FAZ-Griechenlandberichterstattung schlägt immer wildere Volten

Die FAZ berichtet : „Derweil gibt es Gerüchte über ein Sondertreffen im griechischen Finanzministerium unter Führung von Alexis Tsipras – nicht Varoufakis“, und auch: „Bekannt ist, dass Washington zumal an die Bundesregierung schon seit einiger Zeit appelliert, auch Zugeständnisse zu machen.“ Also aus der FAZ ist das eher nicht bekannt. Meint die Zeitung wohl den „Brief aus Athen“, aus dem das bekannt ist? Und was ist an den „Gerüchten“ dran?

 Zunächst zu den Gerüchten: Ein Foto von dem Treffen IN VAROUFAKIS BÜRO nährt Zweifel an der These, dass es um die Entmachtung von Varoufakis geht. Dass Tsipras zu Varoufakis geht und nicht umgekehrt, könnte man für ein Statement halten. Alle griechischen Medien berichten über das Treffen.

Was den „bekannten“ Druck aus Washington angeht, verweise ich auf folgende „Brief aus Athen“ seit Februar von Markus Barth, deren Berichtsinhalt in den deutschen Medien jeweils überwiegend gar nicht oder Tage später vorkam.

Brief aus Athen: Obama stellt sich hinter Tsipras und die Deutschen erfahren es nicht

Von Markus Barth, Athen. Topthema in der griechischen Presse des Wochenendes ist ein Interview des amerikanischen Präsidenten im Fernsehkanal CCN vom Samstagabend in dem er sich klar gegen die Fortsetzung der Austeritaetspolitik in Griechenland ausspricht. „Man kann Länder nicht immer weiter ausquetschen, die in der Mitte einer Depression stecken“, sagte Obama in nicht gerade zurückhaltenden Worten: „Irgendwann muss es eine Wachstumsstrategie geben,

 
Brief aus Athen: Deutsche Medien blenden diplomatische Bemühungen der USA aus
Markus Barth, Athen. Am gestrigen Mittwoch hat Präsident Obama bei Angela Merkel angerufen. Das Weisse Haus gibt den wesenlichen Inhalt des Gesprächs bekannt. Es geht um die Ukraine und Griechenland. Was Griechenland betrifft heisst es: „They also reviewed recent

 
US-Finanzminister macht Druck, und damit sein Versprechen an Tsipras wahr
Was Markus Barth gestern hier im Brief aus Athen auf Basis griechischer Medienberichte geschrieben hatte (annähernd Deutschland-exklusiv), dass der US-Finanzminister Tsipras seine Unterstützung zugesagt habe, bestätigt sich heute: Jack Lew macht Druck auf EU und IWF.
 
Und als Zugabe, weils so schön ist:
Kein Konjunktiv, kein „könnte“, kein „vielleicht“. „Griechenland geht schon bald das Geld aus“, betitelt die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 15.4. einen Bericht im Wirtschaftsteil. Der wissende Ton ist umso erstaunlicher, als man nach wenigen Zeilen erfährt, dass die Regierung in Athen einen (nicht näher bezeichneten) Bericht dementiere, schon Ende April drohe der Zahlungsausfalls. Aber es ging bei dieser Information wohl auch nicht um das Dementi, sondern nur darum, den baldigen Termin des angeblichen.
 
Inzwischen sind es etwa 117 Tage seit die klügen Köpfe zum ersten Mal und 44 Tage seit sie zum letzten Mal gemeldet haben, dass das Athener Geld in Kürze alle ist.

Print Friendly, PDF & Email