Das Folgende ist die gekürzte Version eines Beitrags, der in ganzer Länge auf dem Blog von www.bargeldverbot.info zu lesen ist.
Hakon von Holst. Der amerikanische Kreditkartenkonzern Mastercard hat sich einer Welt ohne Bargeld verschrieben. Zur Verwirklichung seines Ziels zieht das Unternehmen alle Register. In diesem Artikel erhalten Sie Einblick, wie Mastercard weltweit die öffentliche Meinung manipuliert und zugunsten digitaler Zahlungsmittel umstimmt. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf dem Versuch, Bargeld als unhygienischen und gesundheitsgefährdenden Gegenstand im Bewusstsein der Gesellschaft zu verankern.
März 2013: Eine Nachricht geht um die Welt
USA
CNN, 28. März: »Wenn Sie dachten, dass es dreckiges Geld nur auf Offshore-Konten gibt, überprüfen Sie stattdessen Ihren Geldbeutel. Aber Sie könnten danach Ihre Hände waschen wollen. […]. Eine Oxford-Studie kommt auf durchschnittlich 26.000 Bakterien je Banknote.«
Schweiz
Blick, 26. März: »Ekel-Geld: Viele Schweizer finden Bargeld unhygienisch[.] 64 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer finden ihr Bargeld unhygienisch. Kein Wunder, denn es ist besonders schmutzig.«
Russland
Komsomolskaya Pravda, 27. März: »Auf jeder russischen Banknote finden sich 30.000 Bakterien[.] […]. Unser Finanzministerium plant eine Obergrenze für Barzahlungen einzuführen […]. Man sagt, es sei einfacher, gegen diejenigen zu kämpfen, die keine Steuern zahlen […]. Nun gibt es einen weiteren Grund, sich vom Bargeld […] zu trennen: die Hygiene.«
Japan
CNN Japan, 31. März: »Eine unabhängige Studie, die […] von Wissenschaftlern der Universität Oxford durchgeführt wurde, ergab, dass sich durchschnittlich 26.000 Bakterien auf jeder Banknote befinden.«
Und so weiter, überall auf der Welt die gleichen Artikel über schmutziges, gesundheitsgefährdendes Bargeld.
Die banale Grundlage der globalen Nachricht
Was war geschehen? Mastercard hatte in Oxford eine Untersuchung in Auftrag gegeben. Unter der Leitung von Prof. Ian Thompson wurden Banknoten verschiedener Währungen auf ihre Keimzahl hin überprüft. Start war Freitag, der 15. März 2013. Für die jungen Forscher etwas Abwechslung im trockenen wissenschaftlichen Alltag.
Um die Bakterien auf den Geldscheinen zählbar zu machen, wurden die genommenen Proben für 5 Tage in den Wärmeschrank gestellt. Anhand der Anzahl der Kolonien von Mikroben, die sich in dieser Zeit gebildet hatten, konnte ein Rückschluss darauf gezogen werden, wie viele Bakterien zuvor auf der Banknote saßen.
Halten wir aber fest: Die »Studie«, wie die Untersuchung an der erlauchten Eliteuniversität Oxford in vielen Presseberichten bezeichnet wurde und wird, war eine einfache Laboruntersuchung im Auftrag eines Kreditkartenkonzerns. Mastercard durfte die Ergebnisse exklusiv in die Öffentlichkeit tragen.
