Lieber Norbert Häring,
ich bin ausnahmsweise mal ein bisschen enttäuscht von einem Ihrer Blogbeiträge. Natürlich gilt Ihrem Blog deshalb trotzdem meine große Sympathie.Es geht mir um folgenden Beitrag: „Distanzierung von Michael Bründel und der alternativen Suchmaschine Schwuurbel“.
Generell geht mir Distanziereritis ein wenig auf die Nerven. In einer früheren Welt galt es – glaube ich – pressemäßig mal als selbstverständlich, dass man sich durch Übernahme eines fremden Beitrages nicht mit allen Inhalten des Erstellers gemein macht.
Im Konkreten finde ich schade, dass Sie sich anscheinend nur durch den Ihnen zugeleiteten Teaser bei Apolut ohne weitere Rückversicherung zur Distanzierung von Michael Bründel entschlossen haben – das gesamte Interview ist fast 1,5 Stunden lang. Unzweifelhaft hat Michael Bründel dort in dem Teaser Mumpitz geredet. Aber das hat wohl fast jeder von uns schon mal getan – wenn auch vielleicht Sie und ich nicht in der bezeichneten Richtung.
Die Suchmaschine Schwuurbel für die Alternativmedien habe ich mir gestern Abend gründlich angesehen und getestet. Ich würde sie demnach als umfassend gut und auch den Alternativmedienbereich zwar nicht vollständig aber doch recht weitgehend abdeckend einstufen. Meiner Meinung nach wäre an Ihrer vorherigen Empfehlung also nichts auszusetzen gewesen.
Zu Michael Bründel:
Es wäre zu viel behauptet, wenn ich sagen würde, dass ich ihn persönlich kenne. Aber ich war auf einer Vielzahl von Demonstrationen und Veranstaltungen der maßnahmenkritischen Bewegung hier in Berlin, bei denen er entweder einen Lautsprecherwagen „masterte“ oder als DJ zum Veranstaltungsausklang auflegte. Dabei war ich häufig in der Nähe und hatte auf einer Veranstaltung auch mal ein kurzes persönliches Gespräch mit ihm. Er gehört zu der großen Mehrheit der Maßnahmenkritiker hier im Berliner Raum, die ab Februar 2022 für Frieden und gegen Waffenlieferungen eintraten.
In den finsteren Lockdownzeiten haben auch seine Aktionen mich mit am Verzweifeln gehindert. Sofern es Ihre knappe Zeit zulässt, hier mal ein Beispiel:
Shoppingtouren – Freedom Parade
Herr Bründel ist ganz sicher kein politischer Kopf. Vor 2020 war er wohl hauptberuflich schlicht DJ im Fetischbereich der Berliner Klubszene, von der er heute komplett verstoßen ist. Ich halte ihn für eine sehr Schalkhafte Persönlichkeit und bin der Meinung, dass wir auch solche Leute brauchen, auch wenn der Humor nicht immer Ihren oder meinen Geschmack trifft. Im Grunde setzt er teilweise für sich um, was Sie als Teil des Ausweges empfehlen – soweit wie möglich nicht mehr im System mitmachen. Und ich bin mir sehr sicher, dass wir das Ende des Totalwahnsinns und die Verhinderung der Impfpflicht auch seinen vielfältigen Aktionen mit zu verdanken haben.
Vielleicht haben wir wenigen übrig gebliebenen Linken etwas von der alten „Linken“, die sich nahezu vollständig und willig dem globalen Milliardärstotalitarismus andiente, zurückbehalten – eine schreckliche Humorlosigkeit.
Eventuell mögen Sie ja über Ihre Distanzierung nochmal nachdenken?
Ganz liebe Grüße von
Andreas Frielinghaus
Meine Antwort
Vielen Dank für die Zuschrift, lieber Herr Frielinghaus.
Dies war soweit ich weiß meine erste Distanzierung. Ich hielt und halte sie für nötig, weil ich vorher die Suchmaschine von Herrn Bründel und indirekt für seine Website Schwurbel-Treff geworben hatte und dies viel Beachtung gefunden hatte.
Es ging, wie ich schrieb, nicht nur um eine Einmalige Entgleisung in einem Interview, obwohl ich auch diese schlimm genug finde. Es geht auch darum, dass auf Schwurbel-Treff praktisch dazu eingeladen wird, jede denkbare Verrücktheit, zum Beispiel die These von der flachen oder hohlen Erde, auszubreiten. Egal ob das Absicht ist, oder verunglückter Humor: Es spielt denen in die Hände, die jeglich Zweifel und Kritik an den Narrativen der Mächtigen als (verrückte) Verschwörungstheorie diskreditieren.
Da er über seine Suchmaschine (ungefragt) eine Verbindung zwischen dem Schwurbel-Treff und den einbezogenen Medien (einschließlich meinem) schafft, geraten diese ohne Distanzierung in Gefahr, mit den verrückten Thesen auf Schwurbel-Treff in Verbindung gebracht zu werden. Das möchte ich für mich jedenfalls vermeiden.
Viele Grüße
Norbert Häring