Facebook wird zum Nato-Organ

18. 05. 2018 | Der Druck auf Zuckerberg hat gefruchtet. Das Digital Forensic Research Lab des Atlantic Council wird künftig dank einer gerade vereinbarten Kooperation mit Facebook darauf achten, dass keine russischen Quellen über das soziale Netzwerk westliche Öffentlichkeiten mit Falschinformationen und Propaganda politisch beeinflussen können. Nur noch neutrale Informationen über die segensreichen Wirkungen der weltweiten Friedenseinsätze der Natotruppen und über die Gräueltaten der Regime, die aus humanitären Gründen beseitigt werden müssen, sollen uns erreichen.

Katie Harbath, Direktorin für Globale Politik und Regierungen von Facebook, sagte dazu laut einer Pressemitteilung des Atlantic Council: “Diese Partnerschaft wird sicherstellen, dass Facebook eine positive Rolle bei allen Wahlen rund um die Welt spielt.”

Damit hat der Atlantic Council in der Tat große Erfahrung. Er ist eine eng mit der Nato assoziierte, sehr einflussreiche Orgnaisation.  Als zu entscheiden war, wer Spitzenkandidat der SPD für den Bundestagswahlkampf werden sollte, Sigmar Gabriel, der Befürworter  der Russland-Pipeline Nordstream 2 und eines Abbaus der Sanktionen gegen Russland, oder Martin Schulz, die treue Seele, publizierte der Atlantic Council eine Broschüre, in der Gabriel zusammen mit Alexander Gauland von der AfD als nützlicher Idiot, trojanisches Pferd und Einflussagent Russlands tituliert wurde. Die deutschen Wähler kamen nicht in Gefahr, ihr Kreuz für einen russischen Einflussagenten zu machen. Schulz bekam den Vortritt. Der Atlantic Council empfahl in der Broschüre der EU und den Regierungen  „zivilgesellschaftliche“ Gruppen zu finanzieren, die die Öffentlichkeit über Putins dunkles Netzwerk solcher Einflussagenten informieren.

Nachdem Schulz durch Intrigenspiel Gabriel auch noch aus dem Amt des Außenministers gekegelt hatte, veröffentlichte der Atlantic Council im Februar 2018 eine von der Nato finanzierte Broschüre mit dem Titel Democratic Defense Against Disinformation. Darin machte er auf gar nicht subtile Weise deutlich, welcher deutsche Politiker das Vertrauen der „transatlantischen Gemeinschaft“ genießt und damit als Außenminister geeignet wäre. Dieser Politiker bekam als einziger ein Portraitfoto und sein NetzDG eine lobende Erwähnung als vorbildhafte Maßnahme im Kommunikationskampf gegen Russland. Im März wurde Heiko Maas Außenminister und wendete prompt sich und seine Partei von Russland und Nordstream 2 ab.

In der Broschüre warnte der Atlantic Council, dass Europa vor der gleichen Herausforderung stehe wie die USA, nämlich auf Desinformationskampagnen die gegen sie gerichtet sind, zu reagieren. Vor der russischen Einmischung in die europäischen Wahlen hatten der Atlantic Council und andere so wortreich und alarmistisch gewarnt, dass sogar mit East StratCom (Strategische Kommunikation Ost) eine EU-Truppe zur Propagandaabwehr eingerichtet wurde. Man erfährt, dass der Atlantic Council zur Verbreiterung des Kampfes gegen russsische Propaganda in Washington ein von der Nato gesponsertes „transatlantisches Forum“ namens StratCom DC abgehalten hat, zu dem mehr als 100 europäische Journalisten, Aktivisten und Regierungsvertreter aus fast jedem europäischen Land gepilgert seien. Wer diese vorbildhaften Menschen waren, erfährt man leider auch auf der Website von StratCom DC nicht. Man kann es bei den Journalisten wohl nur an betont objektiver Berichterstattung ohne putinfreundlichen Einschlag erahnen.

Bellingcat-Expertise für Facebook

Ein Mitarbeiter des Digital Forensic Research Lab ist der Chef und Gründer des Blogs Belingcat, Eliot Higgins. Über Bellingcat deckt Higgins mit einem forensisch-technischen Sachverstand und einer Informationsfülle, wie sie nur ein abgebrochener Medizinstudent und Finanzsachbearbeiter eines Textilherstellers und eines Flüchtlingsheims aufbieten kann, Greueltaten von Russen und Syrern noch vor allen offiziellen Stellen auf, etwa den Einsatz von Streu- und Fassbomben und von Giftgas, sowie den Abschuss von Passagierflugzeugen. Medien wie Spiegel Online haben den Wert solcher Quellen schon länger erkannt und berichten regelmäßig und prominent über die in Broschüren des Atlantic Council enthaltenen objektiven Informationen aus dem Feindesland. Jetzt also offiziell auch Facebook. Endlich werden wir auch in den sozialen Medien wirksam geschützt vor den falschen Fake News und feindlicher Propaganda.

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