Fünf Tage nach Auswertung der Proben wendet sich das Unternehmen an die Medien. In seiner internationalen Presseerklärung beginnt Mastercard mit einer Interpretation der Resultate einer Onlinebefragung, mit deren Durchführung der Konzern eine britische Marktforschungsfirma beauftragt hatte:
„57% glauben, dass Banknoten und Münzen der am wenigsten hygienische Gegenstand sind, mit dem sie in Kontakt kommen, noch vor den Handläufen von Rolltreppen.«
Leicht abgewandelt heißt es in der deutschen Variante der Presseerklärung:
„So sind 51% der Deutschen davon überzeugt, dass kein Alltagsgegenstand so unhygienisch ist wie Banknoten und Münzen. Nicht einmal den Kontakt mit Rolltreppenhandläufen scheuen sie mehr.«
Das tatsächliche Ergebnis der Umfrage stützt diese Aussage keinesfalls. Die an die Teilnehmer gestellte Frage lautete: »Könnten Sie bitte eine Rangfolge der folgenden Gegenstände in Bezug auf die Hygiene aufstellen, wobei 1 die höchste und 4 die niedrigste Hygienekategorie ist?« Zur Auswahl standen dabei aber nur »Bücher in einer Bücherei«, »die Tasten auf einem Kartenbezahlterminal«, »der Handlauf an einer Rolltreppe« und »Banknoten und Münzen, die Sie als Wechselgeld bekommen«. Türklinken von Toiletten oder Einkaufswagen standen nicht zur Auswahl, Haltegriffe in Bus und S-Bahn auch nicht. Der ausdrückliche Hinweis auf Banknoten ALS WECHSELGELD vermittelte der befragten Person, dass mit dem Gegenstand auch fremde Menschen in Kontakt waren. Vor diesem Hintergrund ist es nicht mehr so verwunderlich, gut die Hälfte aller Teilnehmer Wechselgeld als den unhygienischsten unter den genannten Dingen betrachteten.
Mit Verweis auf die Untersuchung in Oxford folgt die Feststellung, dass auf einer durchschnittlichen Banknote 26.000 Bakterien sitzen (auf Euro-Banknoten im Schnitt 11.066, also etwas weniger). Dabei säßen selbst auf der allerneuesten Banknote bereits 2400 Bakterien.
Weiter geht es mit einem Zitat von Ian Thompson, unter dessen Leitung die Tests durchgeführt wurden. Er erwähnt, dass eine größere Zahl Bakterien einer krankheitserregenden Mikrobenart zur Infektion führen kann. Auf die Voraussetzungen, dass die notwendige größere Zahl Bakterien von EIN UND DERSELBEN ART sein müssen und dann in den Körper gelangen müssen, geht Mastercard allerdings nicht ein.
In verschiedenen externen Versuchen wurde darüber hinaus immer wieder festgestellt, dass auf Banknoten hauptsächlich Bakterien der menschlichen Hautflora vorkommen.
Ian Thompson lieferte für sein Geld offenbar jede Menge auf die verschiedenen Zielländer abgestimmte Zitate. In der Internationalen Presseerklärung wurde er zitiert mit:
„Die Europäer sind nicht grundlos der Ansicht, dass Bargeld schmutzig ist. Die Euros, die wir getestet haben, enthielten durchschnittlich 26.000 Bakterien. Bei einigen pathogenen Organismen reicht das für eine Infektion aus. […].«
In der deutschen Presseerklärung hieß das Zitat: »Es hat seine Gründe, dass die Deutschen Bargeld für schmutzig halten. Die Euros, die wir getestet haben, enthielten durchschnittlich 11.000 Bakterien. Bei einigen Krankheitserregern reicht das für eine Infektion aus. […].«, usw.
Im Herbst und Winter 2013 nahm Mastercard die Grippe zum Anlass, seine Dienstleistungen zu bewerben: »Hatschi! Bereiten Sie sich auf die Grippesaison vor, indem Sie auf Bargeld verzichten[.]« (12.11.2013.) »Eine freundliche Erinnerung ans Händewaschen in dieser Grippesaison[.]« (17.12.2013.) Jeweils versehen mit dem Schlagwort »Dirty Cash« (dreckiges Bargeld) und einem vielsagenden Foto.
