Wie man seine Fotos aus der Clearview-Datenbank löschen lässt (mit Nachtrag)

6. 04. 2020 | Unter dem Corona-Vorwand lassen erste Bundesländer bereits Überwachungsdrohnen patrouillieren. Demnächst fliegen dann bei Demonstrationen vielleicht Polizei-Drohen mit Kameras. Für solche Zwecke bietet die US-Firma Clearview Polizeibehörden eine riesige Fotodatenbank für die Gesichtserkennung an. Deshalb sollten alle dafür sorgen, dass die eigenen Fotos dort gelöscht werden. Es ist leicht.

Clearview bestückt seine Datenbank mit Fotos, die es weltweit aus dem Internet absaugt, vor allem aus den „sozialen“ Medien. Per Gesichtserkennungssoftware werden die Fotos miteinander abgeglichen, sodass alle Fotos der gleichen Person verbunden werden. Über die Fundstellen lässt sich normalerweise leicht der Name der jeweiligen Person ermitteln.

Am 29. Februar habe ich von Clearview unter Verweis auf europäisches Recht meine Daten angefordert und die Löschung meiner Fotos verlangt. Wie das geht, fand ich in einem Artikel in Vice beschrieben, der mich zu dieser Aktion motivierte. Ich schrieb folgendes an privacy@clearview.ai.

„Dear Sir or Madam,
As a citizen of the European Union I request information on any of my personal data that Clearview has obtained, the method by which you obtained it, and how it was used. Please delete the data after you have given it to me and refrain from collecting any further data about me.
Thank you
Dr. Norbert Haering (Häring)
Adresse

Clearview hat das Verfahren geändert. Bevor Sie aktiv werden, lesen Sie bitte den zweiten Nachtrag unten.

Wie in dem Artikel von Vice beschrieben, bekam ich daraufhin am 13. März die Aufforderung, per Mailantwort ein Foto und eine Kopie eines Ausweisdokuments mit Foto zurückzuschicken, damit man mir meine Fotos in der Datenbank zuordnen könne. Dem kam ich nach.

Am 6.4. bekam ich das Ergebnis, 17 Fotos von mir aus den unterschiedlichsten Quellen in den unterschiedlichsten Ländern, im Wesentlichen das Erwartbare, keine peinlichen Jugenfotos, weil ich eben außer den Fotos, die ich auch beruflich nutze, nichts ins Internet gestellt habe.

Dazu kam der Hinweis, dass diese Fotos danach in der Datenbank gelöscht wurden und dass man meinen Wunsch in der Datenbank nicht mehr aufzutauchen registriert habe. Die geforderte Erklärung, auf welche Weise man an die Fotos gekommen sei und wie die Fotos genutzt wurden, wird nur mit einem Link auf eine allgemeine Antwort im Internet beantwortet. Darin steht unter anderem (meine Übersetzung):

„Mit wem tauschen wir Daten aus?

Nutzer von Clearview: Sicherheitsbehörden, Personen, die im Bereich Sicherheit und Anti-Menschenhandel arbeiten.

Gelegentlich und für begrenzte Zwecke und Zeiträume können Drittanbieter die Such-Werkzeuge von Clearview nutzen, um deren Genauigkeit zu beurteilen und die Performance unserer Cyber-Sicherheit zu verifizieren.

Es ist nicht ganz klar, unter welche Nutzungsform Medien-Berichte fallen, wonach reiche Leute Clearview genutzt haben, um zum Beispiel die Dates ihrer Kinder zu identifizieren.

Wer mit der ersten Anforderung gleich eine Kopie des Personalausweises und ein Foto mitschickt („A copy of my official ID and a photo of mine are attached.“), der kann die Sache wohl deutlich beschleunigen.

Viel Erfolg. Nicht vergessen! Mail gleich schreiben und losschicken.

Nachtrag (6.4.): Ein Leser fragt, ob durch die Übersendung von einem Photo und Kopie des Ausweisdokuments an Clearview nicht die Gefahr besteht, dass damit zu irgendwelchen Bildern die eigene Identität erst zugeordnet werden kann, und wer überprüft, ob die die Bilder wirklich löschen. Dazu kann man sagen: Die verlässliche Zuordnung aller einschlägigen Fotos zur anfragenden Person ist der Zweck der Übung. Wenn das zur Löschung führt, ist das das erwünschte Ergebnis. Wenn Clearview die Löschung nur behauptet, aber nicht ausführt, hilft das natürlich nichts. Man muss sich hier wohl auf die drakonischen Strafen verlassen, die ein Unternehmen durch ein solches Vorgehen riskieren würde. Allerdings muss Clearview wohl technisch bedingt mindestens ein Foto kombiniert mit meinem Namen vorrätig halten, um neu aus dem Internet gekratzte Fotos von mir zu erkennen und zu löschen. Das dürfte dann meine Ausweiskopie und das übersandte Foto sein. Das dürfen sie zu diesem Zweck nutzen, aber eben nur zu diesem Zweck.

Im Folgenden finden Sie die vollständige Antwort von Clearview:

„Hello,
You are receiving this email as a response to your request for data access. Attached is a .PDF file that contains any search results relevant to you that are generated by Clearview search, based on the image that you provided us. The images you shared to facilitate this request will be deleted.

You can click here to learn more about how Clearview indexes the images that appear as search results, and how those images are used and shared.

We have used the information you shared to remove any results pertinent to you from Clearview AI search and to implement your opt-out request.

Regards,
Clearview Privacy Team

Nachtrag (20. 04. 2020): Clearview hat das Verfahren geändert, vielleicht weil nun zu viele Auskunfts- und Löschanfragen kamen. Man geht nun auf die Seite clearview.ai/privacy/requests anstatt eine Mail zu schreiben. Hier der Erfahrungsbericht eines Lesers.

Ich bekam folgende Antwort-Mail: „Hello, Thank you for contacting privacy@clearview.ai. Please visit clearview.ai/privacy/requests and follow the on-screen prompts. Thank You, Clearview AI Privacy Team“

Nachdem ich über diese Seite gegangen war (es handelt sich wohl um einen weiteren Dienstleister, was evtl. mit weiterem Datenabgriff verbunden ist (auch ein Hinweis, daß Daten an die US-Behörden „im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten“ abgeführt werden kam beim Procedere)) erhielt ich folgende Nachricht von der Mailadresse notifications@typeform.com:

„This e-mail is to confirm that we have received your EU/UK/Switzerland Deletion Request. We will get back to you as soon as possible. Sincerely, Team Clearview“

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