Die „Pandemie der Ungeimpften“ und das Lächeln des Jens Spahn

31. 07. 2024 | Henry Mattheß | In einem Beitrag des heute-journal vom 25. Juli äußerte sich der frühere Gesundheitsminister Jens Spahn zu seinem Schlagwort „Pandemie der Ungeimpften“ mit den Worten „…und dabei bleibe ich auch“. Sein süffisantes Lächeln dabei ist bezeichnend für die fehlende Bereitschaft der Verantwortlichen der Corona-Politik zur Aufarbeitung. Doch dank der jetzt komplett und ungeschwärzt veröffentlichten Protokolle des Robert Koch-Institutes ist die Aufklärung der Corona-Entscheidungen nicht mehr vom Aufarbeitungswillen der Verantwortlichen aus Politik und Medien abhängig.

2min23, Jens Spahn: „Der Hinweis darauf, und dabei bleibe ich auch, das es vor allem Ungeimpfte auf den Intensivstationen waren zur damaligen Zeit, dass die schweren und schwersten Verläufe, die Belastung des Gesundheitswesens, entstanden sind vor allem eben auch durch Patientinnen und Patienten ohne eine vorherige Schutzimpfung – der Befund ist und bleibt richtig. Übrigens auch laut RKI-Zahlen.“

Der Befund ist und bleibt nicht richtig – gerade wegen der RKI-Zahlen. Eine statistische Erfassung von Intensivpatienten nach Impfstatus gab es zum Zeitpunkt von Spahns „Pandemie der Ungeimpften“ noch gar nicht. Darüber hinaus waren Inzidenzangaben durch untaugliche Erhebungs- und Berechnungsmethoden massiv zu Ungunsten der Nichtgeimpften verzerrt, woran Norbert Häring jüngst in einem Beitrag noch einmal ausführlich erinnert hat. Diese Verzerrungen waren und sind natürlich auch Spahn bekannt. Dass er trotzdem wider besseres Wissen die damaligen Falschbehauptungen mit selbstgefälligem Lächeln noch heute als „richtige Befunde“ verkaufen will, zeugt vermutlich von einem Entschluss, dass es das Beste sei, einfach weiter zu lügen.

Spahns in den RKI-Protokollen als „fachlich nicht korrekt“ bewertetes Schlagwort von der „Pandemie der Ungeimpften“ verwandelt sich im obigen Interview in einen „Hinweis“, bei der Parteivorsitzenden der Grünen Ricarda Lang gar in eine „flapsige Formulierung“ . Das Schlagwort von der „Pandemie der Ungeimpften“ war aber sehr viel mehr, nämlich der staatliche Startschuss und die Parole für eine im Nachkriegsdeutschland beispiellose politisch-mediale Hetz- und Diskriminierungsorgie gegen eine gesellschaftliche Minderheit, die bis ins privat-familiäre zielte. Alle folgenden Maßnahmen gegen Nichtgeimpfte wie 1G, 2G, 3G, Impfnötigung und. -zwang wurden von der Parole „Pandemie der Ungeimpften“ hergleitet. Ohne diese Falschbehauptung wären diese Maßnahmen in der Öffentlichkeit und vor Gericht nicht begründbar gewesen.

Dazu muss noch einmal grundsätzlich festgehalten werden, was für viele Menschen immer noch unglaublich klingt: Es gab zu keinem Zeitpunkt eine Pandemie im Sinne eines medizinischen Notstandes, auch wenn jahrelang mit einem untauglichen PCR-Test herbeigeteste Inzidenzen, fragwürdige Datenerhebungen, staatliche Propaganda, manipulativ dramatisierende Medienbilder/-berichte und weit überhöhte Modellrechnungen diesen Eindruck der Öffentlichkeit vermittelten. Infolge solcher Methoden müsste bei jeder schweren Grippewelle eine Pandemie ausgerufen werden. Die für alle einsehbaren Daten bezüglich Übersterblichkeit und Krankenhausauslastungen widersprechen klar einer behaupteten Pandemie. Ein Vergleich zwischen dem Coronavirus und Grippewellen wurde damals als schwerste Ketzerei bekämpft, wird aber im RKI-Protokoll vom 24.1.2022 ausdrücklich gezogen:

Historische Daten, u.a. zu Influenzawellen liegen vor. Vergleich mit SARI-Daten zeigen, dass noch lange nicht die ITS-Auslastung früherer starker Grippewellen erreicht wurde.“ (ITS: Intensivstation)

Statt die fast ausnahmslos evidenzlosen Corona-Maßnahmen jetzt kritisch zu hinterfragen, beschäftigen sich die dafür Verantwortlichen mit deren medienwirksamer Verteidigung, wie auch ein Prof. Drosten mit seinem Buch „Alles überstanden?“. Doch ein Nutzen der staatlichen Corona-Maßnahmen ist empirisch nicht belegbar.

