Josef Joffe und der Hegemon wider Willen

2. 10. 2014 | Es ist als lege es Josef Joffe, Herausgeber der „Zeit“, gezielt darauf an, das dringend nötige Misstrauen der deutschen Leserschaft gegenüber uns Journalisten zu befeuern. Gerade hat er sich in einer mündlichen Verhandlung vor der Anti-Pressekammer des Landgerichts Hamburg mit dem ZDF darüber gestritten, ob er in sechs oder acht transatlantischen Lobby-Organisationen Mitglied ist, und ob man seine Verbindung in jedem Fall als „Mitgliedschaft“ bezeichnen darf.

Allein mit seinem kleinkarierten Scharmützel mit der Satiresendung „Die Anstalt“, hat er für die Aufklärung der Öffentlichkeit weit mehr bewirkt als selbst Uwe Krüger mit seiner (hier kurz besprochenen) „Meinungsmacht“ zum Einfluss der Eliten auf die Leitmedien und auf  Alpha-Journalisten. Dieses Buch lag dem satirischen Beitrag der Anstalt über Joffe zugrunde.

Doch damit lässt es Joffe nicht bewenden. Als sei nichts gewesen, schreibt er in der aktuellen „Zeit“ auf der Titelseite einen Kommentar mit dem Untertitel „Obama wollte die Uniform des Weltpolitzisten ablegen. Doch die globale Politik akzeptiert kein Machtvakuum“. Darin zählt er auf, was aus seiner Sicht der Welt jedes Mal Schlimmes widerfahren ist, wenn ein US-Präsident sich der Rolle des Weltpolizisten verweigert habe um der Welt ein „idealistisches Amerika“ zu präsentieren, wie Obama das habe tun wollen. Für Joffe war der Fehler nicht der völkerrechtswidrige, auf einer Lüge beruhende Angriffskrieg gegen den Irak, sondern der Truppenabzug aus dem Irak.

Es war ein hehrer Irrtum. Der Traum? Andere Mächte würden die Verantwortung übernehmen. Die EU kann es nicht, Russland und China, zwei revisionistische Mächte, wollen es nicht“, analysiert der Alpha-Journalist. Und dann wird ausgiebig die deutsche Regierung gescholten, weil sie sich auf Waffenlieferungen an die Kurden beschränkt, anstatt sich der Koalition der willigen Mitbomber im Irak und Syrien gegen den islamischen Staat anzuschließen und weil sie das Material ihrer Armee so hat verkommen lassen, dass diese nicht effektiv Krieg führen kann.

Von „Selbstzerfleischung der arabischen Welt“ schreibt Joffe, die niemand beenden könne, schon gar nicht von außen. Daraus folge aber kein Nichtstun, wegen der Flüchtlinge und so. Humanitäre Verantwortung:  sie verstehen.

Kein Wort findet sich in dem Kommentar dazu, wer den Islamischen Staat, der als Teil der syrischen Opposition gegen Assad kämpft, aufgerüstet hat, oder aus welchen von unseren Medien schöngeschriebenen und von den USA protegierten mittelalterlichen Feudalstaaten der IS und die Al Kaida finanziert werden, oder dazu wer die Al Kaida mit aufgebaut hat, damit sie in Afghanistan gegen die Russen Terrorkrieg führt. Kein Wort dazu, was die „Selbstzerfleischung der arabischen Welt“ ausgelöst hat: nämlich die Dämonisierung und kriegerische Bekämpfung ungeliebter Regierungen, die bis dahin die Stabilität der Region garantiert hatten, durch den Westen.

Das sind sicherlich keine Gesichtspunkte an deren Verbreitung die sechs bis acht transatlantischen Lobbyorganisationen ein Interesse haben, in denen Josef Joffe Mitglied ist, oder so etwas Ähnliches wie Mitglied (bitte nicht klagen!). Aber ist das ein Grund für einen einflussreichen Journalisten, sie totzuschweigen? Ohne diese Gesichtspunkte bleibt das Bild das er zeichnet unvollständig und einseitig.

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