Event 201 war eine von der Bill & Melinda Gates Stiftung, dem Weltwirtschaftsforum und der Johns Hopkins University im Oktober 2019 durchgeführte Simulation einer Corona-Pandemie. Die Teilnehmer aus dem privaten und öffentlichen Sektor bekamen das Szenario präsentiert und diskutierten, was zu tun sei. Es gibt ein offizielles Video davon, mit einem Zusammenschnitt aus Szenariovorstellung und der Diskussion der Teilnehmer, die im Rollenspiel Mitglieder eines Pandemie-Kontrollrats sind.
Nachtrag (26. 04. 2020): Am 12. April sagte Bill Gates in einem Interview der BBC, „Wir haben das nicht simuliert, wir haben das nicht geübt, deshalb finden wir uns nun, sowohl was die Gesundheitspolitik angeht, als auch was die Wirtschaftspolitik angeht, in weißen Flecken auf der Karte (unchartered territory).“ Wie kann jemand das behaupten, der nur ein halbes Jahr vorher, zwei Monate vor Ausbruch der Pandemie, eine Serie von vier Rollenspiel-Simulationen einer Corona-Pandemie mit sehr hochrangigen Teilnehmern organisiert hat. Es stimmt schon: wenn man etwas weniger Gewicht auf die Meinungsmanipulation gelegt hätte, hätte man sich mehr um Gesundheits- und Wirtschaftspolitik kümmern können. Aber diese wurden durchaus auch simuliert. Vergessen haben kann er das kaum.
Die beschriebenen Krankheitssymptome und die Ausbreitung in dem Szenario ähneln stark dem, was wir derzeit mit Covid-19 erleben.
Martin Knuchel, Chef des Crisis, Emergency & Business Continuity Managements der Lufthansa, war auch dabei. Die Lufthansa dürfte also ziemlich schnell gewusst haben, was ihr blüht, als es zwei Monate später in China losging mit Covid-19.
Ab Minute acht geht es darum, dass Falschinformationen die Anstrengungen untergraben, die Pandemie zu kontrollieren. Das ist interessant um einzuordnen, was wir an Informationsmanagement derzeit wahrnehmen: eine Überflutung mit detaillierten, aber oft nicht aussagekräftigen und nicht untereinander vergleichbaren Daten, Medien, die sich vor allem als Multiplikatoren der Regierungsstrategie zu verstehen scheinen, und eine immer härtere Gangart gegen kritische Stimmen, bis hin zu Zensur auf den sozialen Medien oder gar dem Abschalten von kritischen Webseiten.
Immerhin ist ja die mitorganisierende Johns Hopkins Uni derzeit die meistgenannte Quelle für die Corona-Hitlisten, die derzeit die Medien fluten, und Bill Gates und das Weltwirtschaftsforum sind auch keine ganz unwichtigen Spieler.
Tom Inglesby von der Johns Hopkins Uni fragt im Video: „Wie viel Kontrolle von Information sollte es geben, und von wem, und wie kann Falschinformation effektiv angegangen werden? Und was, wenn diese Falschinformationen von Unternehmen oder Regierungen kommen?“
Matthew Harrington, Global Chief Operating Officer der weltweit tätigen Kommunikationsberatungsfirma Edelman sagt dazu:
„“Wir haben den Punkt erreicht, wo Soziale Medienplattformen erkennen müssen, dass die Zeit, in der sie behaupten konnten, ‚Wir sind eine Technologieplattform und keine Medienplattform‘ vorbei ist. Sie müssen sich aktiv daran beteiligen, korrekte Informationen zu verbreiten und in Partnerschaft mit den Wissenschafts- und Gesundheitscommunities (-Gemeinschaften) die Zone der korrekten Information fluten. Denn den Geist der Falschinformation wieder in die Flasche zu stecken, ist unmöglich.“
Lavan Thiru von der Monetary Authority of Singapore betont, man müsse auch darüber reden, dass die Regierung stärker mit hoheitlicher Gewalt gegen Falschinformationen vorgehen.
