11. 10. 2020 | Hören | Der britische Premier hat klar gemacht, dass er keine Rückkehr zur Normalität nach Covid wünscht. Er übernimmt die Agenda, die Prinz Charles und Klaus Schwab beschrieben haben, als sie die Great-Reset-Initiative des Weltwirtschaftsforums vorstellten. In Deutschland ist eine Rückkehr zur Normalität erkennbar ebensowenig erwünscht, auch wenn unsere Bundeskanzlerin diese Absicht behauptet.
Der britische Premierminister Boris Johnson sagte am 8. Oktober per Video auf einem Kongress seiner konservativen Partei (Zitate durchweg meine Übersetzung):
„Wir haben zu viel verloren und über zu viele getrauert und das Leben kann nicht weitergehen wie vorher. Die Geschichte zeigt uns, dass Ereignisse dieser Größenordnung – Kriege und Seuchen – nicht einfach kommen und gehen. Sie sind meistens Auslöser für sozialen und ökonomischen Wandel. Wir sehen diese Momente als eine Zeit zu lernen und besser zu werden. Deshalb wird diese Regierung etwas Besseres aufbauen (build back better).“
Vergleichen wir das mit dem, was Klaus Schwab, Gründer und Präsident des Clubs der größten multinationalen Unternehmen und Milliardäre, Weltwirtschaftsforum, in seinem Buch „Covid-19: The Great Reset“ von Juli geschrieben hat (nach CNBC):
„Viele von uns fragen sich, wann wir wieder zur Normalität zurückkehren. Die kurze Antwort ist: nie. Nichts wird je wieder zu dem kaputten Gefühl von Normalität zurückkehren, das vor der Krise geherrscht hat, weil die Coronavirus-Pandemie einen fundamentalen Wendepunkt in unserer globalen Entwicklung markiert. Manche Analysten nennen es eine Weggabelung, andere eine Krise biblischen Ausmaßes, aber im Kern läuft es darauf hinaus, dass es die Welt, wie wir sie in den ersten Monaten von 2020 kannten, nicht mehr gibt. Sie hat sich im Kontext der Pandemie aufgelöst.
Starker Tobak, dafür, dass bisher etwas mehr Menschen an der neuen Krankheit gestorben sind als während der Grippewelle von 2018, die man beim Weltwirtschaftsforum und andernorts keiner Kommentierung für würdig befunden hat. Aber das Folgende erklärt die Übertreibungen wohl:
„Es ist unsere Aufgabe, den Stier bei den Hörnern zu packen. Die Pandemie gibt uns die Chance: Sie stellt eine seltene und eng befristete Gelegenheit dar, über unsere Welt nachzudenken, sie uns neu vorzustellen, und einen Neustart zu wagen.
Nichts gehe an dem Großen Neustart, dem „Great Reset“ vorbei, den das Weltwirtschaftsforum sich im Juni zum Programm gemacht hat. Es ist natürlich wie immer, wenn die großen Konzerne gemeinsam aktiv werden, ein menschenfreundliches Programm. Es will alle Ungerechtigkeiten und heraufziehende Katastrophen beseitigen, von Rassendiskriminierung bis Umweltverschmutzung und Klimawandel.
Das harmoniert mit dem von Schwab schon lange beworbenen und von den Konzernen seit etwa zwei Jahren proklamierten Übergang zum Stakeholder-Kapitalismus. Das soll bedeuten, dass die Konzerne Verantwortung für den Zustand der Welt übernehmen.
Liest man die entsprechenden Texte ein bisschen misstrauisch, wird schnell klar, dass das ein Synonym ist für „die Regentschaft übernehmen“. Denn die Staaten kommen in diesen Szenarien der Verantwortungsübernahme durch die Konzerne kaum vor, und wenn, dann als Helfer, die ihre Regulierungsmacht in den Dienst der nachhaltigen (=gewinnträchtigen) Weltverbesserung durch die Konzerne stellen.
Das Weltwirtschaftsforum als Stichwortgeber
Anfang Juni hatte das Weltwirtschaftsforum sein „Great-Reset“-Programm mit größtmöglicher Fanfare verkündet. Neben Klaus Schwab sprachen u.a. Prinz Charles, die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der UN-Generalsekretär.
