Lieber Herr Krämer,
Sie kennen ja die alte Geschichte vom halb vollen oder halb leeren Glas. Ich habe mich für die Sichtweise ‚halb voll’ entschieden, weil ich den Einstieg in eine „Erwerbstätigenversicherung“ oder je nach Ausgestaltung auch „Bürgerversicherung“ für einen gravierend positiven Schritt halte. Die Ausweitung des Kreises der Beitragszahler würde sowohl mehr Gerechtigkeit schaffen, als auch die Einnahmen für mehrere Jahrzehnte massiv erhöhen.
Holger Balodis: CDU und Grüne lassen Hoffnung für die Rente keimen
Durch die Eingliederung der Jungen entstehen die Ausgaben im Umlageverfahren erst in Jahrzehnten, während die Einnahmen sofort fließen. Diese Sichtweise ist meines Wissens unumstritten.
Ähnlich sieht es mit der Ausweitung oder dem Wegfall der Beitragsbemessungsgrenze aus. Hier müsste in der Tat bei Topverdienern zusätzlich eine verfassungsrechtlich unbedenkliche deutliche Abflachung der Anwartschaften erfolgen. Dies eröffnet dann Raum für dringend erforderliche zusätzliche Umverteilungselemente in der Rente – zu Gunsten von Geringverdienern.
So schüfen beide Maßnahmen – richtig angepackt – enorme Spielräume für Leistungsverbesserungen, also höhere Renten.
Wenn diese Vorschläge dann noch völlig überraschend von CDU-Sozialpolitikern kommen, so verdienen sie von den Befürwortern einer umlagefinanzierten gesetzlichen Rente zumindest kritische Sympathie statt pauschaler Ablehnung.
Ralf Krämers Widerspruch zu Holger Balodis Beitrag: „Hoffnung für die Rente“
Ich habe deutlich gemacht, dass ich es für sehr unwahrscheinlich halte, dass die CDU-Sozialpolitiker damit in der Union durchkommen. Und Sie haben Recht: Tatsächlich habe ich mich in meinem Gastkommentar nicht mit allen Vorschlägen des Bundesfachausschusses befasst. Mir aber in diesem Zusammenhang falsche Aussagen vorzuwerfen irritiert mich sehr. Und die implizite Unterstellung, ich teilte womöglich die Vorschläge der CDU zu einer längeren Lebensarbeitszeit oder einer Ausweitung von kapitalgedeckter Altersvorsorge, ist abwegig. In all meinen Publikationen nehme ich eine klare Gegenposition ein.
Holger Balodis