Bargeldabschaffung in Freiburger Bussen zeigt die perfide Salamitaktik der Bargeldabschaffer

11. 03. 2024 | Die Freiburger Verkehrsgesellschaft VAG hat Elektrobusse in Betrieb genommen, in denen man Fahrkarten nur noch an Automaten kaufen kann, die kein Bargeld akzeptieren. Wie so oft in solchen Fällen wird die Einführung einer anonymen, mit Bargeld aufladbaren Bezahlkarte lediglich für die Zukunft versprochen.

Es hat ganz offenkundig System: Die Barzahlung in Bussen wird ganz oder teilweise abgeschafft. Den Protesten dagegen wird mit dem Versprechen geantwortet, dass als Ersatzlösung für diejenigen, die nicht mit Karte oder Handy zahlen können oder wollen, bald  anonyme Bezahlkarten angeboten würden, die mit Bargeld aufladbar sind. Bis es soweit ist und die meist kundenunfreundlichen Ersatzlösungen bereitstehen, werden die Fahrgäste gezwungen, sich an die Bezahlart zu gewöhnen, die sie nicht wollen, oder schwarz oder gar nicht zu fahren.

In Hamburg gab es bei Abschaffung der Barzahlung in den Bussen die Bezahlkarten an viel zu wenig Verkaufsstellen und sie waren ständig ausverkauft. In Berlin schaffte der Senat im September 2023 ein zweites Mal die Barzahlung in Bussen ab. Die vorherige Abschaffung – damals unter dem Vorwand des Gesundheitschutzes – war zuvor im Wahlkampf rückgängig gemacht worden. Beim zweiten Mal wurde eine anonyme Bezahlkarte als Ersatz angeboten. Allerdings wurde das nur wenige Wochen vorher kommuniziert und ein „breites Vertriebsnetz“ aus Spätverkaufsstellen, Einzelhändlern und Tankstellen war zum Zeitpunkt der Bargeldabschaffung im Bus noch in Planung. Wie zum Hohn hat Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) später angekündigt, auch die Barzahlungsmöglichkeiten an Automaten beschränken zu wollen.

Ähnlich wird es wohl bei Deutschlands größtem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) laufen. Der hat beschlossen künftig im gesamten Nahverkehr Papiertickets und Barzahlung abzuschaffen (was die politischen Aufseher genehmigt haben), sodass Kunden Smartphone-Apps nutzen müssen. Zu der absehbar völlig unzureichenden Ersatzlösung für Menschen, die nicht digital bezahlen können oder wollen, gibt es noch keinen Beschluss. Die verantwortlichen Politiker „hoffen“ lediglich, dass es eine datenschutz- und kundenfreundliche Lösung mit Bezahlkarte geben werde. Zur Bedingung für ihre Zustimmung haben sie es nicht gemacht. Derartige Beispiele lassen sich noch mehr anführen.

Nun kommt mit der Freiburger VAG ein weiteres Beispiel hinzu. Das städtische Unternehmen hat am 10. März die ersten sechs von 28 bestellten Elektrobussen in Betrieb genommen. In diesen kann man nicht mehr beim Fahrer bezahlen, sondern nur an im Bus installierten Automaten. Diese akzeptieren kein Bargeld. Auf ihrer Netzseite kündigt die VAG an, dass es „in Kürze“ eine mit Bargeld aufladbare Bezahlkarte geben werde. Ein Vertriebsnetz für die Karten soll es nicht geben. Man soll sie „im Kundenzentrum“ kaufen können.

Auf die Frage, warum die Bezahlkarte nicht zum Beginn der teilweisen Bargeldabschaffung verfügbar sei, antwortete eine VAG-Sprecherin, dies sei geplant gewesen, aber ein Dienstleister habe sie verzögert bereitgestellt. In Anbetracht der Zeit, die es braucht, die Busse und Automaten herzustellen und zu beliefern, ist schwer zu verstehen, warum bei gutem Willen regelmäßig die Ersatzlösung für Barzahler zu spät fertig werden sollte. Bezahlkarten sind ja nun keine Raketenwissenschaft. Die sind weltweit massenhaft in unzähligen Varianten im Einsatz.

Ob das Bundesministerium für Digitales und Verkehr, das eine „Digital-only“-Strategie ausgerufen hat und 7,2 Mio. Euro der 19 Mio. Euro Kosten des Projekts trägt, Vorgaben in Sachen Bezahlmöglichkeiten gemacht habe, wollte ich ebenfalls wissen. Die Antwort war „Nein“.

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