Youtube-Alternative Vimeo scheint sich dem EU-Zensursystem gebeugt zu haben

14. 11. 2024 | Videos, die Youtube aus politischen Gründen zensiert hat, konnten oft noch über die Plattform Vimeo einigermaßen Verbreitung finden. Das hat Vimeo jetzt weitestgehend abgestellt, indem es in der EU die Suchfunktion nach Videos und die Kanäle abgeschaltet hat. Man findet privat gepostete Videos nur noch, wenn man die genaue Netzadresse (URL) kennt.

Youtube ist das mit Abstand meistgenutzte Videoportal und gehört zum Google-Alphabet-Konzern. Das Ausweichen auf Vimeo für zensierte Videos war bisher schon mit großen Einbußen bei der Verbreitung verbunden. Nun ist es fast völlig uninteressant geworden.

Vimeo hat eine (deutsche) Seite mit dem sprechenden Titel „Über die Seite mit den Suchergebnissen“. Dort lernt man: „Um ganz Vimeo zu durchsuchen, können Sie diesen Link verwenden: https://vimeo.com/search„. Klickt man allerdings aus Deutschland auf die Suchseite, so erfährt man, dass „diese Seite in Ihrer Region nicht verfügbar“ ist. In anderen EU-Ländern ist das ebenso.

Eine Erklärung sucht man vergebens. Der Leser, der mich auf die Abschaltung der Suchfunktion hingewiesen hat, bekam vom Vimeo-Support auf Anfrage folgende Antwort:

„Wir können bestätigen, dass es sich nicht um einen Fehler handelt. Leider wird diese Funktion in Zukunft nicht wiederhergestellt und wird in einigen Regionen nicht mehr verfügbar sein, da wir die lokalen Vorschriften einhalten müssen.“

Es gab bei Vimeo bisher zwei Möglichkeiten, Videos zu gruppieren: als „Showcase“ (Schaufenster) oder als „Channel“ (Kanal). In einem Channel kann ein Nutzer all seine publizierten Videos versammeln und über den Channel auffindbar machen. Die Channels wurden nun offenbar ohne Ankündigung deaktiviert.

Showcases sind Seiten mit einer begrenzten Anzahl ansprechend präsentierter Videos. Je nachdem wieviel man bezahlt, hat man unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten (Beispiel). Showcases sind weiterhin möglich und erreichbar. Wer nur wenige Videos hat, kann seinen Channel mit etwas Aufwand in Showcases umwandeln.

Nun darf man raten, was für Vorgaben das sind, die einer Plattform verbieten, die dort verfügbaren Inhalte auffindbar zu machen. Vimeo steht sicherlich wie alle größeren Plattformen unter dem Druck der EU-Kommission, die vom Digitale-Dienste-Gesetz (DSA) geforderte automatisierte Zensur umzusetzen. Möglicherweise fehlen Vimeo die Ressourcen oder der Wille dazu und sie haben die Kommission dadurch besänftigt, dass sie die nicht hinreichend zensierten Inhalte in ihrer Verbreitung massiv beschränken.

Das ebenso Possierliche wie Peinliche daran: Auf seinen Hilfeseiten schreibt Vimeo (übersetzt):

„Vimeo beschränkt den Zugang zu einigen seiner Geschäftsdienste in bestimmten Ländern oder Regionen, wie der Krim, Kuba, der sogenannten Donezker Volksrepublik, der Luhansker Volksrepublik, Iran, Nordkorea und Syrien.“

In diese illustre Reihe von Ländern reiht sich nun auch die EU ein.

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