Im Internet verbreitete der Konzern prägnante, mit Cartoons unterlegte Botschaften wie:
„Was denken Sie, wann die Nutzung des dreckigen Bargelds mit einem gesellschaftlichen Tabu belegt sein wird?«
„Nutzen Sie noch das dreckige Bargeld?«
Und passend zu der Veröffentlichung einer weiteren Umfrage im Mai 2014, bei der Mastercard ein Missverhältnis zwischen der Zahl der Befragten, die Bargeld für dreckig halten, und der Zahl derer, die sich konsequent nach jedem Kontakt mit Bargeld die Hände waschen, bemängelte, erschien ein doppeldeutiges Foto mit der Aufschrift:
„»Schluss mit schlechten Gewohnheiten! Bargeld ist eine schmutzige Gewohnheit.«
Frühjahr 2020: Die Ergebnisse aus dem Oxfordlabor bekommen ein zweites Leben
Am 18. Februar 2020 gab Mastercard eine Pressemeldung in türkischer Sprache heraus: »Geld hat einen Einfluss auf die Verbreitung von Viren[.]« So etwa heißt es in der Überschrift. Außer dass der US-Konzern darin wieder seine Untersuchungsergebnisse aus Oxford verkündet, verweist er nur auf eine amerikanische Studie aus dem Jahr 2017, in der Mastercard zufolge festgestellt wurde, dass ein [frisch auf eine Banknote gelangtes] Erkältungsvirus 12 Tage am Leben bleiben könne.
Die Presseerklärung verbreitete sich rasch und wurde von den Medien oft unkommentiert veröffentlicht. Bald existierte eine russische Übersetzung, die ebenso unverändert durch die Onlinepresse wanderte: Am 19. Februar berichtete die chinesische Presse, bezugnehmend auf einen türkischen Bericht.
Im März schrieben dann viele spanische Medien über die Untersuchungen aus Oxford, gepaart mit dem Hinweis darauf, dass in den Stadtbussen von Madrid aus aktuellem Anlass keine Barzahlung mehr möglich ist. Auslöser der Berichte war offenbar eine Meldung der spanischen Nachrichtenagentur EFE. Vereinzelt gab es im Laufe des Frühjahrs auch Artikel in anderen Ländern, in denen die Ergebnisse aus Oxford ein zweites Leben bekamen: so in der Schweiz oder in Japan.
Zu Beginn der Krise bemühte sich Mastercard gemeinsam mit anderen Unternehmen der Finanzwirtschaft um eine Anhebung der Obergrenze für die kontaktlose Bezahlung. Das Projekt war rund um den Globus erfolgreich. Auf dem hiesigen Kontinent konnte für das Vorhaben die Unterstützung der Europäischen Bankenaufsicht gewonnen werden. In der Öffentlichkeit präsentierte man sich als stiller Genießer.
Bargeld oder Kreditkarte: Was ist für unsere Gesundheit am besten?
Wie eine Studie ans Tageslicht beförderte, lösen sich nur wenige Bakterien von baumwollbasierten Banknoten wie dem Euro (untersucht wurde der 1-Dollar-Schein mit 25% Leinen- und 75% Baumwollanteil): Bei den drei untersuchten Bakterienarten wollten sich in der Regel nicht mehr als 0,1–0,3% (im Maximum 0,7%) an der berührten Stelle ablösen und dem Finger anheften. Das getestete Virus lieferte Ergebnisse von 0,1 bis 1,5%. Darüber hinaus wurde bei der Untersuchung festgestellt, dass es bei glatten, unporösen Gegenständen ganz anders aussieht: Dort funktioniert die Übertragung bis zu 250 Mal besser als bei der Banknote.
Und die meisten Bakterien auf einem Geldschein sind ohnehin harmlos. Den wenigen anderen steht ihrer Vermehrung auf unserer Hand die Anwesenheit anderer, zur natürlichen Hautflora zählender Bakterien entgegen, die obendrein die Unterstützung von unserem Körper im Rücken haben. Zu nennen wäre auch, dass es auf unserer Körperoberfläche Mikroorganismen gibt, die antimikrobielle Peptide bilden und weniger dienliche Mikroben sicher abtöten.
Es ist interessant, einmal danach zu recherchieren, wie viele Bakterien einer pathogenen Art nötig sind, um sich überhaupt zu infizieren: Bei der Salmonellenvergiftung schätzt das RKI, dass es üblicherweise zwischen 10.000 und 1.000.000 sind.
Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass das Bundesamt für Risikobewertung, was das Virus in der aktuellen Krise anbelangt, Bargeld keine besondere Gefahr beimisst. Ebenso wenig das Schweizer Bundesamt für Gesundheit, das RKI, die Deutsche Bundesbank und die die Europäische Zentralbank. Betreffend den Bakterien merkt die EZB an, dass ihre Menge so gering ist, dass sie keine Krankheitssymptome verursachen können.
Mit Verweis auf die Untersuchung in Oxford folgt die Feststellung, dass auf einer durchschnittlichen Banknote 26.000 Bakterien sitzen (auf Euro-Banknoten im Schnitt 11.066, also etwas weniger). Dabei säßen selbst auf der allerneuesten Banknote bereits 2400 Bakterien.
Weiter geht es mit einem Zitat von Ian Thompson, unter dessen Leitung die Tests durchgeführt wurden. Er erwähnt, dass eine größere Zahl Bakterien einer krankheitserregenden Mikrobenart zur Infektion führen kann. Auf die Notwendigkeit, dass diese größere Zahl Bakterien EIN UND DERSELBEN ART erst einmal in den Körper gelangen muss, geht Mastercard allerdings nicht ein. In verschiedenen externen Versuchen wurde darüber hinaus immer wieder festgestellt, dass auf Banknoten hauptsächlich Bakterien der menschlichen Hautflora vorkommen.
Sind 11.066 Bakterien auf einer Banknote viel?
Die in Oxford untersuchten 5-Euro-Banknoten haben Maße von 120×62mm (das sind 74,4cm²) und eine Ober- und Unterseite (74,4 mal 2 Seiten macht 148,8cm²). Durchschnittlich 11.066 Bakterien geteilt durch 148,8 ergibt 74 Bakterien pro Quadratzentimeter. Keine große Zahl. Dazu kommt, wie oben schon erwähnt, dass sich nur ein sehr kleiner Teil der Bakterien auf einem Geldschein bei Berührung ablöst.
Im Jahr 2014 untersuchten Forscher, wie viele Bakterien während eines 10sekündigen Kusses mit Zungenkontakt übertragen werden: im Schnitt 80 Millionen. Und auf der menschlichen Haut leben gar 100 Milliarden Mikroben!
Wie die Wasserversorgung der Stadt Zürich in einer Publikation schreibt, enthält gesundes, nichtkontaminiertes Trinkwasser 20.000–150.000 Bakterien pro Milliliter. Stilles Mineralwasser aus der Flasche liege in der gleichen Größenordnung. Sauberes Seewasser zählt 1 Million Bakterien je Milliliter.
Bakterien sind allgegenwärtig – in der Luft, im Wasser, auf Oberflächen, ja selbst in der glühenden Lava! Bei weitem übertroffen werden sie in ihrer Zahl aber von den Viren. Nur Atome und Moleküle scheinen da noch häufiger zu sein.
Personalausweis von Mastercard
Am 8. Mai 2013 präsentierten die nigerianische National-Identity-Management-Kommission und Mastercard beim World Economic Forum on Africa einen neuen elektronischen Identitätsausweis: Kreditkarte inklusive. Wie Mastercard berichtete, würde die Kommission das Kreditkartenunternehmen deswegen an dem Projekt beteiligen, weil es dem nigerianischen Staat dabei behilflich ist, die Bargeldnutzung zu reduzieren. Ein Jahr später war es so weit: Auf dem neuen Personalausweis Nigerias prangte das Symbol von Mastercard:
Hinweis: In der Langversion des Artikels gibt es zusätzliche interessante Links uns ausführlichere Begründungen.
Was kann man tun
Zahlen Sie so viel wie möglich bar und so wenig wie möglich mit Mastercard und Visa. Ignorieren Sie die Schilder in den Supermärkten, die sie zum Kartenzahlen auffordern.
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