Die Bäckereikette Göing in Hannover hat nach einem Jahr Mitte April den Versuch aufgegeben, in einer Reihe von Filialen Bargeld nicht mehr anzunehmen. „Auf vielfachen Kundenwunsch“ habe Göing in den Testfilialen wieder Bargeld eingeführt, erklärte Verwaltungsleiter Uwe Koppermann. Kundenproteste in den Verkaufsstellen, über E-Mails oder über Tiktok, Instagram und Facebook, die Göing laut Koppermann erreichten, haben Wirkung gezeigt.
Die Düsseldorfer Bulle Bäckerei. die 2021 an einem Standort das Bargeld komplett abschaffte und in den anderen intensiv für Kartenzahlung warb, ist ebenfalls in diesem Jahr wegen einer Welle der Empörung eingeknickt. Sie hat alle Schilder mit der Empfehlung zur Kartenzahlung entfernt. Der Chef, Michael Gauert, sagte zerknirscht der Rheinischen Post: „Dabei hatten wir nie vor, ältere Menschen oder Kinder auszuschließen.“ Er empfinde „das Bargeldlos-Experiment als gescheitert“.
Der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks hat laut Rheinischer Post sogar eine Stellungnahme veröffentlicht, in der er seine Mitglieder vor der Missachtung des Kundenwunsches warnt und Bargeld als „unverzichtbar“ bezeichnet. Man stehe im Bäckerhandwerk dem bargeldlosen Bezahlen zwar offen gegenüber, sehe aber: „Viele Kunden erwarten, auch künftig beim Bäcker bar bezahlen zu können.“
Der Wind in Sachen Bargeld hat sich gedreht, wie ich kürzlich hier berichtet habe:
Aber der Kampf für den Erhalt des Bargelds ist deswegen natürlich noch lange nicht beendet und gewonnen. Eine andere Düsseldorfer Bäckereikette versucht nun, das Bargeld scheibchenweise los zu werden, und so einer Empörungswelle wegen Diskriminierung zu entgehen. In den Filialen der Bäckerei Hinkel kann ab Mai an den meisten Kassen nur noch mit Karte gezahlt werden. Barzahler sollen nur noch an einer Kasse je Filiale bedient werden.
Offenkundig will man die Barzahler mit mutwillig verlängerten Wartezeiten dazu nötigen, entgegen ihren Vorlieben doch mit Karte zu bezahlen, um schneller an die Reihe zu kommen. Gleichzeitig rechnet man sich aus, dass die Wut der Barzahler weniger hochkocht, wenn sie nicht gänzlich ausgeschlossen werden.
Wenn die junge Chefin der Bäckereikette sich da mal nicht irrt. Die Menschen mit dunkler Hautfarbe in den USA der Rassentrennungszeit hat es nicht nennenswert besänftigt, dass sie Bus fahren durften und in Restaurants und Schulen durften, nur eben getrennt von den Hellhäutigen, die in jeder Hinsicht in ihren Bereichen erheblich besser behandelt und bedient wurden.
Fazit
Man kann Verständnis haben für den Wunsch vieler Inhaber von Bäckereien und anderen Geschäften, weniger oder gar nicht mehr mit Bargeld zu tun zu haben. Denn der Staat verleidet es ihnen systematisch, etwa indem er die Bargeld-Handhabung durch eine sinnwidrige Prüfungspflicht aller Münzen mutwillig verteuert. Oder indem er verlangt, den jeweiligen Kasseninhalt bis hin zur exakten Anzahl der Centmünzen genauestens zu dokumentieren und Abweichungen mit drakonischen Steuerprüfungen bestraft. Es gibt noch viele weitere solche bargeldfeindlichen Schikanen im Kleinen.
Deshalb Kunden zu nötigen, auf eine Weise zu bezahlen, die sie nicht wollen, ist der falsche Weg, gerade für kleinere Geschäfte, die auf eine gute Kundenbeziehung angewiesen sind. Die Handwerksbetriebe und Geschäfte und ihre Lobbies sollten sich vielmehr den Staat vorknöpfen und publikumswirksam gegen den von diesem ausgeübten und beförderten Digitalzwang protestieren.
Statt Schildern, mit denen zum digitalen Bezahlen aufgefordert wird, könnten sie etwa ein Schild aufstellen, in dem erklärt wird, wie viel Bargeld sie kostet, und warum, dass sie aber trotzdem dem Kundenwunsch auf Barzahlung gern nachkommen. Das bringt Loyalität der Kunden statt sie zu vergraulen.
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Meine wichtigsten Beiträge zum Krieg gegen das Bargeld und den Widerstand