Friedrich Schneiders Vortrag auf einer Bundesbank-Konferenz zum „War on Cash“

5. 05. 2017 | Auf einer internationalen Bargeldkonferenz der Bundesbank mit dem bemerkenswerten Titel „War on Cash“ (Krieg gegen das Bargeld) hat der Schattenwirtschaftsexperte Friedrich Schneider eine Studie vorgestellt, die zeigt: die Bekämpfung der Terrorfinanzierung taugt nicht zur Begründung für Maßnahmen gegen das Bargeld. Gegen Schattenwirtschaft; Korruption und Geldwäsche hilft es zwar etwas, aber die Auswirkungen auf die Freiheit und Selbstbestimmung der Bürger sind erheblich größer.

Die meisten deutschen Politiker leugnen, dass es dem Bargeld an den Kragen gehen soll, wenn sie genötigt werden Stellung zu beziehen, wissend, dass der kalte Krieg, der gegen das Bargeld geführt wird, in der Bevölkerung sehr unpopulär ist. Von einem Papier des Internationalen Währungsfonds, der genau dieses heuchlerische Vorgehen empfiehlt, um den Widerstand in der Bevölkerung nicht zu provozieren, hatte ich schon berichtet. Der Titel der Bundesbank-Konferenz auf der Insel Mainau von 20. Bis 23. April 2017 ist nicht die einzige ausdrücklich Einräumung, dass es dem Bargeld entgegen aller Versicherungen an den Kragen gehen soll. Auch der zuständige Bundesbank-Vorstand Alexander Dombret und andere Bundesbankvertreter nennen immer wieder den von der Finanzbranche ausgehenden Krieg gegen das Bargeld beim Namen. In Mainau sagte Dombret:

„Der ‘War on Cash’ hat sich von einer rein akademischen Diskussion zu einem Thema der allgemeinen politischen Debatte entwickelt.

In der noch nicht veröffentlichten empirischen Studie „Restricting or Abolishing Cash: An Effective Instrument for Fighting the Shadow Economy, Crime and Terrorism?“  des Linzer Ökonomieprofessors Friedrich Schneider, einem der führenden Experten für Schattenwirtschaft, heißt es (von mir übersetzt) unter anderem:

  • Für Terroranschläge ist nicht viel Geld nötig und Terroristen können auch sehr strenge Bargeldrestriktionen leicht umgehen.
  • Schweden, wo kaum noch mit Bargeld bezahlt wird, hat immer noch eine beträchtliche Schattenwirtschaft.
  • Eine völlige Abschaffung des Bargelds könnte die Schattenwirtschaft um 20% verkleinern.
  • Der Einfluss auf die Korruption ist etwas größer, aber auch hier ist Bargeld kein entscheidender Faktor.
  • Die Bedeutung von Bargeld für die organisierte Kriminalität nimmt ab.
  • Restriktionen der Bargeldnutzung oder die völlige Bargeldabschaffung würden die bürgerlichen Freiheiten extrem beschränken.
  • Die Abschaffung oder strikte Begrenzung von Bargeld bringt das Risiko mit sich, das Vertrauen in den Staat ernsthaft zu beschädigen und könnte deshalb als Instrument zur Ausweitung staatlicher Kontrolle kontraproduktiv sein.

[5.5.17]

Nachtrag (20.8.): Ich habe den Link zu dem von der Bundesbank inzwischen veröffentlichten Paper eingefügt.

 

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