Brief aus Athen: Ehrengast Costa-Gavras nutzt die Bühne von Cannes um Syriza zu stützen

Markus Barth, Athen. Es gibt eine neue politische Bewegung in Griechenland aber einige Leute wollen verhindern dass sie Erfolg hat weil sie lieber Yes-Men wollen.“ Das erklärt der griechisch-französische Star-Regisseur Constantin Costa-Gavras aus Cannes, wo er beim Filmfestival der diesjährige Ehrengast ist (hier mit der franzoesischen Kulturministerin Fleur Pellerin), in einem Interview mit der griechischen Nachrichtenagentur APE-MPE.

Costa-Gavras, der 1969 mit dem Oscar- preisgekrönten Polit-Thriller „Z“ mit Yves Montant und Jean-Louis Trintignant weltberühmt wurde, kritisiert, dass in den gegenwärtigen Verhandlungen mit den Kreditgebern diese unbedingt wollten, dass „die andern wieder kommen, die immer das machen, was diese wollen und dass keinerlei Widerspruch existiere“ (ein sehr schöner fast surrealistischer  Beleg ist ein Artikel, in dem die Welt von ex-Regierungschef Samaras als „anderem Tsipras“ schwärmt.  Samaras wollen selbst die Mehrzahl seiner Parteifreunde nicht mehr, M.B.). Mit der Verhandlungsführung von Finanzminister Varoufakis sei er absolut einverstanden sagt der Präsident der Jury der Berlinale 2008, der schon 1990 für seinen Thriller „Musik Box“ mit Armin-Mueller-Stahl den Goldenen Bären beim selben Festival gewonnen hatte: „Varoufakis spricht von gleich zu gleich zu ihnen. Aber das wollen die nicht. Die wollen einen Yes-Man.“ 
 
Die Dinge in Griechenland müssten sich ändern, sagt Costa-Gavras zu den politischen Verhältnissen in dem Land aus dem er 1954 nach Frankreich emigrierte. Das griechische Volk müsse die Regierung von Alexis Tsipras unterstützen. Das Problem Griechenlands sei, dass die andern soviele Jahre an der Regierung gewesen seien. Die Dinge muessten sich ändern. Wie im Kino koenne man nicht Jahr um Jahr denselben Film machen. Wer habe die Krise verursacht? Tsochatsopoulos (der wegen Korruption verurteilte Pasok Ex-Verteidigungsminister, M.B.), Papandreou und Samaras. Man koenne keine Diebe als Politiker akzeptieren. Erziehung, Mentalitaet und Politik muessten sich aendern. Insbesondere letztere muesse Vorbildcharakter haben.Tsipras verdiene seine Chance. „Er ist jung, er hat keine Vergangenheit. Alle müssten den Mut finden ihn zu unterstützen, damit er die Dinge ändern kann.“
 
Nach den deutschen Kriegsentschädigungen gefragt sagt der 83-jaehrige Costa-Gavras der Krieg und Bürgerkrieg in Griechenland persönlich erlebt hat . „Wie der Deutsche Präsident bereits gesagt hat müssen diese Gelder irgendwann bezahlt werden. Niemand vor Tsipras hat das je gefordert. Die Yes-Men der auslaendischen Mächte, das alte Problem Griechenlands.“
 
Für diesen Montag ist in Cannes die Aufführung einer vom Regisseur restaurierten Fassung des Films „Z“ angesagt. Der Film, der die Vorgeschichte der Militärdiktatur in Griechenland thematisiert, ist leider nach wie vor hochaktuell. Mal wieder ansehen! Es lohnt sich!
 

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