Jane Halton von der australischen ANZ Bank stimmt Harington zu, dass Internetblockaden und ähnliches weder funktionierten, noch erstrebenswert seien. Es gebe Alternativen. Eine davon sei die genannte Strategie des Flutens mit korrekten Informationen, eine andere sei, Informationsquellen, die Vertrauen genießen, mit den Tatsachen zu versorgen, sodass sie diese weitergeben können, „Aber wir müssen auch über eine technologische Lösung für das Problem nachdenken.“ Leider erfährt man in dem Zusammenschnitt nicht, was sie weiter sagt.
Fortsetzung (13. 04. 2020)
Aber zum Glück gibt es auch eine ausführliche Videodokumentation, in deren Sektion 4 es eine gute halbe Stunde lang nur um diese Diskussion zur besten Strategie gegen Fehlinformation (Misinformation) und Desinformation. Hier hört man den ausführlichen Redebeitrag von Jane Halton. Es geht weiter mit:
„Es wird an Algorithmen gearbeitet, die die Information auf diesen sozialen Medienplattformen durchkämmen, und ich weiß, die Gates Stiftung und andere sponsern Organisationen, damit sie daran arbeiten, damit die Leute mehr Zutrauen in die Informationsquellen haben können, die sie in einer Krise nutzen.
Der chinesische Rollenspieler, George Gao, Mikrobiologe und Direktor des chinesischen Zentrums für Krankheitskontrolle und Prävention, betonte, das Wichtigste sei, das medizinische Personal so zu informieren und zu instruieren, dass sie die richtigen Antworten auf Fragen und Gerüchte geben könnten, zum Beispiel auf das Gerücht, die Pandemie sei menschengemacht.
Edelman-COO Harrington betont, man müsse eine international zentralisierte obere Instanz haben, von der aus die Informationen in Kaskaden nach unten gereicht werden. Es brauche ein zentrales Depot (Repository) von Daten, Fakten und Schlüsselbotschaften.
In der schriftlichen Zusammenfassung der Lehren aus der Übung heißt es unter Punkt 7 zur Bekämpfung von Fake News:
„Governments and the private sector should assign a greater priority to developing methods to combat mis- and disinformation prior to the next pandemic response. Governments will need to partner with traditional and social media companies to research and develop nimble approaches to countering misinformation. This will require developing the ability to flood media with fast, accurate, and consistent information. Public health authorities should work with private employers and trusted community leaders such as faith leaders, to promulgate factual information to employees and citizens. Trusted, influential private-sector employers should create the capacity to readily and reliably augment public messaging, manage rumors and misinformation, and amplify credible information to support emergency public communications. National public health agencies should work in close collaboration with WHO to create the capability to rapidly develop and release consistent health messages. For their part, media companies should commit to ensuring that authoritative messages are prioritized and that false messages are suppressed including though the use of technology.
Fortsetzung (14. 04. 2020)
Die Unternehmen Facebook, Google, LinkedIn, Microsoft, Reddit, Twitter und YouTube haben sich am 17. März verpflichtet „in Koordination mit den Gesundheitbehörden der Regierungen rund um die Welt“ Betrug und Fehlinformation in Zusammenhang mit Covid-19 zu bekämpfen und offizielle Beiträge zum Thema auf ihren Plattformen besonders sichtbar zu machen.
Die Erklärung dazu lautete:
„We are working closely together on COVID-19 response efforts. We’re helping millions of people stay connected while also jointly combating fraud and misinformation about the virus, elevating authoritative content on our platforms, and sharing critical updates in coordination with government healthcare agencies around the world. We invite other companies to join us as we work to keep our communities healthy and safe,
Ein Facebook-Sprecher sagte der Website „Mashable“, in dieser Erklärung gehe es um besseren Informationsaustausch und Koordination mit dem Weißen Haus.
„A Facebook spokesperson told Mashable that the ‚recent statement is about better information sharing and coordination between the companies and the White House.‘