Rolf Bergmeier: CO2 schadet dem Klima kaum und tut der Natur gut

Helge Peukert stellt in “Klimaneutralität jetzt!” die Politiken der Klimaneutralität auf den Prüfstand. Eine Antwort

Ebenso wie das Bundesverfassungsgericht zum „Klimawandel-Urteil“ vom 24. März 2021 geht Helge Peukert davon aus, dass CO2-Emissionen aus den fossilen Brennstoffen irreversibel zur Erwärmung der Erde und damit zum Untergang unserer Zivilisation beitrügen. Und so kreisen seither die Modelle und Prognosen im Wesentlichen um die Hypothese vom „schuldigen“ anthropogenen CO2, noch enger um das Verbrennen fossiler Brennstoffe und damit um die menschlichen Ursachen der Erderwärmung. Hans Joachim Schellnhuber vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), ein von der Bundesregierung und dem Land Brandenburg staatlich gefördertes Institut, erklärt das Klimageschehen auf eine auch für Kinder verständliche Art: „Die aus der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas entweichenden Treibhausgase hemmen die Entsorgung der Sonnenenergie ins Weltall und heizen dadurch die Erde immer mehr auf. Denn unser Planet importiert mehr Energie als er exportiert“.

Dabei sind selbst Befürworter der CO2-Klimatod-Theorie sich der Tatsache bewusst, dass die Veränderung des Klimas nicht monokausal, sondern als Folge des Zusammenwirkens vieler Faktoren erklärt werden muss und „der Einfluss von verschiedenen Emissionen auf die Klimaveränderung nicht eins zu eins […] abgeleitet werden“ könne (Bundestag, Wissenschaftlicher Dienst, 8-3000-028/17). Um dennoch die Behauptung einer alles zerstörenden CO2-Dominanz zu retten, schlussfolgerte der Wissenschaftliche Dienst ohne weitere Belege, dennoch könne der positive anthropogene Strahlungsantrieb zeigen, dass die Erderwärmung mit dem Anstieg der Treibhausgase, vor allem des CO2, korreliere. Hatte sich der Wissenschaftliche Dienst zunächst noch auf das einsichtige Argument des Zusammenwirkens vieler Faktoren verständigt, folgte nun also die gewünschte politische Lösung: Das anthropogene CO2 ist schuld.

Die Zweifel an der CO2-Theorie als Hauptverursacher der Erderwärmung wachsen, wenn man die Zusammensetzung des atmosphärischen CO2 näher betrachtet. Denn CO2 ist nur mit einem Anteil von 0,04 Prozent in der Atmosphäre vertreten und besteht zu rund 97 Prozent aus lebenswichtigem natürlichen CO2, das in einem Kreislauf gebunden und unverzichtbar für das Leben auf Erden ist. Es versinkt in Ozeanen, wird von den Pflanzen umgewandelt und von der Erdoberfläche verschluckt. Und nur der Rest ist menschengemacht („anthropogen“).

Das Umweltbundesamt bleibt in dieser Frage bedeckt und windet sich im umständlichen Schreibstil mit einer allgemeinen Formel heraus, das atmosphärisches CO2 verursache „mit 65,9 % den vom Menschen in erheblichem Umfang mit verursachten Hauptbeitrag zur Erwärmung des Erdklimas“ (UBA 22. Juli 2019). Die Formulierung vermeidet eine Differenzierung zwischen natürlichem und anthropogenem CO2 und postuliert einfach die pauschale Behauptung eines „vom Menschen in erheblichem Umfang mit verursachten Hauptbeitrag zur Erwärmung des Erdklimas“. Andere Institutionen präzisieren und gehen von 4,5 Prozent anthropogenem CO2 aus (BMWi, 23. August 2018).

Gleich ob 3 oder 4,5 Prozent anthropogenes CO2, es bleibt die Einsicht, mehr als 95 Prozent des verunglimpften CO2 bleibt als natürliches Gas für das Leben auf Erden unverzichtbar und dem politischen Willen zur Veränderung entzogen. Und da CO2 insgesamt lediglich mit 0,04 Prozent in der Atmosphäre vertreten ist, ist das anthropogene CO2 lediglich mit 0,001 Prozent, also einem tausendstel Prozent, am Geschehen in der Erdatmosphäre beteiligt. Wenige tausendstel Prozent eines Gases sollen also die Erderwärmung bis hin zum „Klimatod“ der Erde bewirken.

Dabei wäre noch zu berücksichtigen, dass selbst dieser winzige Anteil an anthropogenem CO2 nur zum Teil durch politische Maßnahmen manipuliert werden kann. Denn die in diesen Zahlen enthaltene mit Kohlenstoffdioxid gesättigte Atemluft von sieben Milliarden Menschen („biologisch-anthropogenes“ CO2) entzieht sich allen politischen Maßnahmen. Die Weltbevölkerung atmet im statistischen Mittel, abhängig von verschiedenen Faktoren, 3 bis 14 Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr aus. Da nach Schätzungen des „Weltklimarates“ der anthropogene CO2-Anteil rund 29 Milliarden Tonnen pro Jahr beträgt (IPCC, 4. Bericht, Assessment 4, 2007) und die derzeitige Menschheit durch Atemluft pro Jahr 3 bis 14 Milliarden Tonnen Kohlenstoffdioxid emittiert, sind also rund 10 bis 40 Prozent des emittierten anthropogenen CO2 nicht verhandelbar und entziehen sich der politischen Einflussnahme. Bei einem Wachstum der Weltbevölkerung von jährlich pauschal rund 70 Millionen Menschen bedeutet dies einen zusätzlichen Ausstoß von mehr als 100 Millionen Tonnen anthropogenen CO2 pro Jahr. Das ohnehin nur als „Spurengas“ vorhandene atmosphärische CO2 ist also nur zu einem verschwindend kleinen Bruchteil mit den Methoden der Entindustrialisierung manipulierbar. Im Übrigen verweisen die Daten der Klimahistorie darauf, dass ein signifikanter CO2-Aufwuchs auch ohne menschlichen Einfluss „gang und gäbe“ war und wohl auch zukünftig sein wird.

