Wie die GLS-Bank Kunden dazu bringt, US-Milliardären bei der Infiltration osteuropäischer Medien zu helfen

Erweiterte Version 31. 03. 2023 | Über ihre Crowdfunding-Plattform GLS Crowd vertreibt die GLS-Bank an ihre ökologisch und sozial engagierte Kundschaft eine „Pluralis Media Anleihe – Für unabhängige Medienhäuser in Europa“. Durch Investitionen in ausgewählte Medienhäuser will diese – angeblich – Medienvielfalt und -unabhängigkeit bewahren. Wer diese Anleihe kauft, sollte wissen, dass er damit die politische Agenda von US-Multimilliardären wie George Soros und Pierre Omidyar finanziert – mit beträchtlichem eigenen finanziellen Risiko.

Am 30. März, dem zweiten Tag des Anleihevertriebs, waren der Netzseite von GLS Crowd zufolge schon über 2,27 der angestrebten 5 Mio Euro Zeichnungsvolumen zusammengekommen. Weil es für die Anleger nur sehr schwer ersichtlich ist, wessen Agenda sie hier unter erheblichem finanziellen Verlustrisiko mitfinanzieren, will ich mit diesen Beitrag etwas Hilfestellung bei der Herstellung von Transparenz geben.

Emittent der Pluralitäts-Anleihe ist ein Konsortium namens Pluralis. Dieses Konsortium wiederum besteht aus der König-Baudouin-Stiftung, MDIF, Media Huis, Soros Economic Development Fund, Tinius Trust (Schibstedt) und GLS-Bank. Tinius Trust und Media Huis sind große, international agierende Medienkonzerne bzw. deren Stiftung.

Klickt man sich in die Details, erfährt man, dass Initiator des „Investitonsvehikels“ Pluralis der MDIF oder Media Development Investment Fund ist.

MDIF wiederum wird getragen von den Open Society Foundations von George Soros, von Luminate, der Stiftung des Silicon-Valley-Milliardärs Pierre Omidyar, der staatlichen dänischen Investmentgesellschaft IFU und der schwedischen Entwicklungsbehörde Sida.

GLS-Crowd schreibt über die Wirkung einer Invesititon von und in Pluralis:

„Die Investitionen von Pluralis helfen führenden unabhängigen Medien, die Kontrolle über ihre Unternehmen zu behalten, indem sie verhindern, dass ihr Eigentum von Regierungen und ihren Verbündeten, die sich in die redaktionelle Arbeit einmischen wollen, vereinnahmt wird.“

Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Ein Konsortium aus US-Milliardären, die die geopolitischen Ziele ihrer Regierung befördern, aus staatlichen Behörden und Unternehmen, und aus großen Medienkonzernen kauft sich in Medienhäuser ein, um diese vor staatlichen Einflüssen und Einflüssen sonstiger interessierter Gruppen zu bewahren.

Wer das zielführend findet, möge diese Anleihe gern zeichnen.

Die Baudouin-Stiftung

Die Stiftung des 2017 gestorbenen belgischen Königs Baudouin soll nicht ganz vernachlässigt werden. Wir haben also auch ein Königshaus, das sich berufen fühlt, für die Unabhängigkeit der Medien von den Regierungen in anderen Ländern zu sorgen, indem es Anteile an diesen Medien kauft. (Das Königshaus sitzt im Verwaltungsrat der Stiftung.)

Das belgische Königshaus wurde reich durch die überaus grausame Kolonialisierung und Ausbeutung des als Familienbesitz verwalteten Kongo. Leopold II, der sich hier besonders hervortat, war ein Vorgänger und Urgroßonkel Baudouins. Baudouin selbst und die belgische Regierung haben sich – Wikipedia zufolge – nach der Unabhängigkeit des Kongo mindestens durch Mitwisserschaft an der Ermordung des kongolesischen Präsidenten Lumumba mitschuldig gemacht. Es fiel ihm offenbar schwer, Abschied von kolonialen Besitztümern zu nehmen. Wer möchte darauf vertrauen, dass dieser König eine Stiftung aufgesetzt hat, die tatsächlich Pressefreiheit und Meinungsfreiheit der Art im Sinne hat, wie es sich der typische Kunde der GLS-Bank vorstellt? Was ist das für eine Pressefreiheit von königlichen Gnaden, die die GLS-Kunden hier finanzieren sollen?

Vorsitzender des Verwaltungsrats ist der Präsident der belgischen Zentralbank. Der Geschäftsführer der Stiftung ist ein Ökonom, der seit 2011 Regierungsmitglieder bis hinauf zum Premierminister beraten hat, zuletzt in Sachen Covid-19. Wenn also die König-Baudoin-Stiftung begänne, im eigenen Land Medien aufzukaufen, würde man das eher als problematisch betrachten, denn als Garantie für die Pluralität und Regierungsferne der Medien.

