Update zum Game of Chicken Athen vs Paris 4.2. 13 Uhr

Update vom 4.2. (Link zu Was bisher geschah): Game of Chicken bedeutet: zwei halbstarke fahren aufeinander los. Wer zuerst ausweicht hat verloren. Wenn keiner rechtzeitig ausweicht, knallt es. So langsam wird deutlich, wer mitspielt, also im Auto sitzt, und wer von außen das eigene Team versucht auf der Spur zu halten. Auf der griechischen Seite ist schon länger klar, dass ein eingespieltes Zweierteam mit Alexis Tsipras am Steuer und Yanis Varoufakis als Beifahrer den Cinquecento lenkt. Auf der Gegenseite

machen zwar die Beifahrer und Zuschauer viel Lärm, am Steuer sitzt aber der, der sich bisher gar nicht in die Karten schauen lässt, Mario Draghi, Chef der Europäischen Zentralbank (EZB). Angela Merkel hat sich auf den Rücksitz gesetzt, hatte ich geschrieben, aber das stimmt nicht wirklich. Sie hat ihren Platz auf dem Rücksitz ihrem Finanzminister Wolfgang Schäuble abgetreten und gibt sich mit der Zuschauerrolle zufrieden. Komissionspräsident Juncker hat den deutschen EU-Parlamentspräsidenten Schulz, der sich ohne legitimen Auftrag nach Athen begab um dort „Tacheles“ zu reden, aus dem Auto geworfen, indem er die Verhandlungen zur Chefsache erklärte, ebenso den glücklosen holländischen Eurogruppenchef Dijsselbloem, den Tsipras nach einem Treffen in Athen wie einen Schuljungen dastehen ließ, der eine schlechte Note bekommen hat. Unklar ist, ob Juncker den deutschen EU-Digitalkommissar Oettinger überhaupt wahrnahm, der auf einer CDU-Veranstaltung poterte: „Es kann nicht sein, dass eine Regierung von Brüssel besser behandelt wird, weil sie frech und unverschämt auftritt. Wir dürfen Athen deshalb jetzt nicht abstrafen, aber es hat keine Verbesserung zu erwarten.“ Klar ist auf jeden Fall, dass Oettinger nur Kullisse abgibt.

 Am Wochenende meldete sich noch US-Präsident Obama zu Wort und sagte wer seiner Meinung nach vernünftig sein und nachgeben solle. Man könne ein Land in einer solch schlechten Wirtschaftslage nicht weiter ausquetschen, sagte er in einem Interview mit dem Nachrichtensender CNN. Die deutschen Fernsehzuschauer und Zeitungsleser wurden von solcher Häresie von ganz oben zwar weitgehend verschont (Die FAZ brachte selbst am Dienstag noch nichts davon, andere Zeitungen fügten immerhin ans Ende von Stücken über Griechenland eine kurze Passage ein),  aber das war auch nicht nötig. Bei Juncker auf dem Beifahrersitz kam die offenkundig Botschaft an. Das ist zu sehen daran, wie er darauf reagierte, dass Finanzminister Varoufakis die Troika-Abgesandten zu unerwünschten Personen erkärte: Juncker kündigte daraufhin konzilliant an, die Troika abzuschaffen.

 Zusammenfassend sitzen also, bevor die Autos losfahren,  im kleinen Fiat 500 Tsipras und Varoufakis mit ein paar Stangen Dynamit im Kofferraum, in Form der Drohung, dass im Fall eines Crashs die Währungsunion auseinanderfalle, während im von Draghi gesteuerten Kleinlaster als Beifahrer Jean-Claude Juncker Platz genommen hat, mit dem Auftrag aus Übersee, Unfälle zu vermeiden, und im Fonds Wolfgang Schäuble sitzt und lautstark mäkelt, dass ihm von Kurven und Ausweichmanövern immer so schlecht wird. Auf der Ladefläche fahren die anderen Regierungschefs mit. Renzi scheint mit dem Gedanken zu spielen, das Auto zu wechseln, aber Schäuble hält ihn am Ohr fest.

Ausblick: Am Mittwoch (heute) hat Varoufakis Audienz bei Draghi, am Donnerstag bei Schäuble. Am Freitag und Samstag stellt Tsipras vor, welche Prioritäten er bei der Umsetzung seines Wahlprogramms setzen wird. Langsam wird es spannend. Ich vermute allerdings es wird Überraschung herrschen darüber, wie konsensfähig dieses Programm ist. 

Ergänzung am 4.2. 13 Uhr

Im Interview mit der Zeit sagt Varoufakis die griechische Regierung werde auf keinen Fall um Geld von Russland bitten.

Schlussfolgerung: Das Tsipras mit seinem scnellen Besuch beim russsischen Botschafter diei russische Karte sicherlich nich versehentlich hochgehoben hat, deutet die dezidierte Absage für mich darauf hin, dass Griechenland substanzielle Zugeständnisse in Aussicht gestellt wurden und eine Einigung näher rückt.

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