Wie der Hessische Rundfunk Demonstranten verunglimpft und Nazis verharmlost

6. 02. 2022 | Ein ständig wiederholter Vorwurf gegen diejenigen, die gegen Impfpflicht und überzogenen Grundrechtsentzug demonstrieren, lautet, sie würden mit „Rechten“ oder gar mit Nazis marschieren. Ein Videobericht des Hessischen Rundfunk über die Demo am Samstag 5.2. in Frankfurt demaskiert unfreiwillig die Heuchelei und den unbedingten Verleumdungswillen, der hinter diesem Vorwurf steckt.

Nur nebenbei sei bemerkt, dass „rechts“ selbst für mich als Linkem kein Schimpfwort ist, sondern eine politische Standortbestimmung. Wenn man den Unterschied zwischen rechts und rechtsradikal nicht mehr macht, dann stellt man sich selbst einen Freibrief aus, jeden, der einem nicht passt, als „rechts“ zu verunglimpfen und dabei „rechtsradikal“ bei den Empfängern der Botschaft ankommen zu lassen. Wenn man „rechts“ zum Schimpfwort macht, negiert man alles, was bisher den Unterschied zwischen rechten und linken Positionen ausgemacht hat. Man plädiert für die Entpolitisierung der Politik. Das ist entweder gedankenlos oder böswillig.

Die Hessenschau veröffentlichte am Samstagabend nach der Demo einen Videobericht, in dem es dem Vorspann nach darum gehen sollte, dass die Anwohner zunehmend von der wöchentlichen Demo genervt seien.

Tatsächlich ging es darum nur kurz. Vor allem ging es darum, zwei der vielleicht 25 Gegendemonstranten („immer mehr“) ausführlich sagen zu lassen, dass es zwar okay sei, einzelne Regierungsmaßnahmen zu kritisieren, aber nicht, mit unanständigen Leuten zu marschieren und grundsätzliche Kritik an Regierung und Regierungssystem zu äußern.

Keine Rechten, dafür Mutmaßungen

Als es dann zu Bildern der Demo ging (die Sprecherin spricht von etwa 3000 Teilnehmern: es waren mindestens dreimal so viele), stellte sich heraus, dass das Fernsehteam beim besten Willen nichts finden konnte, was auf irgendwelche rechtsradikale Gesinnung oder gar Nazitum hindeutete. Das ist kein Zufall. Ich habe in den letzten drei Demos nichts dergleichen gesehen.

Weglassen wollte man den Vorwurf aber nicht, denn er würde zur propagandistischen Unterfütterung der noch folgenden Bilder gebraucht werden. Also ersetzte die Sprecherin akustische oder optische Belege auf perfide Weise mit den Worten:

„Mutmaßlich sollen auch wieder einige aus der rechten Szene dabei sein, aber die gehen in der Menge unter.“

In einer angeblich kleinen Demo mit angeblich nur 3000 Teilnehmern können die angeblichen Reporter nichts Rechtsradikales sehen oder hören und ersetzen das mit einer Mutmaßung, von der vernebelt wird, ob es die eigene oder eine fremde ist („mutmaßlich sollen“), dass schon welche dabei sein werden.

Ist das Journalismus oder kann das weg? Zu sehen waren viele herzförmige Luftballons. Die Parolen die dort skandiert wurden, lauteten in Abwandlungen: Freiheit, Demokratie, Selbstbestimmung, Liebe.

Also konzentriert sich die Bildsequenz über die Demo auf ein Transparent mit dem Spruch „Mit Nazis geht man nicht spazieren“, das aus einem Fenster hängt, und ein Pappschild mit „Lauft nicht mit Nazis“, das jemand hochhält. Wer und wo, kann man nicht sehen, weil nur das Schild und die Hand groß im Bild ist.

Die „Journalisten“ des HR sprechen ausgiebig mit den anwohnenden Gegendemonstranten, einem Vater auf dem Spielplatz und mit einer Vertreterin der Stadt, aber mit keinem Organisator oder Demonstranten. Sie hinterfragen auch nicht selbst, ob es in Ordnung ist, Menschen, die gesittet und friedlich demonstrieren, mit Nazis zu vergleichen, also den Leuten, die sechs Millionen Juden grausam ermordet haben. Kommt wirklich niemand von den Journalisten, die sich eher als Aktivisten für die Regierungssicht gerieren, auf die Idee, dass das eine üble Verharmlosung des Holocaust sein könnte, den die Nazis verbrochen haben?

Das finde ich heuchlerisch. Denn in die andere Richtung kommt man sehr schnell darauf, Holocaustverharmlosung zu wittern. Aber die Organisatoren schärfen den Teilnehmern der Demos in Frankfurt jedes Mal ein, dass keine Transparente oder Symbole toleriert werden, die die Corona-Politik in irgend einer Weise mit der Judenverfolgung vergleichen. Das kommt daher praktisch nicht vor. Indirekte Holocaustvergleiche gibt es nur von der Gegenseite und vom Rundfunk, und das reichlich.

Kommen diese Journalisten nicht darauf, wie absurd der Vorwurf ist, man marschiere mit Nazis, wenn man mangels erkennbarer Nazis gar nichts dagegen tun kann, außer auf sein Demonstrationsrecht von vorneherein zu verzichten und alles brav zu schlucken, was eine erratisch handelnde Regierung verfügt? Ich mutmaße (selbst), sie wollen nicht darauf kommen, und wenn sie doch wollten, dürften sie nicht.

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