Wie eine gekaufte UN-Organisation mit Visa und Mastercard an der Abschaffung des Bargelds arbeitet: Teil 2: Finanzielle Inklusion als Vorwand

17. 04. 2016 | Eine Better-Than-Cash Alliance will mit dem von Bill Gates gekauften United Nations Capital Development Fund wie in Teil 1 beschrieben, innovative Bezahlsysteme voranbringen und Bargeld zurückdrängen, angeblich zum Wohle armer Menschen in Entwicklungsländern. Obwohl es in Wahrheit nur um Profite und Überwachung geht, machen Entwicklungshilfeministerien und Förderbanken mit.

Die Stiftungen der Organisationen, die sich schon in den 90er Jahren zum Programm gemacht hatten, aus der Ausnutzung der finanziellen Notlage armer Menschen in Entwicklungsländern ein einträgliches Geschäft zu machen, sind weitgehend die gleichen, die jetzt die Anti-Bargeld-Allianz betreiben, um noch mehr an den Armen zu verdienen,

Bill Gates (Microsoft), Omidyar (eBay), Ford Foundation, Citi, Mastercard, Dell gründeten 1995 bei der Weltbank die Consultative Group Assist the Poor (CGAP), um das damals noch recht unbedeutende Mikrofinanz-Modell des Fullbright-Studenten Muhammad Yunus zu propagieren und groß zu machen.

Neben der Förderung des Geschäftsinteresses der beteiligten zumeist amerikanischen Unternehmen ging es Organisationen wie der Weltbank darum noch um etwas anderes. Mit dieser allein am Individuum ansetzenden,  pseudo-Entwicklungspolitik sollen die Entwicklungsländer in Abhängigkeit gehalten werden.

Die Mikrokredit-Offensive führte in vielen Ländern, nicht zuletzt in Yunus Heimatland Bangladesch zu Überschuldungsexzessen und Selbstmordepedemien. Ein sehr großer Teil der Kunden der Mikrokreditgeber nehmen heute die Kredite auf, um alte Kredite zu bedienen (siehe Die soziale Maske der Mikrokredit-Mafia rutscht).

Hätten die Initiatoren das Ziel der Armutsbekämpfung ernst gemeint, hätten sie sich vor allem auf Kreditvergabe zu günstigen Konditionen an junge, vielversprechende und wachsenden Unternehmen konzentrieren müssen, nicht auf Kleinstkredite zu hohen Zinsen an Kleins-„Unternehmer“.

Hehre Motive statt nacktes Geschäftsinteresse?

Genauso verlogen ist die Begründung, mit der die gleichen Gruppen aus der Finanz- und Datenbranche heute das Bargeld aus den Entwicklungsländern verdrängen wollen, angeblich um den Zugang von deren ärmsten und ländlichsten Schichten zu wichtigen Finanzdienstleistungen zu verbessern – natürlich völlig uneigennützig.

Auf den ersten Blick klingt es ja ganz überzeugend, was sie sagen. Es ist viel leichter, ein paar Vertreter auf die ländlichen Gebiete zu schicken damit sie dort Leuten, die keine Bankverbindung haben, mobile Banking verkaufen, als überall Bankfilialen zu errichten. Aber eben nur auf den allerersten, flüchtigsten Blick.

Schon auf den zweiten Blick fängt man an zu zweifeln. Bargeld ist die mit großem Abstand einfachste Technologie um am Zahlungsverkehr teilzunehmen. Es braucht dafür fast keine Infrastruktur. Es ist wahr: damit es richtig gut funktioniert, auch wenn man etwas größere Umsätze macht, braucht es Infrastruktur, muss man überschüssiges Bargeld deponieren können und Wechselgeld besorgen können. Das lässt sich für die Anbieter digital leichter aufbauen bzw. ersetzen. Aber damit verbessert man nur den Zugang der etwas Etablierten in den nicht ganz abgehängten Regionen zu Zahlungsverkehrsdienstleistungen. Mit finanzieller Inklusion hat das wenig zu tun, wenn man gleichzeitig die Versorgung mit Bargeld oder die Möglichkeiten Bargeld zu nutzen beschränkt.

