Die seit knapp 70 Jahren stattfindenden Bilderberg-Treffen, bei denen sich nordamerikanische und europäische Größen aus mächtigen Konzernen, Politik, Militär und Geheimdiensten „privat“ hinter verschlossenen Türen über geopolitische und geoökonomische Strategien austauschen, gelten als eines der wichtigeren Gremien der informellen Steuerung des (westlichen) Weltgeschehens, auch Global Governance genannt.
Mette Frederiksen war eine von nur drei Regierungschefinnen, die am Bilderberg-Treffen von 18. bis 21. Mai teilgenommen haben.
Nun berichtet Politico, dass sie eine Einladung zur Audienz bei US-Präsident Joe Biden bekommen hat, was als starkes Zeichen gewertet werde, dass sie die nächste Nato-Generalsekretärin werden könnte. Die Amtszeit des derzeitigen, Jens Stoltenberg, läuft Ende September aus, wenn sie nicht noch einmal verlängert wird.
Offenbar hat Frederiksen einen anderen hoch gehandelten Kandidaten ausgestochen, den niederländischen Regierungschef Mark Rutte. Rutte war der zweite der drei Regierungschefs auf dem Bilderberg-Treffen. Von einer Einladung nach Washington für ihn ist nichts bekannt. Die dritte Regierungschefin war Young-Global-Leader und Darling des Weltwirtschaftsforums Sanna Marin aus Finnland. Sie wird von Politico nicht als Kandidatin genannt.
Laut Politico „ist für die letztendliche Entscheidung zwar Einstimmigkeit der 31 Allianzmitglieder nötig, aber die US-Regierung überprüft und genehmigt traditionell die Kandidaten, bevor die Wahl stattfindet.“
Unter diesem Aspekt ist interessant, worüber Biden laut seiner Pressemitteilung mit Frederiksen sprechen will. Sie werden demnach ihre Anstrengungen als Nato-Verbündete und enge Partner zur Stärkung der transatlantischen Sicherheit und des ökonomischen Gedeihens beleuchten (review), sowie unsere unerschütterliche Unterstützung für die Ukraine im Angesicht des brutalen russischen Angriffskrieges diskutieren“.
Nimmt man ins Bild, dass laut Politico die unvollständige Erfüllung der finanziellen Nato-Verpflichtungen Dänemarks gegen Frederiksen spricht, so darf man das wohl als Aufforderung lesen, bis zum Treffen im Juni nachzubessern oder bei dem Treffen wenigsten feste Zusagen zu machen.
Als weitere Kandidaten neben Frederiksen und Rutte nennt Politico den spanischen Regierungschef Pedro Sánchez und den britischen Verteidigungsminister Ben Wallace. Beide waren laut Teilnehmerliste nicht beim jüngsten Bilderberg-Treffen und auch nicht bei den vorangegangenen.
Beim Bilderberg-Treffen waren unter anderem anwesend:
- Der Direktor für die Nationalen Geheimdienste der USA, Avril Haines,
- NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg,
- der Oberste Alliierte Befehlshaber Europa, Christopher Cavoli,
- der 100-jährige Henry Kissinger,
- der Senior Director für Technologie des Nationalen Sicherheitsrats der USA, Tarun Chhabra,
- der Senior Director for Strategische Planung des Nationalen Sicherheitsrats der USA, Thomas Wright,
- der ehem. Direktor des britischen Geheimdienst GCHQ, Jeremy Fleming.
Man sieht: Frau Frederiksen und Herr Rutte konnten dort so ziemlich jedem vorgestellt werden, der für die letzte Entscheidung relevant ist. Man sieht auch, dass eine Frau in diesem Metier größten Seltenheitswert und dadurch wohl einen großen Vorteil hat.
Die Bilderberg-Treffen stehen schon lange im Ruf, der Ort für informelle Vorstellungsgespräche für die Übernahme wichtiger nationaler und internationaler Ämter zu sein. Das wird natürlich von staatstragender Seite immer wieder bestritten und als Verschwörungstheorie dargestellt.
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