Am 5. August 2025 veröffentlichten zwei Weltbank-Manager, die beide zuvor beim Kartengiganten Visa gearbeitet haben, einen Tätigkeitsbericht mit dem Titel: „How interoperable digital public infrastructure can transform fast payments” (Wie interoperable digitale öffentliche Infrastruktur schnelle Zahlungen revolutionieren kann). Darin argumentierten Sie, dass „die Verbindung von Zahlungssystemen mit Identitäts- und Datenplattformen es Anbietern ermöglicht, Vertrauen zu stärken, Kosten zu senken und mehr Nutzer durch einfachere, schnellere Prozesse zu bedienen”.
Das soll über (weltweit standardisierte) Schaffung von zwei „neuen grundlegenden Diensten und Funktionen“ erreicht werden: die Payments Identity Credential (PIC) und den Trusted Access and Credentialing Hub (TACH).
Das PIC soll ein von der Finanzbranche ausgegebener, aber vom Staat regulierter digitaler Identitätsnachweis für Kunden sein. Dieser soll von den Finanzinstituten erhobene und vom Staat ausgegebene Identitätsnachweise kombinieren. TACH soll eine Datenbank sein, von der die Identitätsnachweise in Echtzeit abrufbar sind, sodass sie für alle Transaktionen der Zahlungsdienstleister und anderer Dienstleister mit Kunden verwendet werden können. Auch staatliche Geldleistungen sollen auf diesem Weg ausgezahlt werden können, mit allen gewünschten Kontrollen und Nutzungsrestriktionen.
Das Projekt befindet sich in einer frühen Phase. In einer Präsentation nennt die Weltbank als nächste Schritte zuerst einen „Stresstest“ der Ideen, dann ein Weißbuch zu den rechtlichen und technischen Aspekten des Plans, gefolgt von einem „Proof of Concept“ (Umsetzbarkeitsnachweis) und schließlich der gesetzlichen, regulatorischen und praktischen Umsetzung.
Die EU scheint ihr Projekt, bis 2030 mindestens 80% der Bevölkerung eine digitale Identitätsbrieftasche zu verpassen, ebenfalls auf diesem Weg erreichen zu wollen. An zwei wichtigen, von der EU finanzierten Pilotprojekten ist der US-Kreditkartengigant Mastercard beteiligt, dem NOBID-Projekt und dem WE BUILD Konsortium. Diese testen Szenarien, in denen die Identitätsfeststellung direkt mit dem Bezahlvorgang verbunden wird. Potentiell maßgebliche Eigenschaften der Zahler und Empfänger wie Alter (Volljährigkeit), Wohnort oder Studentenstatus, sollen jeweils durch das Transaktionssystem mit übermittelt werden.
„Die Zusammenführung von digitaler Identität, schnellen Zahlungen und zustimmungsbasiertem Datenaustausch in einer kohärenten, interoperablen Infrastruktur kommt allen zugute“, preisen die Weltbank-Autoren ein solches System. Wovon sie nicht reden: vom Alptraum an zentralisierter Kontrolle und Steuerung allen Tuns der Bürger, die möglich wird, wenn in einer zentralen Verifikations-Datenbank alle Informationen zusammenlaufen. Über so ein TACH kann jeder mit ein paar Tastatur-Anschlägen praktisch handlungsunfähig gemacht werden. So lässt sich allgemeine Unterwürfigkeit erzwingen. Die Kreditkartenunternehmen nutzen ihre Macht bereits, um die Ausführung von Zahlungen für bestimmt Produkte und Dienstleistungen, die irgendwelchen vagen internen ethischen Kriterien nicht genügen, zu unterbinden. Unternehmen, zum Beispiel Betreiber von Plattformen für Spieleentwickler, die diese anbieten, zwingen sie mit Kündigungsdrohungen, Angebote auszulisten, die ihnen nicht gefallen.
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