Die Better Than Cash Alliance und ihre assoziierten Gruppen schreiben zwar nicht allzu viel darüber, dass es ihnen auch darum geht, Bargeld aktiv zurückzudrängen, aber man muss auf Ihren Webseiten nicht lange suchen, um entsprechende Politiken gelobt oder verfochten zu finden, sowie Lamenti darüber, dass die Armen und der Mittelstand so viel mit Bargeld operieren. Ein Beispiel von vielen ist etwa die wohlwollende Beschreibung der Strategie Nigerias, die neben Informationskampagnen ach „Begrenzungen der Bargeldnutzung und beträchtliche Gebühren zum Unattraktivmachen von Bargeldabhebungen und –einzahlungen“ beinhaltet.

Schweden will das Ende des Bargelds hinausschieben

Sogar im reichen und fortschrittlichen Schweden sah sich die Notenbank vor kurzem genötigt in einer Stellungnahme zu einem Zahlungsverkehrsgesetz darauf hinzuweisen, dass bestimmten Bevölkerungsgruppen und Regionen schwerwiegende Nachteile drohen, weil ihnen der Bargeldhahn abgedreht wird, ohne dass es überall entsprechende unbare Zahlungsdienste gibt, die sie auch nutzen können (siehe: Schwedens Zentralbank bremst den Marsch in die bargeldlose Gesellschaft). Die Notenbank schrieb:

„„Die Reichsbank möchte betonen, dass sie nicht gegen die Transformation des Zahlungsverkehrsmarktes ist, sondern dessen Fortentwicklung und Innovationen begrüßt.  Aber verschiedene Gruppen werden den Strukturwandel als problematisch erfahren. Deshalb muss er in einem Tempo vor sich gehen, der es unwahrscheinlich macht, dass sie vom Zahlungsverkehr ausgeschlossen werden.  Aufgrund der zentralen Rolle des Zahlungsverkehrs in der Gesellschaft, müssen die Gruppen berücksichtigt werden, die mehr Zeit brauchen, sich an neue Zahlungsmethoden anzupassen.“

Die Consultative Group to Assist the Poor gibt zu:

„Trotz des Potentials der digitalen Finanzdienste, die nicht mit Bankdienstleistungen Versorgten zu erreichen, bleiben Herausforderungen. Viele Anbieter haben Probleme, nützliche Produkte zu entwickeln, die die Kunden auch aktiv nutzen. (…) Selbst in Kenia, wo die Mehrheit der Erwachsenen mobiles Geld nutzen, sind weniger als ein Prozent der Transaktionen der Haushalte mit niedrigem Einkommen digital.“

Weniger schonend ausgedrückt: Das Ganze ist bloß eine Strategie der Kreditkarten- und Internetfirmen, den Mittelstand der Entwicklungsländer mit ihren Produkten zu erreiche und von diesen abhängig zu machen.

Und zur Problematik des gläsernen Menschen heißt es unter den „Herausforderungen“ in einem kurzen Satz lakonisch:

„Auf der Datenseite muss die Privatsphäre der Kunden abgewogen werden mit dem Potential der Daten, bei der Entwicklung neuer Finanzdienste zu helfen.“

Wir sollen zuversichtlich sein, das die beteiligten US-Unternehmen aus der Finanz- und Datenkrakenbranche, unterstützt von patriotischen Organisationen wie der Ford Foundation und US-AID, und gemeinsam mit den autokratischen Regierungen, mit denen sie zusammenarbeiten, diese Abwägung nach bestem Wissen und Gewissen im Sinne der betroffenen Bürger vornehmen werden.

Mehr zum Thema

Wie eine gekaufte UN-Organisation mit Visa und Mastercard an der Abschaffung des Bargelds arbeitet (1)

Dossier zum Kampf um das Bargeld

Buch: Die Abschaffung des Bargelds und die Folgen

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