Brief aus Athen: Griechenlands Regierung zieht die geostrategische Karte

 Markus Barth, Athen  Ausgerechnet Verteidigungsminister Panos Kammennos fehlte bei der offiziellen Militärparade zum griechischen Nationalfeiertag am Mittwoch in Athen. Kammenos nahm stattdessen an einer anderen Parade teil. Auf der New Yorker Fifth Avenue, feiern seit 77 Jahren die Greek-Americans den Nationalfeiertag ihres Heimatlands. Das Defilee der Trachtengruppen und Festwagen nahm Kammenos mit dem

New Yorker Gouverneur Andrew Cuoma ab.

Bei einem sich am Samstag anschliessenden Besuch beim Verband der Zypioten in Amerika und in Begleitung hochtrangiger Stabs-Offiziere wurde Kamenos deutlich: Verschiedene Entwicklungen  hätten die Notwendigkeit von Stabilität in der Region gezeigt und dafür spielten die Vereinigten Staaten eine wichtige Rolle, sagte Kamenos, nach Berichten griechischer Medien und schlug den Amerikanern einen amerikanisch-griechisch-zyprisch-israelischen Schulterschluss vor. Griechenland und Zypern könnten angesichts der neuen Vorkommen an Erdgas und Erdöl in der Region in Zusammenarbeit auch mit Israel einen „Grossen Bogen des Friedens und der Stabilität“ gegen die Bedrohungen des islamischen Fundamentalismus bilden, der die Nato an ihrem Suedrand ausgesetzt sei.

Kamenos verriet aus diesem Anlass auch, was Gegenstand der Gespraeche der Vorwoche von Tsipras, Aussenminister Kotzias und Kammenos mit der für US-Europagesandten Nuland war. Er habe Goverment to Government Agreement, ein Regierungsbündnis zur gemeinsamen Ausbeutung der Bodenschaetze vorgeschlagen. Eine gemeinsame Nutzung koennte zu einer Finanzquelle führen, die Griechenland viele Probleme loesen koenne und unabhängig von dem Druck sei den die Kreditgeber ausübten.

Aussenminister Kotzias war derweil zusammen mit dem Vize-Premier Dragazakis in Peking. Ende April kommt Kotzias auf Einladung von Kerry ins State Department. Am 8. Mai fahren Tsipras und Kamenos nach Moskau.

Den weiteren Verhandlungen mit der Eurogruppe blickt Kammenos betont gelassen entgegen. Die Initiativen Obamas durch Telefonanrufe an Frau Merkel und andere europaeischen Führern (über die der „Brief aus Athen“ im Gegensatz zu den Leitmedien berichtet hatte), hätten eine wichtige Rolle dafür gespielt, dass man inzwischen auf dem Weg zu einer Lösung sei.

Dass die amerikanische Diplomatie in letzter Zeit durchaus einen gewissen antideutschen Unterton hat wird auch durch die Grussbotschaft von Aussenminister Kerry zum „Greek Independent Day“ deutlich. „Our two nations are united by shared values like democracy, freedom, and liberty; all first articulated in the agoras of ancient Greece. As NATO Allies and transatlantic partners, we have fought for these values against all threats to our ways of life, including the forces of tyranny, fascism, and terrorism.“  Den Hinweis auf Demokratie und Freiheit gibt es jedes Jahr. Der Hinweis auf den gemeinsamen Kampf gegen Nazideutschland gab es bislang noch nie.

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