Benjamin Netanyahu ist nicht irgendein durchgeknallter Regierungschef, auf den eh niemand hört. Er hatte offenbar beträchtlichen Einfluss auf die Gestaltung der europäischen Corona-Strategie. Davon später. Zunächst zu seinem Vorschlag.
Die Jerusalem Post berichtet am 8. Mai über die Kritik an dem Vorschlag des Regierungschefs vom 4. Mai. Dabei geht es darum, welche Gefahren es berge, wenn man dem Vorschlag Netanyahus folgte, und alle Kinder vor deren Rückkehr in die Schule mit Mikrochips zur Abstandskontrolle ausstatte. Die Kritiker waren im nur auf Hebräisch publizierenden Magazin ynet zu Wort gekommen.
Die Regierung antwortet in ihrer Stellungnahme für die Jerusalem Post auf den ynet-Bericht, es gehe nur um eine freiwillige Maßnahme und der Datenschutz werde natürlich gewährleistet.
Das mag man glauben oder nicht, von der Regierung eines Landes, dessen Polizei dem gleichen Bericht der Jerusalem Post zufolge erst zwei Tage zuvor damit aufgeflogen war, dass sie seit Jahren alle Bewegungen aller Fahrzeuge in israel aufzeichnet und in einer riesigen unregulierten Datenbank auf unbestimmte Zeit speichert. Die Polizei teilte daraufhin der Öffentlichkeit mit, es gebe noch keine Standard-Prozeduren für diese Datenbank, aber wenn man sie hätte, werde man sie für sich behalten. So viel zum Datenschutz.
Dass Netanyahu von „jedem Kind“ sprach, spricht seinerseits nicht für die Idee von echter Freiwilligkeit. Netanyahu hatte vorgeschlagen, neue Technologien einzusetzen, um die Rückkehr zur Normalität nach dem Lockdown zu begleiten und dazu wörtlich erläutert:
„That is, technology that has not been used before and is allowed under the legislation we shall enact, I spoke with our heads of technology in order to find measures Israel is good at, such as sensors. For instance, every person, every kid – I want it on kids first – would have a sensor that would sound an alarm when you get too close, like the ones on cars.
Zu deutsch, in meiner Übersetzung:
„Also Technologie, die vorher noch nicht benutzt wurde und die nach den Gesetzen, die wir in Kraft setzen werden, erlaubt ist. Ich habe mit unseren leitenden Technik-Managern gesprochen, um Maßnahmen zu finden, bei denen Israel gut ist, wie Sensoren. Zum Beispiel sollte jede Person, jedes Kind – ich will es an Kindern zuerst – einen Sensor haben, der einen Alarmton abgibt, wenn man zu nahe kommt, wie diejenigen an Autos.
Noch bemerkenswerter ist, dass die Regierung laut Jerusalem Post in ihrer Stellungnahme zum ynet-Bericht die Mikrochips nicht dementierte, obwohl die dort zitierten Kritiker ausdrücklich von Mikrochips sprachen. Die „Cyber-Expertin“ Einat Meron etwa wird dort zitiert mit: „microchipping children will not pass any test – both practically and legally“ (Kindern Mikrochips einzupflanzen besteht keinen Test, weder praktisch, noch rechtlich).
Das fehlende Dementi ist bemerkenswert, weil etwa Israel Today eine gute Woche später die Empörung in Israel und in manchen alternativen Medien der übrigen Welt mit dem Hinweis zu dämpfen suchte, Netanyahu habe nicht von Mikrochips, sondern nur von „Sensoren“ gesprochen.
Das ist korrekt. Aber, auch wen es nur einen graduellen Unterschied macht, ob nun Mikrochips oder zum Beispiel in Kleidungsstücke eingewebte Sensoren verwendet werden sollen, so ist doch erstaunlich, dass ynet von Mikrochips redet und die Jerusalem Post dies, selbst nach Einholung einer Stellungnahme der Regierung, ebenfalls tut.
Netanyahu überzeugt Österreichs Bundeskanzler Kurz vom Lockdown
In Europa war Österreich ein Vorreiterland in Sachen Angststrategie und Lockdown. Dass das Land dazu wurde, liegt nicht an den dortigen Experten, die die Regierung in den einschlägigen Gremien berieten. Denn, wie dem Falter vorliegende Dokumente zeigen, ignorierte die Regierung Kurz zuerst die Warnungen ihrer Experten.
Als es dann schlimm wurde, drängten die Experten auf gezielte Maßnahmen zur Distanzwahrung wie in Schweden und warnten vor den großen wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und gesundheitlichen Schäden eines allgemeinen Lockdown. Wieder ignorierte die Regierung ihre Experten und wählte den Lockdown. Und zwar, weil, wie Regierungschef Kurz selbst sagte, ihn ein Telefongespräch mit Benjamin Netanyahu wachgerüttelt habe:
„Ihr unterschätzt das in Europa, wacht auf und tut etwas!
Netanyahu habe ihn eindringlich gemahnt und er habe daraufhin entsprechend gehandelt.
Kurz sagte nicht, ob Netanyahu ihn als Israelischer Premierminister oder als Mitglied des Council on Foreign Relations (CFR) angerufen hat. (Kleines Aperçu am Rande. Im deutschen Wikipedia Artikel über den CFR wird Jeffrey Epstein noch als aktuelles Mitglied gelistet.)
Scharfe Kritik von Rabbinern
Weil in der ARD Demonstranten, die Bill Gates kritisieren, gern außer als Verschwörungstheoretiker auch noch als Antisemiten bezeichnet werden, sei hier noch kurz aus Israel Today zitiert, was in dieser Hinsicht eher unverdächtige Rabbiner zum Vorschlag Netanyahus meinten:
„Netanjahu ging nicht sehr ins Detail, aber er sprach mit ziemlicher Sicherheit nicht davon, Sensoren unter der Haut unserer Kinder einzubetten. Dennoch wurden sofort Vergleiche zwischen Netanyahus Vorschlag und der Behauptung gezogen, Bill Gates wolle amerikanische Bürger mit einem Mikrochip versehen, um sie leichter identifizieren und sogar ihre Bewegungen verfolgen zu können. Rabbiner Amnon Yitzhak, einer der populärsten sephardischen Rabbiner Israels, warf Netanjahu vor, er versuche, die Voraussetzungen für “Mikrochips und Sensoren zu schaffen, um die Bevölkerung zu kontrollieren und zu versklaven”. “Das Ziel”, so Rabbi Yitzhak weiter, “ist es, die zukünftigen Generationen auf Bill Gates Projekt vorzubereiten”. Ein anderer prominenter Rabbiner, Daniel Asor, sagte, dies sei der erste Schritt in Richtung eines Ausverkaufs Israels durch Netanjahu an eine globale Schattenregierung, was Christen die “Neue Weltordnung” nennen könnten.
Ich mache mir die These ausdrücklich nicht zu eigen, dass Bill Gates oder sonst jemand mit entsprechendem Einfluss allen Menschen Mikrochips einpflanzen möchte, um sie kontrollieren zu können. Ich glaube, dafür gibt es elegantere Möglichkeiten.