Mit welchen Anteilen man auch immer rechnet, der Anteil an menschengemachtem und von ihm beeinflussbaren Kohlenstoffdioxid liegt bei einem tausendstel Prozent der Atmosphäre. Daran ändert auch ein Aufwuchs des CO2-Anteils auf 500 ppm nichts. Winzig bleibt winzig. Es ist daher höchst unwahrscheinlich, dass der minimale Anteil an anthropogenem CO2 den „Klimatod im Treibhaus“ (SPIEGEL 9/1979) einleiten kann und „die Menschheit mit dem Aussterben bedroht“ (Angela Merkel, 1995 und Oktober 2019). Der größte Teil des atmosphärischen CO2 ist natürlichen Ursprungs, wird im natürlichen Kreislauf absorbiert und ist vom Menschen nicht steuerbar. Der durch die Industrialisierung verursachte Rest ist marginal und angesichts der Größenordnung anderer Einflüsse vernachlässigbar. Man wundert sich, dass dennoch die wirklichen Giganten des Klimas – Erdrotation, Erdachsenverschiebeung, Sonneneinstrahlung, atmosphärischer Wasserstoff, kosmische und solare Strahlung, ozeanische Veränderungen, Wasser in Form von Wolken, Wasserdampf oder Eispartikeln, wachsende Weltbevölkerung – bis heute ebenso wenig eine Rolle spielen wie die Interaktionen zwischen diesen Einflussgrößen.

Die aufgeschlüsselten Zahlen sind Schlüsselzahlen und den meisten Menschen nicht bekannt. Sie werden in der öffentlichen Diskussion verschwiegen und tauchen beispielsweise in der „Treibhausgas“-Internetplattform des Umweltbundesamtes, im 555 Seiten starken „Handbuch globale Klimapolitik“ oder in der Plattform des Bayerischen Landesamts für Umweltschutz nicht auf. Die Zahlen und Daten, gleich ob Millionen von Tonnen an CO2 oder Angaben in ppm, gewinnen beim Laien deshalb an Bedeutung, weil die Bezugsgröße fehlt, ihr Anteil nicht an den Terratonnen atmosphärischer Gase gemessen wird, damit der mikroskopisch kleine Anteil des menschengemachten Kohlendioxids verschleiert wird und natürliches, industrielles und biologisch-anthropogenes CO2 in einen Topf geworfen werden, so dass nach Umrühren nicht mehr zu erkennen ist, ob der Mensch einen messbaren Einfluss auf die Menge und Wirkung des atmosphärischen CO2 hat.

Die alles entscheidenden Fragen, wer die kausale, treibende Kraft in dem „Korrelationsprozess“ von Erdtemperatur und CO2-Aufwuchs ist (Henne und Ei), ob die monumentalen Kräfte des Universums überhaupt mit einer simplen, bisher unbewiesenen CO2-Schuldzuweisung monokausal erklärt werden können, ob ein lächerlich kleiner Prozentsatz an anthropogenem CO2 von einem tausendstel Prozent an der Atmosphäre überhaupt in der Lage ist, global wirksame und zum Teil bisher noch nicht enttarnte Prozesse zu überlagern, werden umgangen. Mit der schlichten Behauptung, der Mensch verstärke den Treibhauseffekt, werden alle anderen Einflüsse, die zur Erderwärmung beitragen, unterschlagen. Aus einem Spektrum von Einflüssen wird ein Merkmal ausgewählt, bläht es zur einer die Erde vernichtenden Größe auf und tarnt die Hypothese mit mathematischen Modellen und Fachbegriffen, die von zahlreichen Wissenschaftlern angegriffen und von den Politikern kaum verstanden werden.

Dabei sind diese Zahlen und die dahinter verborgene potentielle Nachrangigkeit des CO2 in Bezug auf eine Veränderung des Klimas und für das politische Handeln einzig und alleine von Relevanz. Sie belegen, warum CO2 in der wissenschaftlichen Literatur als „Spurengas“ bezeichnet wird, dass die im Mann`schen Diagramm behauptete Kausalität von CO2 und Erderwärmung nicht belegt werden kann und die ganze Kampagne gegen eine angeblich unerträgliche CO2-Emissionen den Charakter von politisch gesteuerter Hochstapelei hat. Und wenn sich die Bundesregierung das Ziel gesetzt hat, die CO2-Treibhausgasemissionen in Deutschland bis zum Jahr 2030 um 40 oder 50 Prozent zu senken, so verschweigt sie, dass es sich um 40/50 Prozent von „deutschem“ 0,00015 Prozent handelt, also eine CO2-Einsparung von einem Zehntausendstel Prozent angestrebt wird.

Der Verfasser ist Autor des Buches „Die CO2-Falle. Deutsche Klimapolitik und ihre Folgen, 2. Auflage 2021, 235 S.

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