Von Eric Bonse.“ Weil sich die Eurogruppe nicht mit dem IWF über einen Schuldennachlass einigen kann, soll Griechenland nun neue Einschnitte beschließen – und zwar zwei Jahre im voraus! Die Kürzungen und Reformen sollen nach 2018 greifen, wenn der laufende dritte Bailout endet. So haben es die Euro-Finanzminister gefordert. Griechenlands Finanzminister Tsakalotos wies das zurück. Gesetze für die Zukunft zu fordern, „sprengt den Rahmen der Demokratie“, schimpfte er.
Wie üblich macht Finanzminister Schäuble den größten Druck. Dabei ist er auch der größte Bremser, was Schuldenerleichterungen betrifft, die der IWF seit Jahren fordert. Doch auch die EU-Kommission stellt sich überraschend gegen Athen. Neue Hilfskredite soll es erst geben, wenn die Linksregierung einlenkt. Doch die Zeit wird knapp. Wenn es nicht bis zum März zu einer Einigung kommt, droht der Streit zum Wahlkampf-Thema in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland zu werden.
Im Sommer werden jedoch neue Rückzahlungen aus Athen fällig. Ohne frische Kredite könnte Griechenland dann erneut die Zahlungsunfähigkeit drohen – wie zuletzt 2015. Das wissen Schäuble und die übrigen Gläubiger natürlich nur zu gut. Sie drängen Griechenland wieder einmal bewußt an den Rand des Abgrunds. Ein drohender Grexit wäre die beste Wahlwerbung für die Hardliner in CDU und CSU. Schäuble könnte damit sogar SPD-Kanzlerkandidat Schulz vorführen…
* Dieser Beitrag erschien zuerst auf Eric Bonses Blog Lost in EUrope.
Weiterer interessanter Beitrag zum Thema: Will President Trump Force Greece Out of the Eurozone? Der Beitrag enthält einige Ungenauigkeiten, wie dass GB den Euroraum verlassen habe (in dem das Land nie war), oder dass die Arbeitslosigkeit in Frankreich und Deutschland hoch sei (was nur für Frankreich stimmt), aber er beleuchtet ein sehr wichtiges Thema aus bei uns unterbelichteter Perspektive. [27.1.2017]