Im November 2020 räumte der Faktenfuchs des Bayerischen Rundfunks unter der Überschrift „Warum Covid-19 gefährlicher ist als Grippe“ mit anderslautendem Geraune von Corona-Leugnern auf, mit dem diese „die Coronamaßnahmen delegitimieren“ wollten:
„Während zum zweiten Mal in Deutschland das öffentliche Leben stärker heruntergefahren wird, reißt eine Debatte nicht ab: Corona – der Grund für diese politischen Maßnahmen – sei nicht schlimmer als die Grippe. Diese oder ähnliche Behauptungen verbreiten sich seit Anfang der Pandemie – und sie sollen die Entscheidungen zur Eindämmung des neuartigen Coronavirus delegitimieren. Der #Faktenfuchs geht darauf ein – und erklärt, warum sie falsch sind.“
Die nicht minder staatstragenden Faktenfinder der Tagesschau und von Correctiv kamen mit ganz ähnlichen Widerlegungen der angeblichen Schwurblerthese von der Vergleichbarkeit von Covid und Grippe.
Doch nun, am 6. Oktober 2021, sagte RKI-Chef Lothar Wieler (ab ca. min 9:30) in der gemeinsamen Pressekonferenz mit Gesundheitsminister Jens Spahn:
„Covid-19 und Grippe haben viele Gemeinsamkeiten. Beide sind vor allem für ältere Menschen und für chronsich kranke Menschen ein Risiko. Und wenn diese Menschen erkranken, müssen sie ins Krankenhaus oder auf die Intensivstation. Manche müssen sogar beatmet werden. Das heißt, wenn viele Covid-19- und Grippeerkrankungen gleichzeitig auftreten, dann werden die Krankenhäuser massiv belastet. Und das wäre natürlich gefährlich auch für die anderen, die ja auch diese Krankenhausbetten und diese Ärzte benötigen.“
Jens Spahn assistierte mit der Feststellung:
„Wir hatten auch schon 2017/18, also vor Corona, eine sehr starke Grippewelle und eine sehr starke Beanspruchung des Gesundheitswesens.“
Kaum ein Unterschied also zwischen Covid und Influenza, so wie die „Schwurbler“ es die ganze Zeit gesagt haben. Beide sehr gefährlich und durch beide kann das Gesundheitssystem gleichermaßen überlastet werden.
Hier sei daran erinnert, dass kaum je ein angeblicher Corona-Leugner behauptet hat, die Grippe sei harmlos. Sie stellten nur die Frage: Warum wird im Kampf gegen Covid das ganze Land heruntergefahren und werden den Bürgern viele elementare Grundrechte entzogen, wo doch gegen die vergleichbar schlimme Krankheit Influenza fast gar keine gesellschaftlichen Gegenmaßnahmen ergriffen wurden und werden.
Nun also, weil man regierungsseitig für Grippeimpfung werben will, ist es plötzlich offizielles Narrativ, dass Grippe ähnlich schlimm ist wie Covid-19. Man könnte sich ja freuen, über diese späte Einsicht, wenn der RKI-Chef diese Kehrtwende nicht dazu nutzen würde, uns aufzufordern, im Kampf gegen Grippe auf möglichst große Distanz zu den Mitmenschen zu gehen. Ja er fängt sogar schon an, die Grippeimpfung zur sozialen Pflicht zu erklären, um andere Menschen und vor allem Kinder zu schützen.
Die Faktenchecker und staatstragenden Journalisten müssen also umlernen: Ab jetzt ist es Geschwurbel, Fake News oder schädliches Narrativ wenn jemand meint, die Grippe sei viel weniger schlimm als Covid. Denn das dient ab jetzt dazu, Maßnahmen gegen Grippe zu diskreditieren, die sich an die Corona-Maßnahmen anlehnen.
Die offizielle Argumentationsabfolge war also so:
- Covid-19 ist viel schlimmer als alles, was wir kennen, insbesondere auch als die Grippe, daher sind maximal eingreifende Maßnahmen nötig.
- Nachdem alle sich daran gewöhnt haben: Die Grippe ist ähnlich schlimm wie Covid-19. Daher sind auch gegen sie drastische Maßnahmen erforderlich.
Regierungs- und Behördenvertretern und ihren treuen Vasallen unter Faktencheckern und Journalisten werden ihre früherer Behauptungen immer öfter zu Fallstricken, in denen sie sich fortlaufend verheddern und dabei ein immer kläglicheres Bild abgeben. Früher hätte man gesagt, „das versandet“ oder „der Leser hat kein Archiv.“ Aber diese Zeit ist vorbei.