Die am 26. Juli veröffentlichten ungeschwärzten RKI-Protokolle widerlegen das gängige Hauptargument der Relativierer: ‚Man hätte es damals leider nicht besser wissen können‘. Denn die Protokolle zeigen klar, RKI und Politik wussten über die fehlende Evidenz von Lockdowns, Inzidenzen, Masken und Impfung viel besser Bescheid, als sie die Öffentlichkeit glauben machen wollen. Deshalb muss von dauerhaft vorsätzlicher Täuschung gesprochen werden. Die Protokolle und auch zusammenfassende Medienberichte sind bei corona-protokolle.net durchsuch- und abrufbar.

Noch Brisanteres könnten die bisher nicht veröffentlichten Krisenstabprotokolle des Gesundheits- und Innenministeriums und der Ministerpräsidentenkonferenzen enthalten. Denn dort fand die politische Entscheidungsfindung statt, und zwar meist gegen die Fachmeinung des RKI, der Ständigen Impfkomission (Stiko) oder anderer Fachverbände.

Anti-Journalisten, d.h. als Journalisten kostümierte Medien-Politaktivisten, sind noch heute damit beschäftigt, ihre Artikel mit Kampfbegriffen wie Coronaleugner, Verschwörungserzähler oder Querdenkerkreise zu rahmen, als wäre ihr Schreibtischkalender im Jahr 2021 stehengeblieben. Die „Qualitätsjournalisten“ des öffentlich-rechtlichen Rundfunks Lanz, Illner, Miosga, Maischberger usw. ignorieren eisern die Namen Paul Schreyer von multipolar, sowie Aya Velázquez, Stefan Homburg und Bastian Barucker, denen die Veröffentlichung der ungeschwärzten RKI-Protokolle maßgeblich zu verdanken ist.

Zu wirkmächtig sind immer noch die in der Coronazeit eingeübten politisch-medialen Tabus gegenüber den Maßnahmenkritikern, den Unberührbaren, als dass diese um Aufarbeitung Bemühten eingeladen würden. An deren Stelle sind z.B. Hofberichterstatter von Spiegel und taz kommentierende Stammgäste, damit Journalisten als Moderatoren in medialer Inzucht andere Journalisten als Gäste befragen können. Was haben Journalisten als nur kommentierende Gäste in Talkshows verloren? Für Journalistenmeinungen gibt es den sonntäglichen Presseclub beim WDR.

Sind angesichts dieser Verweigerungshaltung politisch-medial Verantwortlicher, von deren Seite konstruktive Beiträge zur Corona-Aufarbeitung zu erwarten? Ganz klar nein. Warum versuchen SPD und Grüne einen vollkommen ungeeigneten Bürgerrat herbeizureden, wohlwissend, dass ein solcher weder Zeugen vorladen, noch auf eine wahrheitsgemäße Aussage verpflichten kann? Genau deswegen. Angesichts dieser Verweigerungshaltung, selbst nach der Veröffentlichung der RKI-Protokolle, ist neben strafrechtlichen Ermittlungen einzig ein Untersuchungsausschuss zur Aufklärung der Corona-Politik geeignet, wie schon seit Oktober 2022 von der AfD und seit Mai vom BSW gefordert. Ohne einen solchen besteht die Gefahr, dass eine Aufarbeitung durch fortgesetztes Relativieren, Täuschen, Schweigen und Lächeln der Verantwortlichen hintertrieben wird.

Saskia Ludwig (CDU), Mitglied im Corona-Untersuchungsausschuss in Brandenburg hat dessen Aufgabe im September 2023 so beschrieben: Es sei nicht das Ziel des Ausschusses, einzelne Menschen an den Pranger zu stellen „oder gar Vergeltung“ zu üben. „Es geht darum festzustellen, was während der Corona-Zeit gut gelaufen ist und was nicht gut gelaufen ist. Es gab massive Grundrechtseinschränkungen, es gab einen immensen Druck auf Menschen, die sich nicht impfen lassen wollten, es gab radikale Maßnahmen speziell für Kinder und Jugendliche. Das muss alles auf den Tisch, alle Daten und Fakten, und erst dann können wir diese ganze Zeit tatsächlich bewerten.“ Und erst dann bekäme eine Versöhnung der gesellschaftlichen Lager eine Grundlage und Perspektive, kann ergänzend hinzugefügt werden.

Um die von der Corona-Politik verursachten zwischenmenschlichen Zerwürfnisse und Spaltungen in Familien, Freundschaften, Vereinen und Beruf überwinden zu können, ist eine öffentlichkeitswirksame Klärung der Faktenlage in einem Corona-Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestages zwingende Voraussetzung.

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