Hessen will mehr Schulabbrecher (Berlin auch)

 Kanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten hatten beim Bildungsgipfel 2008 in Dresden angekündigt: . „Wir wollen den Anteil der Schulabbrecher bis 2015 auf vier Prozent halbieren“ Es sind weniger geworden, aber immer noch fast sechs Prozent, wie am 5.2. im Handelsblatt-Aufmacher  „Die Abbrecher-Republik“ zu lesen war. Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz Brunhild Kurth (CDU), sagte dazu, hier seien Sozialarbeiter gefragt, nicht die Lehrer, weil die Abbrecher meist

aus schwierigen Familienverhältnissen kämen. Einigkeit besteht, dass Jugendliche stärker betreut und gefördert werden müssen, damit sie gar nicht erst zu Abbrechern werden. Kurth mahnte die Länder, dafür jene 1,2 Milliarden Euro einzusetzen, die sie jährlich sparen, seit der Bund die Bafög-Mittel komplett übernommen hat. Und was tun die Länder? Nicht mal eine Woche später gibt die schwarz-grüne hessische Landesregierung bekannt, berichtet die Frankfurter Rundschau, dass von den 92 Stellen für Schulpsychologen einige abgebaut werden sollen.

Kultusminister Alexander Lorz (CDU) weiß zwar angeblich „selbstverständlich um den hohen Stellenwert der Schulpsychologie in Hessen“ verweist aber auf „Einsparerfordernisse“ in der gesamten Bildungsverwaltung. Die Schulpsychologen zählen in Hessen formal zu r Schulverwaltung. Da muss man Verständnis haben. Hessen ist eines der ärmsten Bundesländer und kann sich wirklich nicht mehr den Luxus leisten, einen Schulpsychologen für nur 9000 Schüler bereit zu halten. Es muss ja wirklich in so einem armen Bundesland nicht sein, dass Schüler, die an Schulangst, Mobbing oder Depressionen leiden schon innerhalb weniger Wochen einen Termin bei einem Schulpsychologen bekommen. Das hessische Kultusministerium dementierte den Bericht der Frankfurter Rundschau ziemlich weich über Bild: Die von der Rundschau genannte Abbauzahl von bis zu 15 sei «völlig aus der Luft gegriffen», Über die Kürzungen sollten die 15 staatlichen Schulämter in eigenem Ermessen entscheiden. Das könne auch Schulpsychologen treffen.

Zynismus beiseite. Das könnte ein Trend sein. Wie aus der Antwort des rot-schwarzen Berliner Senats von Oktober 2014 auf die Anfrage einer Grünen hervorgeht, hat Berlin die Anzahl der Stellen für Schulpsychologen zwischen 2009 und 2014 um sechs auf 82 reduziert und will sie im kommenden Jahr nochmal um vier reduzieren. „ Nach umfassender Prüfung wurde eine Ausnahme der Schulpsychologiestellen von den vom Parlament geforderten Einsparungen als nicht realisierbar eingeschätzt“ heißt es in der Antwort auf die Anfrage. Ist es nicht schön. Die Kultusminister verkünden treuherzig und öffentlichkeitswirksam den Plan, die Schulabbrecherquote zu halbieren und dann gehen sie ans Werk und streichen die Stellen für Schulpsychologen zusammen. Sorry, schon wieder dieser Zynismus Wutbürger bitte weghören. Es stimmt nicht wirklich, dass ihr zum Narren gehalten werdet.  Das sieht nur so aus.

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