Ursachen den Krise auf den Intensivstationen in den Worten des Klinikums Karlsruhe

24. 11. 2021 | Ein Lagebericht aus dem Klinikum Karlsruhe, dessen Intensivbetten alle belegt sind, zeigt beispielhaft und eindrücklich, wo die Ursachen für den Notstand auf den Intensivstationen liegen und welche Ursache dominiert.

Das Folgende ist aus dem „Lagebericht aus dem Klinikum “ vom 19.11.2021:

Aktuelle Situation im Städtischen Klinikum Karlsruhe

Die Lage ist weiterhin angespannt. Nach wie vor befindet sich das gesamte Klinikum in Pandemiestufe 3. Auch auf den Normalstationen mussten die Kapazitäten für COVID-19-Patient* innen nochmals erweitert werden. Die Anzahl der Patient*innen hat sich seit der Vorwoche gerade auf den COVID-Normalstationen noch einmal erhöht. Momentan steht kein freies Intensivbett zur Verfügung. Neben den 11 COVID-Intensivpatient*innen sind 30 Betten durch non-COVID-Intensivpatient*innen/Notfälle belegt.(…) Die Kapazität im Intensivbereich ist durch den Mangel an ausgebildetem Personal weiterhin eingeschränkt. Derzeit sind von 65 Intensivbetten nur 37 betreibbar. Somit wird die maximale Auslastung des Klinikums im Vergleich zu vorangegangenen Wellen deutlich früher erreicht. Jedes mit einem COVID-Patienten belegte Intensivbett bedeutet, dass das Klinikum ein weiteres Intensivbett schließen muss, weil die Betreuung der COVID-Patient*innen so aufwändig ist, dass dafür Personal abgezogen werden muss.“

Man kann nun schließen, dass die Menschen schuld sind, die sich nicht impfen ließen, weil die weitaus meisten Patienten „ungeimpft oder mit unklarem Impfstatus“ seien. (Dass die unklaren den nicht geimpften Fällen zugeschlagen werden, lässt sich sachlich kaum rechtfertigen.) Hätten sich alle impfen lassen, wären, sagen wir mal, sechs Covid-Patienten weniger auf Intensiv und es wären – wenn man rechnet wie das Klinikum – zwölf Betten mehr verfügbar.

Oder die Politik ist schuld, die es zugelassen hat, dass sich über zwei Pandemiejahre hinweg die Knappheit an Pflegekräften immer weiter verschärft hat, und tatenlos zugesehen hat, wie sich in Karlsruhe die Anzahl der betreibbaren Intensivbetten um über 40% reduziert hat. Hätte es das Geld und eine intensive Kampagne zur Ausbildung und Anwerbung von Pflegekräften gegeben, wären heute 28 Betten mehr verfügbar.

Nachtrag (18:20 Uhr) Deutschland vs. Dänemark

Einen sehr aufschlussreichen Vergleich von Dänemark und Deutschland in Bezug auf Intensivbehandlungen bietet der Arzt Zacharias Fögen auf seinem Blog. Dabei werden auch die finanziellen Fehlanreize angesprochen, die mit zu dem teilweise nur vermeintlichen Notstand in den deutschen Intensivstationen führen.

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