Die Commerzbank hat dazugelernt: warum zocken, wenn man mit Zinswucher auch Geld verdienen kann?

Im Abspann meines Kontoauszugs von der Commerzbank erfahre ich bemerkenswertes, nämlich wie viel die Bank für eine Kontoüberziehung an Zinsen nimmt. Das wirfte ein ganz neues Licht auf die Schlagworte, mit denen die joggende Commerzbankerin immer wirbt.

„Sicherheit und Transparenz“, darauf lege ich als Commerzbank-Kunde wert, weiß meine Bank in der Einleitung, ein Anspruch, dem sie kontinuierlich gerecht werden möchte. Das tut sie bemerkenswerter Weise allein schon dadurch, dass sie ihre gesetzliche Pflicht erfüllt, mich über die Kosten einer geduldeten Überziehung zu informieren.

Mit diesem langen Vorspann in Marketing-Blähsprache schafft die Bank es, die entscheidende Zahl bis in Zeile 20 zu verschieben, bis zu der sie hoffen kann, dass nur wenige Kunden sich durchbeißen.

Die Zahl lautet 18,3 Prozent.

Referenz ist der Eonia der letzten zwei Monate, der bei ca. minus 0,13 lag.

Das heißt, die Commerzbank schlägt 19,6 Prozent auf ihre Kosten auf.

Geduldete Kontoüberziehungen sind solche, die über das ausdrücklich eingeräumte Überziehungslimit hinausgehen. Traditionell werden die hohen Sätze für geduldete Überziehungen damit gerechtfertigt, dass sie die Liquididitätsplanung der Bank durcheinander bringen könnten. Das war schon immer ein schwaches Argument, aber derzeit trifft das Gegenteil zu. Die Banken haben viel zu viel Liquidität bei der Europäischen Zentralbank und bekommen dafür keine Zinsen, sondern müssen Zinsen dafür bezahlen. Eine halbwegs solvente Bank, die nicht in einem Krisenland liegt, profitiert finanziell von einem Abfluss von Kundengeldern. Der extreme Zinsaufschlag von 19,6 Prozent lässt sich nur damit erklären, dass die Bank ausnutzt, dass kaum ein Kunde plant eine geduldete Überziehung stattfinden zu lassen und deshalb wegen Wucherzinsen hierauf normalerweise nicht die Bank wechselt – zumal die anderen Banken auch nur graduell weniger gierig sind.

Zocken ist out. Für die Commerzbank zähle nur noch der Erfolg der Kunden, wirbt die joggende Bankerin. Das muss man wohl so verstehen, dass die Bank risikolos, also „mit Sicherheit“ so viel wie möglich von diesem Erfolg der Kunden für sich abzweigen will.

 

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