US-Präsident Joe Biden kritisierte am 21. März die indische Regierung und nannte deren „wackelige“ Reaktion auf die russische Invasion der Ukraine eine unrühmliche Ausnahme unter den US-Allierten. Er pries dagegen die Bündnistreue von Nato, EU und „wichtigen Partnern in Asien“.
Indien bezieht weiter Rohöl aus Russland und arbeitet sogar an bilateralen Handelsverträgen unter Umgehung des Dollars. Außerdem hat sich die indische Regierung Resolutionen nicht angeschlossen, die das russische Vorgehen verdammen.
Russland gibt Öl mit Rabatt ab
Durch den Krieg und die westlichen Sanktionen gegen Russland ist Öl sehr teuer geworden, was Indien als eine der Nationen mit den höchsten Rohölimporten sehr schmerzt. Russisches Öl macht nach Angaben der indischen Regierung zwar nur einen geringen Teil der Importe aus. Aber Russland bietet Indien nun sein Öl zum Vorzugspreis an, und da kann die Regierung nicht widerstehen. Berichten zufolge haben die staatliche indische Raffinerie Hindustan Petroleum und die Indian Oil Corp in den letzten Tagen mindestens fünf Millionen Barrel Öl aus Russland zu einem Sonderpreis von 20% unter dem Weltmarktpreis gekauft.
Bedenklicher für die geopolitischen Ambitionen der USA und die Rolle des Dollar als Weltleitwährung ist jedoch, dass Indien und Russland an einem Handelsvertrag zu arbeiten scheinen, der es russischen und indischen Importeuren erlauben würde, mit Rubeln und Rupien statt Dollars zu bezahlen.
Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die bilateralen Importe in beide Richtungen etwa das gleiche Niveau erreichen, damit russische Exporteure für die erlösten Rupien im eigenen Land Nachfrager finden, die Importe damit bezahlen wollen, und umgekehrt. Bisher importiert Indien deutlich mehr aus Russland als umgekehrt. Wenn Indien die Sanktionspolitik des Westens weiterhin nicht mitmacht, könnten sich der indischen Wirtschaft jedoch zusätzliche Absatzchancen in Russland bieten.
Ein Hindernis bildetet auch der stark gesunkene und schwankende Rubel-Kurs. Er macht es schwierig, sich auf einen festen Wechselkurs zu einigen, oder bei flexiblen Kursen einen ausgeglichenen Handel sicherzustellen.
Bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion hatten Indien und die UDSSR ein in Rupien abrechnendes, auf Jahresplänen basierendes bilaterales Handelssystem. Seinerzeit gingen am Ende 16 Prozent der indischen Exporte in die UDSSR. Die politischen und Wirtschaftsbeziehungen zu Russland blieben auch danach relativ eng und freundlich. Noch stärker als auf Rohölimporte aus Russland, die bisher gering sind, ist Indien auf den Import von militärischem Gerät und Ersatzteilen auf Russland angewiesen.
Weil solche Handelsverträge am Dollar vorbei für die USA kaum akzeptabel sind, ist allerdings immer mit der Möglichkeit zu rechnen, dass Indiens Regierung durch Druck oder Zugeständnisse davon abgebracht wird.