Der CDU-Spitzenkandidat, der verwirkbare Social-Media-Lizenzen fordert, hat offenbar für seine Doktorarbeit bei Wikipedia abgeschrieben

16. 08. 2024 | Mario Voigt, CDU-Spitzenkandidat für die Landtagswahlen in Thüringen am 1. September, forderte im April, Äußerungen in Sozialen Medien von einer Lizenz abhängig zu machen. Nun stellt sich heraus: Voigt hat in seiner Doktorarbeit offenbar unerlaubterweise und ohne das kenntlich zu machen, aus dem Online-Lexikon Wikipedia abgeschrieben. Seine Universität, die TU-Chemnitz, prüft den Vorwurf. Die Nachrichtenagentur DPA springt Voigt wieder zur Seite.

Die Mainstream Medien haben die skandalöse Forderung Voigts in einer Landtagsdebatte seinerzeit und bis heute totgeschwiegen.

Der Totalitarismus der extremen Mitte und das betretene Schweigen der Mainstream-Medien
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Wenn ein Spitzenpolitiker, der so offen zu staatlicher Meinungskontrolle aufruft, um die Verbreitung angeblich irreführender Aussagen zu unterbinden, selbst ein sehr lockeres Verhältnis zur Wahrheit hat, dann macht das den Skandal noch ein Stück größer. Nach einem Bericht der Nachrichtenseite Apollo News hat Voigt in seiner politikwissenschaftlichen Arbeit über einen US-Wahlkampf unter anderem folgenden Satz komplett aus Wikipedia abgeschrieben:

„Während der Krieg in Afghanistan im Allgemeinen durch das Recht auf Selbstverteidigung als gedeckt gilt, war die völkerrechtliche Legitimation des Irakkriegs von Anfang an stark umstritten.“

Hier täuscht ein Politikwissenschaftler vor, selbst ein Urteil zu fällen, wie der Krieg der USA in Afghanistan und der im Irak „im Allgemeinen“ völkerrechtlich eingeschätzt wurde, obwohl er dieses Urteil in Wahrheit einfach von anonymen Wikipediautoren kopiert hat. Bei Abgabe einer Dissertation muss man schriftlich versichern, dass man so etwas nicht getan hat,

DPA wieder ganz vorne beim Abwiegeln

Die Nachrichtenagentur DPA, die schon beim medialen Beschweigen von Voigts totalitärer Forderung eine führende Rolle gespielt hatte, war auch in diesem Fall schnell und wirkmächtig dabei, den Plagiatsvorwurf herunterzuspielen. Statt der Nachricht des Plagiatsvorwurfs nahm die Agentur direkt ein Dementi der Thüringer CDU in die Überschrift: „Thüringer CDU sieht keine Plagiate in Voigts Doktorarbeit“. In diesem Tenor war der ganze, von sehr vielen Zeitungen und Online-Nachrichtenseiten übernommene Bericht gehalten.

Erst nach drei Absätzen Verteidigung wird im vierten der Vorwurf extrem kurz und abstrakt berichtet, bevor im fünften der Finder der Plagiate, Stefan Weber, diskreditiert wird. Im sechsten Absatz darf auch der Thüringer CDU-Generalsekretär Weber kritisieren. Mit einem letzten Absatz zu Voigts wissenschaftlichem Lebenslauf schließt der Artikel, den man eigentlich nur als propagandistisches Machwerk bezeichnen kann.

Die CDU-Thüringens bietet den Medien als Zeugen der Verteidigung den Plagiatsjäger Jochen Zenthöfer an, der die Arbeit Voigts schon vorher geprüft und keine Unregelmäßigkeiten gefunden habe. Auch die DPA berichtet das in ihrem ebenfalls sehr tendenziösen Folgeartikel dazu, dass die TU-Chemnitz den Plagiatsvorwurf gegen Voigt prüft. Dabei teilt die Agentur nicht die in Zenthöfers Lebenslauf und Wikipedia leicht zu findende Information mit, dass Zenthöfer in der Staatskanzlei Düsseldorf Redenschreiber des früheren Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers (CDU) war. Das deutet stark darauf hin, dass er CDU-Mitglied ist oder der Partei Voigts zumindest sehr nahe steht. Auch andere Medien, wie der MDR, verzichten auf die Prüfung und Mitteilung dieser naheliegenden Voreingenommenheit des CDU-Zeugen.

Gegenüber Apollo News bestätigte Zenthöfer, mit den aktuellen Plagiatsvorwürfen konfrontiert, drei Sätze aus Wikipedia in der Arbeit gefunden zu haben, die problematisch und zu überprüfen seien. Insgesamt seien die Fälle aber unterhalb der Erheblichkeitsschwelle, er sehe keinen „Plagiatsvorsatz“. Apollo News dagegen schreibt, sie hätten anhand des vorliegenden Plagiatsgutachtens von Weber und der ebenfalls vorliegenden Doktorarbeit insgesamt 16 Stellen überprüft und bestätigt, die Voigt aus Wikipedia übernommen haben soll. Plagiatsprüfer Weber spricht im Titel seines Gutachtens von 46 Plagiaten (nicht nur von Wikipedia). Dabei sind einige eher harmlos, viele andere sogenannte Zitatsplagiate lassen sich nur mit einigem Aufwand bewerten. Aber es werden auch eine ganze Reihe Stellen aufgeführt, bei denen von Wikipedia abgeschrieben wurde, auch Irreführendes.

Voigt ist mittlerweile Professor für „Digitale Transformation und Politik“ an der Quadriga Hochschule Berlin. Er könnte also, je nach Ausgang der Prüfung, sowohl den Doktortitel als auch seine Professur aberkannt bekommen. Für die CDU ist die Affäre um Voigt, nur gut zwei Wochen vor der Wahl, ein Desaster.

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