berichterstattung dazu:
Schwedens Zentralbank bremst den Marsch in die bargeldlose Gesellschaft
20. 03. 2016 | Wenn uns interessierte Kreise über die Medien die Vorzüge einer bargeldlosen Gesellschaft nahebringen wollen, ist Schweden nicht weit. Dort gibt es in vielen Bankfilialen kein Bargeld mehr und vielerorts werden auch Kleinstbeträge bargeldlos bezahlt. Doch ausgerechnet die Schwedische Reichsbank bricht nun eine Lanze für das Bargeld. Die bargeldlose Welt hat nämlich auch aus ihrer Sicht Schattenseiten. (…) In einer Stellungnahme zu Regierungsplänen für die Umsetzung einer Richtlinie der EU zum allgemeinen Zugang zu Bankkonten mit Basisfunktionen, fordert die Notenbank die Aufnahme einer Vorschrift in das Gesetz, die Banken zwingt für die Deckung des Bedarfs der Bevölkerung an Bargeld zu sorgen.
Zweieinhalb Jahre später erneuerte die Notenbank ihre Forderung nach einem Gesetz zur Aufrechterhaltung der Bargeldversorgung:
Ausgerechnet Schwedens Notenbank wird zur Kämpferin für das Bargeld
6. 11. 2018 | Schweden ist nicht nur das Land, in dem die Verdrängung des Bargelds am weitesten fortgeschritten ist – unter langjähriger tätiger Mithilfe der Notenbank. Es ist auch das Land, in dem sich die Nachteile dieser Entwicklung bereits am deutlichsten zeigen. Deswegen plädiert die Schwedische Reichsbank nun für ein scharfes Gesetz, um die Banken zu zwingen, die Bargeldversorgung aufrecht zu erhalten.
Wenig später machte sich die sozialdemokratische Regierung, wie der Artikel von Heise-Online beschreibt, an die Aufgabe, die Bargeldversorgung sicherzustellen, allerdings nur mit begrenztem Eifer und Erfolg.
Deshalb hat im Januar die neu gewählte konservative Regierung beschlossen, Maßnahmen zu ergreifen, um zu garantieren, dass man elementare Güter und Dienstleistungen mit Bargeld bezahlen kann. Ein Sonderberichterstatter soll bis Jahresende klären, welche das sind.
Schwedens neue Regierung will ein Recht auf Barzahlung
22. 01. 2024 | Die Bargeldabschaffung passiert nicht, sie wird mit Untersützung der Regierungen gemacht. Wenn die Bürger das nicht mehr wollen und eine neue Regierung wählen oder zu wählen drohen, kann sich das recht schnell ändern. Das zeigt nach Italien, Österreich, Slowakei und Norwegen nun ausgerechnet der Vorreiter bei der Bargeldbeseitigung, Schweden.
Fazit
Die Wende im gern gepriesenen, angeblichen Vorbild in Sachen modernes Bezahlen ist schon lange im Gange. Sie wurde nur von unseren Medien weitgehend verschwiegen. Neu ist allerdings die noch stärkere Betonung des Arguments des Zivilschutzes im Fall von Stromausfällen, Katastrophen und Kriegen aus offenkundigem Anlass.