Deutschlands Schauspielerinnen und Schauspieler schlagen zurück (mit 2 Nachträgen)

23. 04. 2021 | Das verschärfte Infektionsschutzgesetz hat die tot geglaubte Satire wiederbelebt. Dafür danke. 53 Schauspielerinnen und Schauspieler bedanken sich in kurzen Videos bei der Bundesregierung für ihren heldenhaften Einsatz gegen das Virus. 24. 04. | Die Reaktion der Verteidiger der Corona-Politik ist, wie zu erwarten, sehr heftig und zeigt Wirkung.

Unter dem Slogan allesdichtmachen entlarven die Schauspielerinnen und Schauspieler durch bierernste Übersteigerung oder in betroffen nachdenklichem Ton die Panikmache als Totengräberin der Verhältnismäßigkeit und Geburtshelferin des Politikextremismus. Dabei sind so bekannte Namen wie Jan Josef Liefers, Wotan Wilke Möhring, Ulrich Tukur und Meret Becker, (Youtube Playlist aller Beiträge).

Da wird empfohlen, alle Kontaktdaten auf dem Handy zu löschen, denn, wen man ständig hört, den will man irgendwann auch sehen, oder Tukur fordert, auch die Lebensmittelläden zu schließen, denn wenn wir endlich auch körperlich tot sind, hat das Virus keine Chance mehr.

Oder Volker Bruch: „Ich merke, wie meine Angst nachlässt, und das macht mir … Angst.“ (Youtube Link).

Kathrin Osterode stellt ein häusliche Inzidenztafel vor, mit der man Kindern die abstrakte Gefährdung begreifbarer machen kann: „Und wenn eine 30 auf der Tafel steht, dann machen wir alle zusammen eine Fahrradtour, das ist hoch und heilig versprochen. Aber, damit das irgendwann möglich wird, gibt es ab 150 kein Abendessen. Und bei 250 werden die Kinder zur Adoption freigegeben.“ (Youtube Link).

Nachtrag (23:45 Uhr): Ich verbeuge mich tief vor den 41 Schauspielern, deren Videos auch heute Nacht noch online sind, nach einem Tag der Frontalangriffe auf allen Kanälen. Danke für Ihre Standfestigkeit. Einige der Videos sind vorweggenommene Antworten auf die vielen hinterhältigen Figuren, die meinen, sie könnten Kritik an allem für unanständig erklären, was auch von der AfD kritisiert wird. „Ich fühle mich in Räumen ohne Ecken am wohlsten“, sagt Markus Gläser, dann kann ihn kein Regisseur in die rechte Ecke stellen. Deshalb wünscht er sich für die Zukunft nur noch runde Sets. Und Christian Ehrich kündigt an, dass er künftig zum Klatschen im Theater erst ganz nach links gehen wird, damit alle Zuschauer sehen können, wo er steht, auch wenn das für die Leute auf der Bühne vielleicht ein Problem ist, weil sie dann Beifall von rechts bekommen. Jens Wawrzeck philosophiert aus der Bühnensicht über das gleiche Problem und kommt zum Schluss, dass es sich nur lösen lässt, indem das Theater leer bleibt. Dann kommt der Applaus nie von der falschen Seite und niemand applaudiert von der falschen Seite. Hans Zischler distanziert sich in seinem Video vorab von allem, was er sagen wird und was auf der allesdichtmachen-Seite zu hören sein wird. Er distanziert sich in aller gebotenen Schärfe von sich selbst und auch von seinen Mitmenschen, er distanziert sich von morgens bis abends – er nimmt Abstand. Bleiben Sie gesund.

Nachtrag (25.4.): Sehr lesenswertes Interview mit allesdichtmachen-Regisseur Dietrich Brüggemann

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