Brief aus Athen: Troika fordert Einstellung griechischer Satiresendung

Markus Barth, Athen. Der Gastgeber der Satiresendung Al Tsadiri news, Lakis Lazopoulos, war schockiert von einer plötzlichen Unterbrechung seines Programms durch die live aus dem ZDF-Studio in München zugeschaltete „Troika“. In einem Englisch mit schwerem deutschem Akzent, auf das selbst Wolfgang Schaeuble und Günther Oettinger neidisch wären,forderten Max Uthoff, Claus von Wagner und Dietrich Krauss als „Witz-Troika“ im Auftrag der„Europäischen Humor-Kommisssion“ die Einstellung der Sendung.

Der spektakuläre Erfolg der Sendung Die Anstalt vom März in Griechenland (ich hatte berichtet), die damals u.a. die Austeritaetspolitik und insbesondere die Frage der griechischen Reparationsforderungen thematisiert hatte, war sicher Grund für die Einladung des Macher-Trios in die Satiresendung „Al Tsadiri news“. Deren Macher, Lakis Lazopoulos, hatte in der Vorwoche bereits den deutschen „Draghi-Schreck“ Josephine Witt zu Gast gehabt ( hier).

Die „Witz-Troika“ moniert, „Al Tsadiri news“ habe nicht wie versprochen die zugesicherten „schmerzhaften Reformen“ durchgeführt (Video auf englisch hier).. Die neue „Witz-Liste“ sei immer noch zum Lachen, was man in Deutschland nicht akzeptieren koenne. Gute Witze seien viel zu teuer und Lazopoulos könne sie sich nicht mehr leisten, betont ein sehr strenger Uthoff. Man verlange die Einhaltung der Verpflichtungen aus dem „Memorandum of Misunderstanding“. Mit billigen Witzen sei die Sendung viel profitabler. Auch Lazopoulos Lohn sei viel zu hoch (hier könnten sie sogar recht haben,M.B.).

Die deutschen Witze funktionierten nicht beklagt sich Lazopoulos. Das könne nicht sein sagt Krauss, es sei bewiesen, dass das was die Deutschen machten auch sonst in der Welt funktioniere. Nötig sei nur ein bischen Geduld und viel Leiden. Witze zu erzählen ohne Kravatte sei sowieso unmöglich ergänzt von Wagner. Guter Humor müsse schmerzhaft sein, man brauche nur Merkel und Schaeuble zu fragen um zu verstehen, was das bedeute. Uthoff betont, Lazopoulos müsse endlich aufhöhren gute Witze zu vergeuden und von Wagner erklärt warum die Deutschen keinen Humor hätten. Sie hätten ihn eben an die andern Länder verkauft und seien gerade deshalb so reich. 

Nach dem warmen Beifall schließt Lazopoulos ein kleines Interview an.

„Was haben wir Schäuble getan, dass er uns aus der Euro-Zone rauswerfen will?“, fragt er. Von Wagner gibt seine Erklärung: Griechenland habe eben eine Revolution gegen die Austeritaetspolitik erlebt, die  eine deutsche Erfindung sei, und das sei vielleicht nur der Beginn einer weitergehenden Revolution. Das erzeuge die Angst bei Schäuble die Kontrolle zu verlieren und gerade deshalb appeliert von Wagner an seine Zuhörer: „Weiter so Griechenland, kämpft weiter!“ Dem griechischen Publikum gefällt die Antwort. Ob die Deutschen alle ihre Probleme gelöst hätten und sich jetzt mit Griechenland beschäftigten, will Lazopoulos wissen. Ob sie immer alles richtig machten und die Griechen alles falsch? Uthoff macht ein paar Späße über seine „unperfekten deutschen Kollegen“ und wird dann ernst. Glaubt das nicht, sagt er, das ist ein Unsinn den die Medien behaupten, was die wollen dass ihr glaubt. Hört ihnen nicht zu!

Was die Deutschen denken wenn sie „Grieche“ hören fragt Lazopoulos. Er persöhnlich, antwortet Krauss diplomatisch, denke an freundliche Menschen, wunderschöne Inseln und langweiligen defensiven Fussball, an dem aber wohl ein deutscher Trainer namens Rehaklis schuld sei. Auf die Frage warum Varoufakis den deutschen Kollegen Schäuble so nerve, antwortet Uthoff: Varoufakis sei eben Ökonom und Schäuble Rechtsanwalt. Schon die alten Römer hätten gewusst, dass Rechtsanwälte nicht rechnen könnten.

Am Ende lädt Lazopoulpos Claus, Max und Dietrich ein, sie müssten im Sommer kommen um im antiken Theater von Epidaurus Aristophanis zu spielen. Es sei schön, dass die Gäste es den Griechen wieder ermöglichten von Herzen ein freundschaftliches Verhältnis zu den Deutschen zu haben.

Ein Dankschreiben der Deutschen veröffentlicht Lazopoulos auf seinem Internetportal. Sie hätten sich, schreiben sie unter anderem, sehr nah zum Publikum gefühlt obwohl sie im Münchner Studio nur akustischen Kontakt hatten. Sie schämten sich für ihre sture Regierung, die eine fehlerhafte und katastrophale Politik gegenüber dem griechischen Volk fortführe, das darunter leide. Scham fühlten sie auch für die Massenmedien, die sich nicht für die alternativen Vorschläge der griechischen Regierung interessierten sondern nur für die Herabwürdigung ihrer Führungskräfte, indem sie über Motorräder und Krawatten redeten.

Die Einladung Aristophanis in Griechenland zu spielen erwidern sie mit der Aufforderung an Lazopoulos Brecht in Deutschland zu spielen. Wir warten drauf!

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