Ausbau eines Informationsmonopols

Schaut man sich die sonstigen Aktivitäten der mutmaßlichen Treiber dieser Initiative, Soros und Omidyar, beziehungsweise deren Stiftungen an, verschwindet leicht der letzte Rest Bereitschaft, zu glauben, dass es hier wirklich um die Bewahrung der Unabhängigkeit der Medien von ALLEN Spezialinteressen geht. Eher scheint es darum zu gehen, bestimmte Sichtweisen und Narrative zu fördern und andere zu verdrängen.

George Soros ist seit langem sehr intensiv und mit sehr viel Geld dabei, die öffentliche Meinung und die Aktivitäten gesellschaftlicher Initiativen in Mittel- und Osteuropa im Sinne der außenpolitischen Ziele der in den USA Regierenden zu beeinflussen.

Über das Stiftungsimperium von Pierre Omidyar erfährt man in einem empfehlenswerten Artikel von Florian Warweg auf den Nachdenkseiten:

„Die Omidyar-Gruppe agiert als ein Investmentvehikel, das Hunderte von NGOs auf der ganzen Welt finanziert und zudem mehrere Medienplattformen, unter anderem den als explizit anti-russisch ausgerichteten ukrainischen TV-Sender hromadskeTV. Neben dem „Omidyar-Network“ hat der eBay-Gründer auch noch unter anderem die Stiftungen Luminate und Democracy Fund gegründet. Während Luminate sich eher einen „liberal-progressiven“ Anstrich gibt und sich unter anderem die Erreichung einer „faireren Welt“ auf die Stiftungsfahnen geschrieben hat, bedient „Democracy Fund“ die andere Seite der politischen Medaille und unterstützt unter anderem den Protagonisten der US-Neokonservativen Bill Kristols und sein Projekt „Defending Democracy Together“. Omidyar co-finanziert mittels des „Democracy Fund“ auch den transatlantisch ausgerichteten German Marshall Fund.“

Und Omidyars Stiftungen sind fast immer dabei, wo es darum geht, das Unwesen der Faktenchecker neuer Definition zu finanzieren. Mit dabei sind auch große Medienverlage. So ist die Stiftung der Milliardärin und Gesellschafterin des internationalen Medienkonzerns WAZ (seit 2013 „Funke-Mediengruppe“), Anneliese Brost zusammen mit Omidyars Stiftung maßgebliche Finanziererin von Correctiv.

In seinem Beitrag zur Correctiv-Finanzierung zitiert Warweg hierzu Die Zeit aus dem Jahr 2014:

„So finanziert ausgerechnet die langjährige Chefin des westfälischen Zeitungskonzerns, Anneliese Brost, ein Projekt, das den redaktionellen Verkündungsjournalismus früherer Tage auf eine neue Ebene hieven soll.“

Diese maßgeblich auch von Regierungen und der EU finanzierten Netzwerke, teilweise mit Verbindungen zu Militär und Geheimdiensten verteilen direkt oder indirekt für die Plattformbetreiber der sozialen Medien Zensurstempel und diskreditieren Meinungen und Informationen, die vom Narrativ der Mächtigen abweichen.

Über das International Fact-Checking Network, das weltweit sogenannte Faktenchecker lizensiert, koordiniert und zum Teil unterstützt, habe ich bereits kritisch geschrieben. Hier trifft man als Finanzierer diejenigen wieder, die auch bei Pluralis die größte Rolle spielen: Omidyar mit seiner Luminate-Stiftung und dem Democracy Fund, sowie George Soros mit der Open-Society-Stiftung. Mit wem sie dabei kooperieren, wirft ein gewisses Licht auf Pluralis; nämlich der Stiftung des Tea-Party-Finanzierers Charles Koch und die halbstaatliche Stiftung National Endowment for Democracy (NED), die sich wie die Soros-Stiftungen massiv in die inneren Angelegenheiten anderer Länder einmischt.

Nicht genug also, dass Luminate und die etablierten Verlage, sowie auf meist indirektem Wege die „westlichen“ Regierungen, mitbestimmen, was in den sozialen Medien als Wahrheit zu gelten und was zensiert zu werden hat. Sie wollen auch noch beeinflussen, was etablierte Zeitungen in Mittel- und Osteuropa ihren Kunden an Informationen und Meinungen anbieten und vorenthalten. Denn dort haben die lokalen Mächtigen eine gewisse Neigung, den global Mächtigen zu widersprechen. Und das soll sich keinesfalls in der dortigen Medienlandschaft widerspiegeln, sondern es soll von dieser bekämpft werden.

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