Ein neuer staatlich gedeckter Betrug der Autobranche – mit Nachtrag

Nachdem aufgeflogen ist, dass die Automobilbranche mit Rückendeckung sukzessiver Regierungen unterschiedlicher Couleur die Käufer bei den Abgas- und Verbrauchswerten immer dreister betrogen hat, folgt nun das staatlich gedeckt Betrugsmanöver Teil 2, die Umweltprämie.

Der Absatz ist aufgrund des Diesel-Skandals eingebrochen. Die Halden unverkaufter Neuwagen werden größer. Die Autohersteller müssen die Preise kräftig senken. Gleichzeitig werden sie von den Vorwahl-Politikern massiv bedrängt, wenigstens so zu tun, als würden sie etwas zur Behebung des angerichteten Schadens beitragen. Was liegt da näher, als die ohnehin nötigen Preissenkungen beim Neuwagenkauf von fünf bis zehn Prozent des Listenpreises als Umweltrabatte zu deklarieren und so zu tun, als müsse man dafür einen alten Diesel aus dem Verkehr ziehen. Machen Sie mal die Probe aufs Exempel. Gehen sie zu einem VW-Händler und fragen nach einem Nachlass vom Listenpreis – sagen wir beim Kauf eines großmotorigen Touareg. Ich würde wetten, da ist einiges zu machen, auch ohne dass Sie einen alten Stinker ihr eigen nennen und aufgeben.

Man fragt sich: Wenn BMW für seine „Umweltprämie“ von 2000 Euro den Kauf eines Neuwagens mit weniger als 130g CO2-Austoß zur Bedingung macht: Kann BMW die Prämie später zurückfordern, wenn das Unternehmen dem Kunden nachweisen sollte, dass der CO2-Austoß nur auf dem Papier so niedrig ist? Muss der Käufer vielleicht sogar eine Anzeige wegen Prämienerschleichung fürchten, weil er ja hätte vermuten können, dass die CO2-Angaben der Hersteller auf unsaubere Weise zustande gekommen sind? Und: Wenn VW die höchste „Umwelt“-Prämie von 10.000 Euro für den Kauf von Touareg-Dieselgroßschluckern bietet, liegt der Umweltaspekt dann vielleicht darin, dass man mit diesen Teilen ohnehin bald nicht mehr in Städte fahren darf – indirekte Förderung des Nahverkehrs also?

[9.8.2017]

Nachtrag 10.8.2017: Ein Leser hat es ausprobiert.13.650 Euro Rabatt, ganz ohne Altauto.

VW Touareg – TDI mit SCR-Kat ! 262 PS und „etwas an Ausstattung“ – ich hin zum VW-Händler und so getan, als würde ich das Ding kaufen wollen. Endpreis rund 91.000 Euro mit ein paar Extras – ohne groß nachzufragen bot mir der Händler 15% Rabatt bei Barzahlung an. Das wären 13.650 Euro Nachlass. Bin mir sicher, dass noch 1-2% mehr drin gewesen wären. Den Händlern geht momentan was Dieselverkauf angeht „die Muffe“ weil sie gezwungen sind, ein verbindliches Kontingent von VW abzunehmen. Selbst der „Passat Kombi Diesel“ -sonst eine Bank im Verkauf- geht nicht mehr.

Print Friendly, PDF & Email