Dort sagte der britische Thronfolger, der Privatsektor(!) werde der Motor der Erholung sein. Er sagte auch (man vergleiche mit Johnson und Schwab):
„Wir haben ein einzigartiges und schnell sich schließendes Zeitfenster, unsere Lektionen zu lernen und einen Neustart auf einem nachhaltigeren Pfad einzuleiten.
Die Pandemie habe den Menschen gezeigt, dass dramatische Veränderungen möglich sind.
„Wir haben eine goldene Gelegenheit, etwas Gutes aus dieser Krise zu machen. Deren noch nie dagewesene Schockwellen könnten die Menschen empfänglicher machen für Visionen des radikalen Wandels.
IWF-Chefin Kristalina Georgieva verglich die katalytische Rolle von Corona mit der des zweiten Weltkriegs, ein konkreterer aber ebenso übertriebener Vergleich wie Johnsons „Kriege und Seuchen“, Schwabs „Krise biblischen Ausmaßes“ und des Prinzen „noch nie dagewesene Schockwellen“.Wer es noch nicht getan hat, sollte an dieser Stelle in Betracht ziehen, das zeitlos wichtige Buch „Die Schock-Strategie“ von Naomi Klein zu lesen, in dem anhand vieler Beispiele diese altbewährte Strategie der Mächtigen beschrieben und analysiert wird.
Und dann sagte die IWF-Chefin noch einen Satz, den Johnson in seiner Rede nur leicht abwandelte:
„Das beste Denkmal, das wir denen bauen können, die ihr Leben verloren haben, ist eine grünere, smartere und fairere Welt.
Smart (klug) habe ich nicht übersetzt, weil es Teil von Ausdrücken wie Smart City ist, einem Euphemismus für totale Überwachung jeder Bewegung aller Bürger im vorgeblichen Dienste der Effizienz und der Ressourceneinsparung. Was man von ‚fairer‘ als Ziel des Weltwirtschaftsforums und des IWF halten darf, wird schnell klar, wenn man sich drei Dinge vor Augen hält. Zum einen weinen die Wirtschaftsforums-Milliardäre seit Jahren in Davos dicke Krokodilstränen über die zunehmende Ungleichheit und werden dabei immer noch obszön reicher. Die Corona-Krise der übrigen Menschheit ist für sie eine Corona-Bonanza. Und alle rund 80 aktuellen IWF-Unterstützungsprogramme erlegen den betreffenden Regierungen Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen auf, in aller Regel gerade nicht für die Reichen, sondern für Mittelstand und Arme.
Einordnendes Resümee
Die Great-Reset-Initiative der Multis und Milliardäre, die der britische Premier sich zu eigen macht, ist ein Manöver zur Ablenkung vom tatsächlich angestrebten Neustart und zur Kontrolle jeglicher Reforminitiativen. Indem das Weltwirtschaftsforum so tut, als wolle es alles neu und besser für die Menschheit machen, schafft es den perfekten Vorwand, um ganz offen große Veränderungen voranzutreiben. Diese gehen in Richtung einer technokratischen global Governance (Weltherrschaft) der Konzerne, die durch autoritär-technokratische Kontrolle die Macht bekommen wollen, die knapper werdenden Ressourcen nicht nur effizient und sparsam einzusetzen, sondern auch so zuzuteilen, dass der Status Quo nicht gefährdet wird.
Gleichzeitig können sie im Rahmen dieser Initiative unverfänglich konkurrierende Reformbewegungen umarmen und lenken, damit diese nicht zu einer Gefahr für ihren eigenen Plan werden können. Wie schrieb Schwab doch laut CNBC:
„„Die Pandemie muss zu wirklichem Wandel führen, um Konflikte und Revolutionen zu vermeiden“.
Der Wandel, den das Weltwirtschaftsforum im Sinn hat, ist der Übergang zur digital überwachten und kontrollierten Variante einer Schönen neuen Welt, wie sie Aldous Huxley beschrieben hat. Auch den technokratischen Erschaffern und Regenten dieser futuristischen Romanwelt, mit ihrer total überwachten, ruhiggestellten und manipulierten Bevölkerung, geht es um dieses Ziel: Kriege, Konflikte und Revolutionen vermeiden – und natürlich die Privilegien der väterlich streng herrschenden Alpha-Klasse bewahren.
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