Griechenland prescht vor: Nutzern von 500-Euro-Scheinen droht Geldwäscheuntersuchung

Während die Europäische Zentralbank noch dabei ist zu entscheiden, ob und wann sie aufhören will, 500-Euro-Scheine zu drucken, hat die Bank von Griechenland, Teil des Eurosystems der EZB, bereits einen neuen Pflock im Krieg gegen das Bargeld eingeschlagen. Jedem, der einen 500-Euro-Schein zur Bank bringt, droht eine Geldwäscheuntersuchung.

Wie die Zeitung Kathimerini berichtet, hat der Notenbankchef und frühere Finanzminister Stournaras per Rundschreiben alle Geschäftsbanken verpflichtet, nicht nur die Personalien von jedem festzuhalten, der 500-Euro-Noten in kleinere Banknoten umtauscht, sondern auch seine gesamte aufgezeichnete Transaktionshistorie zu überprüfen. Die Absicht dahinter sei der Kampf gegen das Waschen illegalen Geldes. Der Zeitung zufolge, die mit ihrer Berichterstattung zu den 500-Euro-Scheinen eine ziemlich unrühmliche Rolle spielt, sehen „Experten“ hinter der zunehmenden Nachfrage nach Umtausch von 500-Euro-Noten das Motiv der Geldwäsche.  Wir lernen in dem Artikel auch noch, dass Griechenland zu den EU-Ländern mit dem höchsten Bargeldumlauf gehört. Er betrage 25 Prozent einer Jahreswirtschaftsleistung, während er im EU-Durchschnitt unter 10 Prozent liege.

Das ist ziemlich dreist. Was wir nicht erfahren, ist, dass der Hauptgrund für die vielen 500-Euro-Scheine in Griechenland darin liegt, dass viele Menschen in weißer Voraussicht ihr Geld von den Banken abhoben, bevor diese im Sommer geschlossen wurden und Griechen seither nur noch ein Taschengeld von 420 Euro pro Woche von ihren hart erarbeiteten Bankguthaben ausbezahlt bekommen. Nachdem die Europäische Zentralbank angekündigt hatte, die 500-Euro-Scheine auslaufen zu lassen, hatte Kathimerini Banker mit der falschen Aussage zitiert, der einzige Weg, seine  500-Euro-Scheine los zu werden, ohne sie zu verlieren, sei, sie auf dem eigenen Konto einzuzahlen. Umtausch in kleinere Noten sei nicht möglich. Das hatte den schönen Effekt, dass die an chronischer Liquiditätsnot leidenden griechischen Banken mit steigenden Kundeneinlagen bedacht wurden.

Tatsächlich tauschen die Banken die 500-Euro-Scheine sehr wohl um. Allerdings nutzen sie die Verunsicherung der Menschen, um dafür eine Umtauschgebühr von rund 1,5 Prozent zu verlangen, immerhin 7,50 Euro pro Schein. Die neue repressive Maßnahme der Zentralbank ist geeignet, die Menschen dazu zu bringen, das Geld auf ihr Konto einzuzahlen, auch wenn es dort bis auf weiteres eingesperrt ist, nur um eine drohende Untersuchung wegen Geldwäsche zu vermeiden. In Griechenland lösen schon mittlere Bargeldbeträge Geldwäscheverdacht aus.

Bundesfinanzminister Schäuble hat seinen Vorstoß für eine europaweite Obergrenze für Barzahlungen unter anderem damit begründet, dass es in vielen Ländern so etwas bereits gibt. Nach diesem Muster könnte der griechische Vorstoß für uns recht schnell bedeutsam werden, zumal die Zentralbanker des Eurosystems, die solche Erlasse für die Banken beschließen können, sich nicht um die öffentliche Meinung scheren müssen, da sie nicht gewählt werden.

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